Phantomschmerz
Deutschland
oder
Krabben im Hotel
————— Erzählung ————
von Heiko Schomberg
"Demokratie ist lustig." (Joseph Beuys)
Phantomschmerz:
<m.> scheinbarer Schmerz in einem amputierten Glied
"Ich lese viel doch verstehe nichts."
...er hatte Highlander schon vierzehnjährig als einen Film aus Gottes Zelluloidbüchse empfunden. Die zweimalige Bedeutungsrenaissance die er nicht erwartet hatte, hielt ihn nicht davon ab, an Connor festzuhalten, Brenda zu verwerfen und allen Blossoms dieser Welt ein Denkmal, aber keine Kerze zu setzen...
"Der Gedanke eines Recycling meines Schwachsinns zum Liebesroman läßt mich nicht los", lallte Connor. Jedem Menschen seinen Künstlernamen, wer nennt sich freiwillig schon alter ego ?
"Du hast schon recht. Es ist die masochistische Naivität, in Selbsttötung zum Orgasmus kommend."
"Zwei Bier, los, erzähl."
Duncan liegt im Bett. Staub- er dringt in seinen Mund, in seine Nase, in seine Augen ein. Schwarz, schwarzes, dunkles- nicht sein Gefühl, sondern seine Umgebung. Eine riesige Spinne seilt sich langsam von der Decke ab. Woher sie kommt? Keine Ahnung. Das braucht er auch nicht zu wissen. Nicht interessieren. Es ist keine Realitätsüberhöhung- es ist Realität. Diese gigantische Spinne. Mit menschlichem Kopf. Haare, überall. Erschreckt ihn diese Spinne? Nein. Sie schwebt langsam von der Decke hernieder.
Eine Sekunde.
Zwei Sekunden.
Drei Sekunden.
Vier Sekunden.
An jedem Bein hat die Spinne eine Hand. Menschenhand. Sie reicht ihm ein achtel Menschenhand und er schüttelt sie wie die eines alten Freundes. Duncan hört es. "He, ich kenne dich, ich möchte ein Kind von dir."
Verblüfft antwortet er: "Selbstredend, aber wenn ich mit dir korpuliere, mußt du mir versprechen, daß du mich nach dem Akt auffrißt!"
Eigentlich sollte ihm diese Bedingung Kopfschmerzen bereiten, doch fühlt er sich so gut und ausgeglichen wie lange nicht mehr. In Erwartung des letzten Ficks, dringt er hart in die ihm immer sympathischer werdende Spinne ein. Ficken für den Tod. Spinnenleib- in dir wird mein Kind wachsen, nur schade, daß ich so wenig davon haben werde. Nach dem Akt - es beginnt das, was Duncan vorher ausmachte. Die Mutter seines Kindes schaut ihn an und flüstert, kannibalo-wollüstigkeit sey' s Panier:
"Jetzt werde ich dich fressen."
Vorfreude. Ein Biß, ein Schlingen, er ist drin. Seine beiden Beine sind kurz über den Knien abgebissen. Der Verlust der Beine tut ein wenig weh, ist aber das sinnliche Gefühl des Gefressenwerdens, wert. Er ist müde. Er ist geil.
"Warum habe ich bloß meine Zigaretten vergessen! Sie schmecken immer so gut danach."
Irgendwie läßt ihn das lustig sprudelnde Blut, dieser hohe geile Blutverlust, müde werden.
"Naja. Erstmal ein kleines Nickerchen."
Ein schrilles Klingeln weckt Duncan. Ein gelbes Telephon steht hier. Ist er im Verdauungstrakt einer Spinne.
"Bin ich hier?"
Nein, denn er spürt die Schmerzen in seinen Beinen. Oder was davon übrig blieb. Auf den Stümpfen windet er sich zum Telephon und nimmt den Hörer ab. Duncan fragt, wer da sei. Eine junge Frau , mit einer wundervollen Sprechstimme, will ihn auf ein Bier einladen und grüßt ihn von Salvador Dali. Er muß leider absagen..
" Scheiße- dieser Fick ist mir durch die Lappen gegangen".
