Auftritt Nietzsche. Das Vorwort dazu spricht Umberto Eco, der Mann, der sein Material für seine Vorlesungen in Plastiktüten in den Hörsaal trägt, also ein Sympathieträger erster Klasse.

"Also entweder Gott existiert nicht, oder er ist ein Schwachsinniger, der Milliarden von Jahren auf einer Schreibmaschine herumgetippt hat, um Lösungen zu finden." Dankeschön. Basel, im Zeitenwechselstrom, keine gigantischen Legosteine aber Bürgertum. Connor entdeckt die Welt der solariumentstellten Plastikfrauen und eine Grundidee für einen Essay, das Fritzlein, erst ein Jahr zuvor an die Universität gerufen, hörte dort auch und schrieb darauf: "Zum ersten Mal habe ich Vergnügen an einer Vorlesung", doch nicht lange, denn Clieko Sieomby und Fritze N. sitzen gemeinsam in einer Jakob Burckhardt Vorlesung und gehen sich auf die Eier. Fritze kontrahiert ihn, Sieomby nimmt an, das Ehrengericht schraubt die Forderung von leichten Säbeln auf Schläger herunter, wegen der schlechten körperlichen Verfassung von Nietzsche, Sieomby sticht Nietzsche ab, der ist dann frustriert, will sich bei einer Käuflichen trösten, holt sich dort Lues, schreibt abgefahrene Bücher und wird irgendwann irre. Fritze, B! Franconia Bonn versus Sieomby, C! Palaio- Argentina.

Wie immer fühlte er sich schrecklich, nicht nervös, aber flau. Die Paukbrille wurde ihm angehalten, er beobachtete scharf; wie der Genießer-Voyeur auf der Düsseldorfer Flughafenschauplattform, eng gezogen, keine Gedanken im berstenden Kopf. Tunnelvision, er kann nicht sehen wohin er geht. Nietzsche sitzt noch auf seinem Stuhl, gegenüber, Die Rückseiten seiner Bundesbrüder sind zu sehen, manche Leute kommen und gehen, wünschen Glück und Waffenschwein, sein Gegenpaukant ist kein Sympathieträger. Der Kopf pocht, Gedanken verfliegen. Die Sekundanten nehmen Mensur. Braune Augen des Franken zwinkern, sein rasierscharfer Schläger will meinen Kopf treffen, erwähnte ich, daß die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen können? Nietzsche wirkt nervös, das ist gut. Zeit für Psychokrieg; Clieko starrt in seine Augen und legt ein arrogantes Lächeln auf. Wenn nur der Mund nicht so sehr zittern würde. Mensur genommen, der Moment naht...der Ehrengang wird nur fragmentarisch wahrgenommen. "Hoch, bitte!" "Hoch!" "Fertig!" "Los!", die Sekundanten sind unten, Stahl kracht, ledernd, ein, zwei, sechs Hiebe, Clieko fühlt etwas kaltes an seiner Wange, Vorsetzen ist buxig und zurückwedeln kompliziert. Die Sekundanten rufen "Halt!", fallen ein. Der Testierer desinfiziert zitternd, es ist Feuer in der Partie, vom ersten scharfen Gang an. Die Wange scheint unverletzt, nur getroffen von der flachen Seite der Klinge, Zahnschmerz wird überlagert von Adrenalin.. "Hoch, bitte!"..."Los!"...Clieko unter Nietzsches Deckung, Zieher, seine Klinge hinterläßt einen roten Striemen auf seiner Wange, unglücklicherweise ebenfalls ein Flacher. Nächster Gang. Zu energisch und offensiv fechtend, vernachlässigt er seine Deckung. Der vierte und fünfte Hieb schlägt auf Horizontalquart ein. Kaltes fließt die linke Kopfseite herab, er kann sein eigenes Blut schmecken. Der Bader kommt, tupft mit einer Kompresse den Schmiß, signalisiert dem Sekundanten, das es weitergehen kann, der getroffene Paukant erlebt dies alles wir in Watte gebettet. Der Sekundant beschwört ihn. "6 Hochquarten, sauber und hart." Keine risikoreiche Kombinationen, Clieko rettet sich so über 6 Gänge des immer härter prügelnden Nietzsches. Dann sieht er, wie sein Gegenpaukant immer kraftloser wird und mit dem Korb nach vorne fällt. Dann wagt Clieko einen Zieher, ein dünner roter Streifen auf Friedrichs dümmlicher Fratze. Vorbei, vorbei - während des Flickens denkt er daran, wie Nietzsche seine Postkarteneintrittskarten in den Olymp der Tickmänner lösen wird und das er zum ersten Mal das umgesetzt hatte, was sein Schlepper ihm riet. Er wußte, er würde mehrere Liter Bier darauf nehmen...

"All over this town

They pull over

In their Citroen vans

Not to shake your hand

With meths on their breaths

And you with youth on your side

A plastic bag stranded at the lights

This once was me ..."

 

 

(Aus dem Hintergrund ruft ein Linksgelehrter: "Die Mannigfaltigkeit der Verbände unterlag informellen, aber sehr wirksamen Rangabstufungen, deren Spitze die Corps einnahmen, gefolgt von den nunmehr korporativ verfestigten Burschenschaften, den weiteren schlagenden, dann den ‘nur’ farbentragenden Verbindungen bis hinunter zu jenen Verbindungstypen, in denen das Korporationsprinzip in das Vereinsprinzip überging. Tonangebend war das ‘Waffenstudententum’ der führenden Verbände; von ihrem Verbindungsstil ging offenbar eine unwiderstehliche Sogwirkung aus.")

Sicherlich galt dies für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts- es muß aber auch unsere Aufgabe sein, daß ein Autor, sei er Korporationen noch so feindselig bis kritisch gegenüber eingestellt, etwas ähnliches immer wieder schreiben würde. Was nach der Niederschrift folgte, war Connors Taktlosigkeitstagtraum von einer Bestimmungsmensur mit Lt. Worf, Sohn des Mogh, auf Alten Wiener Burschencomment. Ein paar Jahre danach in Turin: Ein Walroßartiger, cornflakesverachtend, schreibt wirre Ansichtskarten nach der Begegnung mit einem Pferd, einer zärtlichen Umarmung. Nachweislich bekam er Befehle von außerhalb. An Cosima Wagner ("Ich liebe Dich, Ariadne"), den König von Italien ("Mein geliebter Umberto ... ich lasse alle Antisemiten erschießen") und Jakob Burckhardt ( wo er mit "Dionysos" unterschrieb). Clieko aber durfte per Ostblockbus wieder in die Wahrwelt. Sei’s wie es sei: Bei einem gewissen Übermaß an geschichtlicher Zuwendung, zerbröckelt und entartet das Leben.

Er rieb sich die Augen. Danach trank er im Internet-Café Cislahnanies einen Kaffe’ con Lethe und schaute einem Surfer über die Schulter auf den Monitor:

"Du dumme Fotze, was soll der SCHEISS!! Ich bin geil und gib den Suchbegriff ‘Fotze’ ein. Dann muss ich mir Deine belanglosen, langweiligen Sachen anschauen, wo es gar keine Fotzen zu glotzen gibt, nur weil Du einmal ‘Du dumme Fotze’ geschrieben hast. Du dumme Fotze, zeig sie mir doch mal lieber, anstatt hier so doof rum zu lavern!! Anbieten, nicht lavern!!! Aber sonst, schon recht lustig, wofür sich die Leute so zeit nehmen...."

Das Netz war wirklich nur etwas für Wissenschaftler. Auch dies würde nicht das letzte Erlebnis dieser Güteklasse sein. Der Bigott regiert.