Als Absagegrund führt er an, er habe im Moment Probleme mit seinen Beinen. Das Gefühl, mal richtig ehrlich gewesen zu sein. Müdigkeit. Stunden vergehen?
"Wann werd' ich denn endlich mal zersetzt?"
Warten ...
Er sieht den Totenschädel des Führers; er geht ihm auf die Nerven, denn er hat so etwas unruhiges an sich. Dieser hat in seinem Leben sicherlich nie eine Dose Bier für 49 Pfennig getrunken. Er mag solche Leute nicht. Duncan soll ihm ein gutes Bordell empfehlen. Er teilt ihm mit, daß er sich in diesen Räumlichkeiten nicht auskenne- Schädel akzeptiert. Das Verhalten des davonschwebenden Totenkopfes ist befremdlich, denn Duncan fragt sich, was ein Totenkopf ohne Unterleib in einem Etablissement sucht. Egal. Seine herbe, ungezügelte Fröhlichkeit verfliegt plötzlich. Warum weiß er nicht. Er wollte doch nicht die Lazarus-Nummer machen. doch er war, leider unverdaut und bis auf den erotischen Verlust seiner Füße, Unterschenkel und Knie, draußen und gesund. Morbide Melancholie überfällt Duncan. Er robbte sich, nicht ohne das unzuverlässige Insekt zu schimpfen und verurteilen - dieses verschwand nach der Vorwurfstirade - auf allen Vieren zum Balkon. Mit seinen Restbeinen reichte er gerade noch über die Brüstung des Balkons. Seine Hände schwitzen, er ist umgeben von Strömen seines eigenen Schweißes. Deswegen dauert es einige Sekunden, bevor es ihm gelingt die auf der Elbe deponierte Zigarette anzuzünden. Scheinbar hatte Duncans Körper den Blutverlust besser verkraftet, als er hoffte.
"Ich hab' halt immer Pech."
Ein erhebendes Gefühl, als es anfing zu regnen, Dunkelheit und Regen. Er, das Nachlassen der Schmerzen aufgrund der abgetrennten Beine bedauernd, das Gespenst Promiskuität erwartend, den Phantomschmerz Deutschland spürend, drückt sich die Zigarette sorgfältig in seinem linken Auge aus. Er hangelt sich über die Brüstung, blickt in den Abgrund (eine heftige Erektion ist die Folge) und läßt sich fallen...
"Zwei Bier auf die Totenwählerinnen."
"Ein rüder Beginn, nicht Connor?", bemerkte Dugal.
"Sie waren zwei miese kleine Schufte. Und doch honigleckende Götter!"
Der weite Blick über Äcker und Weideland wird an den ruhigen Nebenarmen des Rheins von Pappelreihen und Kopfweiden unterbrochen, die bei tiefstehendem Sonnenlicht oder bei Nebel eine typische verträumte Stimmung verbreiten. Jedoch:
Freitags sind die Kneipen voll. Sie auch. Dann trinken sie auf die Tage die kommen werden. Die "DDR" öffnete heute die Mauer zu Insel-Berlin. Immerhin besser als ‘nem alten Kahn hinterhergefahren. Ein Mädel kam am Tisch vorbei und bot Fellatio an, doch Connor schickte sie weg, sie war zu dick. Er liebte diese Kneipe mit ihren bunten rheinischen Fenstern. Sie trug ein blindmacherblaues Kleid. Vielleicht auch yveskleinblau.
"Harry, hol’ schon mal den Wagen."
"Du meinst es war Mord, Stefan?", klang es aus dem Ratenfernseher. Er würde den PC vergewaltigen, wissend, daß er das Lebensgefühl der Endachtziger nicht festhalten kann obwohl sie es so gerne wollen. Doch er wird es nochmals auswälzen, weil ihm die amorphen Mittneunziger auf den Sack gehen.
"Noch mal zwei, hier, do! Und einmal Fritten mit Zwiebelringen und Mayo." Warum trinken Menschen manchmal Pflanzenöl? Ein weiterer fällt. Er begann mit den Aufzeichnungen am 16. Geburtstag Blossoms. So hießen sie alle und so schuf Connor die Grundlage, obwohl er’s noch nicht konnte. "Diese Geschichte ist eine Liebesgeschichte", hackte er in den Computer, sein Zoll an die Mittneunziger. "Ollivetti ade- einmal muß es vorbei sein, all die Stunden der Liebe", summend. Er war im Begriff, einen Roman im Roman zu schreiben. Damit wurde er genauso ein asoziales Subjekt wie Walter Jens.
"Dann werde ich also bald mit wirren Haaren und zitternden Händen in schlechten Talk-Shows auftreten und meine Rentenbiographie aussülzen.?"
Dies steht zu befürchten. Connor saß mit nacktem Oberkörper vorm Monitor und spielte an einem Furunkel in der Nähe des Bauchnabels. Dann öffnete er dieses durch sein herumdrücken und Blut und Eiter spritzte auf den Bildschirm und die Maus. Das fand er unangenehm und beschloß in der Oberstadt einen Kaffee trinken zu gehen.
Hier könnte mein gescheitertes 90iger Fragment beginnen, eine triviale Liebesgeschichte, Beginn Januar, ca. 50 Seiten brauchbar ohne Scham.à Die Geschichte ist eine klassisch-zeitlose universelle Geschichte über Liebe, Gefühle, Verführung und Versöhnung. Ein anständiges Liebespaar überwindet die schrecklichen, zerstörerischen Elemente der Stadt, der Stasis und fleischgewordener Verdummung.
"Wozu bist Du hier, Haargummi?!"
"Ich wollte etwas mit Dir besprechen."
"Nein, ich meine hier auf Erden...!"
Einige Philosophen wollten den Tod nicht als natürliche Grenze akzeptieren. Trotz dieses Fehlens, mußten sie vor dieser Grenze kapitulieren, unconditional surrender. Als herausragenster Kämpfer des Gymnastiastenbildungsbürgertums starb Albert Camus am 4. Januar 1960, knappe 30 Jahre vor dem Beginn dieser trivialen Geschichte. Einfach so. Die Absurdität des Menschenschicksals in einer gottlosen Welt ist von illusionsloser Bereitschaft zum tapferen "Trotzdem" geprägt. Mir doch egal. Und weiter, diesmal der Schwule: "Die Tragödie des Alters beruht nicht darin, daß man alt ist, sondern daß man nicht mehr jung ist." "So what difference does it make?", Gedichte schallen aus einem Gerät einer Zeit, die noch Vinyl kannte. Der Tod als unverrückbare Tatsache, bedeutungsschwangere Pubertät, unausgegorenes und die Furcht vor dem Alter sind die besten Ängste der Menschen, in die sich ein unbedeutender Liebesroman einbetten läßt. Dies kann der Hintergrund selbst für ein so abgegriffenes Thema wie die Liebe zwischen zwei Menschen sein. Diese Geschichte ist gefühlig, soll sie sein, muß aber nicht. Der junge Mann heißt "Connor", will sich selbst finden; dies ist nicht gleichbedeutend mit -verwirklichen, die zerstörerische Liebe zu den Frauen nennen wir "Blossom" oder B. Er kann ohne diese Frau nicht leben - aber auch nicht mit ihr. So haben wir das plot eines Groschenromans und doch ist es mir ernst mit der Sache.
Jede Liebe beginnt mit Zufällen. Connor wird Blossom zufällig begegnen. So hatte er schon einige Affären hinter sich, der Wettkampf mit den Vereinskameraden zeigt in Zusammenhang mit Bravo-Lektüre selten wenig Folgen. Für ihn waren Frauen biologischer Triebabbau.
("Nein das stimmt nicht, es war Selbstbestätigung und Imponiergehabe" "Ja - aber Du suchtest Geborgenheit" "Schwuchtel" "Wer von uns hat denn den Elfer damals verschossen?!")
Die sexuellen Triebe sehr ausgeprägt, im selben Maße wie sein Verlangen nach Sex (Nummern ziehen) unglaublich groß war, war dies nach Liebe äußerst klein. ("Begrifflichkeiten klären!" "Arschlecken!!")
Und doch sehnte er sich nach Liebe, konnte es nicht definieren, es war ein verschwommenes Gefühl eines Schülers jeglicher Hinsicht; denn er kämpfte doch so sehr gegen das ihn anziehende, wollte es nicht zulassen. Connor schlief mit Frauen und dies hatte nicht das geringste mit Liebe aber Anhänglichkeit zu tun. In dieser Zeit als Eleve versuchte er dem Bild, daß er sich von sich machte, voll zu entsprechen. Auf keinen Fall Gefühle investieren. Zeitkind. Dann investierte er Emotionen. Doch Connor trennte sich immer in dem Moment von seinen Freundinnen, in dem er bemerkte - oder ahnte - daß er so etwas wie Liebe empfand. Connor hatte Angst verletzt zu werden. Er wollte nicht verletzt werden. Endachtziger, als die Subkultur, ein fieses Wort, noch etwas war, auf das man stolz sein konnte und kein Marketingkonzept. Man kannte selbst längere Liedtexte und sie waren keine Nummer zum repeat oder shuffle drücken. Egoismus und Oberflächlichkeit. Kann man diese moralisch werten? Darf ich mir das anmaßen?
Oh mein Gott, er hackt einen Besinnungsaufsatz in den Computer. Warum hat er die Scheiße nicht ins Klo gespült. Es machte keinen Sinn, allwissender Erzähler zu sein.
Oberflächlichkeit kann gut sein, im Sinne von hilfreich. Schlecht ist sie, wenn nicht hilfreich. Einigen wir uns darauf, Oberflächlichkeit als "hilfreichen Teufel" zu bezeichnen. Connor erhielt einen Anruf. Der Anruf langweilte ihn, das Klingeln nervte. Gedankenverloren kratzte er etwas aus einen gelben Telephonnotizhaftzettel, 3 M.
"Ich sah nur dieses häßliche Gesicht der Oberflächlichkeit."
Er hatte seine Trennungen immer gut verkraften können, bei Halbwertzeiten von vier Wochen eine große Kunst. Das Klischee lebend und vorgelebt, stürzte er sich in oberflächliche Vergnügungen wie Alkohol und neue Frauen. Er war wie sie alle und doch etwas besonderes, dachte er. Die Priorität setzte er in der Reihenfolge Alkohol, dann Puppen. Jawoll - der Stereotyp, sich’s angelesen nicht -gesehen, des biersaufenden, sexistischen Monsters. Das er Vereinsfußball spielte und als junger die konservative Volkspartei nur leidlich kritisierte versaute ihm die Bewährung und machte die Würdelosigkeit komplett. Aber C. haßte die Oberflächlichkeit. Im Widerspruch des Reif-werdens drehte er sich, mit ihr den Egoismus ("ich will nicht verletzt werden") bewältigen, die Folge des Egoismus war wiederum Oberflächlichkeit und damit war es auch gut.
Fülle weiter die Seiten mit den nibelungentreuen Helfern des PräBlossomlebens! Wenigstens die Musik dieser Zeit war noch im grünen Bereich und man konnte sich ein inner-sleeve ohne Lupe anschauen. Drei Monate bevor sich B. in sein Leben drängte, hatte er noch beziehend eine andere. Sie dachte, sie liebe ihn, er wollte pimpern. Leerlauf = Lehrlauf = Durchgang.
Er wollte seinen Lebenswandel ändern, nicht so weitermachen, denn auch El Debilo befriedigt die Kette Sex-Oberfäche-Gefühlnichtinvestition-Egoismus-Trennung-Suche nicht unendlich. Er schrieb in sein Tagebuch:
"Verwirrung. Trauer. Ich weiß, daß ich einen Fehler mache. Es ist beängstigend. Geistiger Betrug. Vielleicht steigere ich mich in die Sache hinein. Warum ist es so gekommen? Weil ich es provozierte und keinen Platz für unbeantwortete Fragen ließ. Ich wehre mich dagegen, doch neben der Hoffnung ist auch die Bereitschaft, sie zu verletzen. Unruhe, ich bewege mich im Kreis, aber auch Freude, Sympathie und Leere. Auch Leere. Ich weiß nicht, wie ich die Dinge der letzten Zeit bewerten soll. Und der Alkohol, ständiger Begleiter, Wattenebel und Freund und das völlig falsche Mittel. Es ist wie das Leben in einem Renault Fünf. Wenn man sich morgens verkatert aus dem Bett pellte und sie einem das Auto nicht gestohlen hatten, war das Zarah-Leander-Wunder genug. Ich wünschte, ich hätte Schmierpapier aus Tropenholz. Arroganz, Hülle und dunkle Gefühle. Aber Lebensfreude. Ich will hinaus, fühle mich eingeengt und verdränge unerfüllbare Hoffnungen. Ich muß in die Offensive gehen. Und welche Konsequenzen wird dies haben? So viele Erfahrungen, die ich schon gemacht habe - sie können mir jetzt nicht mehr helfen und konnten es wohl nie. Mann, was hasse ich sich selbst bemitleidende Menschen, die A’schlöcher, doch das scheint mir die einzig akzeptable Lösung zu sein. Selbstmitleid. Und warum empfinde ich so eine große Hassliebe zu mir?! Du kannst meine Wehleidigkeit nicht einfach wegblasen!!""
Connor als Kind der Zeit, die nicht rann. Die Umwälzungen im Ostblock waren faszinierend, obwohl er es im Urin spürte, daß sie ungut für seine Portokasse werden würden. Ungarn, CSSR, Polen, Rumänien und natürlich die friedliche Revolution in der DDR, obwohl unblutige Revolutionen Deutschen noch nie Glück gebracht hatten. Diese Zeit war ebenfalls geprägt, und tat dies mit ihren -genossen, durch das Bekanntwerden großer Umweltkatastrophen und was es sonst noch so gibt. Tropischer Regenwald, Ozonloch, AIDS und was einen darüberhinaus eigentlich nicht desinteressiert sein lassen darf, wenn man nicht dem Kopf mit sich voll hat oder es ist. Diese Gleichgültigkeit ist illegitim und doch hatte Politik für Connor keine große Bedeutung. Vielmehr besaß er konkrete Meinungen, der Kommunismus hatte als wirklich unrepräsentative Form ausgesorgt und war irgendwie die größte geistige Verirrung des 20.Jahrhunderts. Dieser hatte wirklich einiges losgemacht und obwohl im Kommunismus alles schön ordentlich und adrett war, war’s für den Popo. Unzynisch sah er es, der Kapitalismus, eine Form die in Deutschland immer mehr und mehr verwässerte, falls es sie überhaupt mal gab, entsprach seinem Naturell und dem richtiger Menschen. Fressen und gefressen werden, der Stärkere gewinnt, Sozialdarwinismus regiert, wer schneller zieht gewinnt, das Unwort gibt alles, der Schnellere auch, zieh, Fremder, zieh! Ein gutes System, seit Millionen Jahren von Bestand und es wird nur beendet werden, wenn der Mensch die Erde systematisierend unbewohnbar gemacht hat. Er würde dies leider nicht mehr erleben. Doch immerhin besaß er die Dreistigkeit, sich zu verlieben, und es kann sein, daß es gut ist, wenn das Individuum seine Zukunft nicht kennt. Blossom und der hilfreiche Teufel.
Naiv, nicht vollkommen unintelligent und es war mit der Naivität wie mit der Oberflächlichkeit. Immerhin hatte man noch ‘was in der Hinterhand. Blossoms Naivität war meistens schlecht, da nicht hilfreich. Sie hatte einige Affären mit Jungen gehabt, aber keinen richtig rangelassen, es waren keine Bettkantengeschichten, die der ganzen Sache noch Würze gegeben hätten. 17 Jahre alt, Eifersuchtsexzesse waren an der Tagesordnung. Zuerst war sie auf ihre kleinere Schwester eifersüchtig, dann auf die Freunde ihrer Freundinnen, weil diese nicht teilen wollten. Es war diese Melange aus Mauerblümchenannäherung, Minderwertigkeitskomplexen und Theoretisierung von Zweierbeziehungen, verlängert. Woody Allen hätte wenigstens noch ‘nen guten Film daraus gemacht. Sie sah, daß der potentielle Partner nicht mit anderen sexuell verkehren würde, sich dies aber vorstellen könne. Und es machte sie rasend, immer nur vor den Kopf, nicht aber hinein blicken zu können. Eifersucht beginnt ebensfalls dort und das Ende wird immer eingeläutet mit "Was denkst du gerade..." Antwortet man darauf "Knie nieder zum mündlichen Examen!", so bekommt man nur von jeder Vierten keine Ohrfeige oder ‘nen Griff in die Klicker.
Einige Rheinländerinnen waren Brasilianerinnen, sie trugen ihren Busen wogend vor sich her und lösten damit die kleinen Tragikkomödien des Alltags aus. Es spielten sich Vergleiche im Kopf ab. Blossom wußte, daß da Mädchen waren, die besser aussahen als sie, was wenig schwierig war, blendete die vielzitierten inneren Werte aus und wurde rasend. Connor zog diese Vergleiche nicht, er wollte standhalten und punktete mit: "Blossom wird nie einen besseren bekommen.". Dies ist vielleicht arrogant, aber eifersuchtssparend wenn durchhaltbar. Sie zog feierliche Vergleiche, trug ihre schlechte Laune einer Prozession gleich vor und vor sich her, machte, was in zehntausend Jahren noch zwischen Mann und Frau geschehen wird: Scheiße.
Connor hatte einen Fehler begangen. Er war an einem der Vorzeigeabende an die provisorische Partytheke (Balkontisch, Plastiktischdecke, 10l Altbierfaß mit Tropffang aus rotem Plastik) gegangen und hatte mindestens eine Zapfminute dort verbracht. Eine Minute umringt von gefährlichen, denn anderen Mädchen; er hätte einen Blick oder sogar ein paar Worte mit ihnen wechseln können. Was für ein Selbstwertgefühl, für ihn damals nicht nachvollziehbar, die Unbegründetheit der Verdächtigungen machte ihm zu schaffen, die europäische Glas-halb-leer-Mentalität, sie waren im ersten Jahr völlig unbegründet und deshalb machte er das, was er am besten konnte. Nein nicht Bier trinken und charmanten Unsinn erzählen, sondern verdrängen. Bis Blossom nach Holland fuhr und er in Rücksicht:.
"Diese Stadt war so schlecht nicht, trotz all ihrer Berge und Hügel, sie suchte ihren Waldführer. Sie war halt wie alle Städte, welche nicht das Privileg anglo-amerikanischer Stadtsanierung, Nachkriegswiederaufbauverbrechen und SPD-Stadtkernerweckung hatte. Waldumrandet, es war der Atem des Mittelalters mit kleinen Gassen und engen, biologisch gewachsenen Straßen zu spüren - und erst der Himmel entwirrte das Knäuel wieder. Pittoresk."
Zuwenig Pathos. Er dachte über die politischen Umwälzungen im Ostblock nach, sah sein erstes Pampelmusenmonster (noch grün) und war gegen seinen Willen politisch - aber ein Suchender. Damals verstand er die Flüchtlingsströme aus der untergehenden DDR, fuhr mit Freunden zum Winktourismus nach Hof, war euphorisch und glaubte an Freiheit contra Videorecorder, Golf GTI, Marlboro. Ihm war klar, daß Hunderttausende kommen würden, als die Ungarn den Stacheldraht zur Alpenrepublik durchschnitten. Seine Freunde hielten ihn für einen Schwarzseher, doch wenn er den Propheten mimte, und dies sehr erfolgreich, so schalteten seine Kumpels auf Durchzug und doch: Der Berg kam zu ihm.
Er hatte sehr viel Magenprobleme und dachte an ein Musical, das er schreiben wollte: "Die Allgegenwart des Sodbrennens".
Die Freiheit gab es dort nicht, es gab sie in der Rhein-Alpen-Schweiz gemäßigt, er redete dagegen und es war doch eine ungemein pubertäre Frage, "Gibt es hier Freiheit?", impertinent, im Vorgriff auf das, was sich jenseits des großen Teiches zusammenbraute.
Sieben, acht, neun, zehn, niemand wird’s verstehen. Er bediente sich des Ungutvokabulars und sinnierte über den Selbstreinigungseffekt des Volkskörpers:
Neuguinea und mitteleuropäische Intoleranz:
Deutsch sein heißt doof sein! Die beste Lösung von Generationenbetrachtungsunterschieden wird nicht immer zwingend durch das Aussterben der Trägergeneration gelöst. Dies scheint nur bei Kulturvölkern der Fall zu sein und auch hier kriegen wir wieder die Selbstgeißelungsmedaille. Der Clan ging ursprünglich aus einer edelmetallverzierten Filzspalte hervor; und ich gehe mit dem immer mehr abbauenden Wondratschek d’accord: Der starkbiertrinkende Berti Brecht hatte beim deutschen Volk nicht annähernd soviel Erfolg wie Adolf Hitler. Und Papua-Neuguinea hatte nicht so schöne Biergärten wie München, doch kann man hier und dort mit Reisecheques das Urlaubserlebnis sicherer machen. Die Regierung wollte die Kopfjäger zusammen bringen und lud die verfeindeten Völker des Hochlands zu einem Kulturwettstreit ein. Mit der Selbstdarstellung fern ab der Beinhäuser, wollte man Geister und fremde Völker erschrecken, doch fehlte der Begegnung der frühere tödliche Bierernst - auch dort geht alles den Bach runter.
Der friedliche Kulturvergleich ist jetzt zur Touristenattraktion verkommen. Ergo: Nicht Ulan Bator aber Port Moresby, die Hafenstadt ist bedeutend gefährlicher als Los Angeles und doch könnte ein Einwohner aus Rio darüber nur verschmitzt lachen.
Immerhin: Curd Jürgens war stets besser in der Uniform des Zeitsiegers, sollte Stefan Zweig auch anderer Meinung sein. War in des Teufels General als Dreingabe ständig voll wie ‘ne Eieruhr. Ein Film für das neue Athen oder das alte Berlin; der gefürchtete Ruf, "Zick zack, Zonenpack!", blieb diesmal aus.
Würde doch die PS-Stärke entscheiden, könnte es noch amüsanter und schneller zugehen, es wäre das normalste der Welt, Radfahrer, Fußgänger und anderes Gesocks zu überfahren, also zu verletzen und gegebenenfalls zu töten. Es entspricht aber nicht unserer heutigen Norm, es ist und bleibt wohl lange hier so: Der höchste Wert ist das Leben, weder Gnade noch Strafe der zwanzigsten Jahrhundertgeburt. Oh, wie schön ist Neuguinea - dort geboren, aufgewachsen, zwar würde nicht die Geschichte von Blossom und Connor dargestellt, doch ich könnte wertfrei töten und nicht Papier einsauen. Ich überfiele mit meiner Sippe die Nachbarsippe und würde die Fremden töten und den Kopf des Opfers - der Beute ist - als Beweis für meine mutige Tat mitnehmen. Und es wäre eine weitere Kopfjägerfreizügigkeit, daß ich nach dem Tod meines Vaters ihm den Kopf absäbele und als Andenken an meinen Ahnen, auf dem langsamzerfallenden Fleisch, dem skelletierenden Ruhekissen schlafe. Der Verwesungsgeruch wäre stechend, doch in grenzenloser Freiheit können solche Unanehmlichkeiten nur sekundär sein. Man lebt nur mit Männern zusammen, doch gibt es keine Stammesfrauenlesbengruppen und man ist nicht gezwungen, ständig sexuelle Avancen zu machen und den Gebärenden hinter her zu laufen. Aber in den Genuß des Kopfkopfkissens käme ich nur, falls niemand eines Feindvolkes die Stirn besessen hätte, des Vaters Kopf als Sammelobjekt zur Befriedigung seines Kopfjägertriebes anzusehen. Die Pampelmusenkiller waren wahre Krabben.
Bestimmte Werte sind ein philosophischer Treppenwitz, solange sie sich nicht gegen die eigene Person stellen. Manchen Menschen, vor allem kurzhaarigen Frauen, steht Traurigkeit gut, einige werden farblos, traurige Männer nehmen ein Studium auf und enden in der Statistik wie in einem kargen Roman: als Bildungsinländer und Fußballdeutscher. Auch so kann man einen Charakter zu beschreiben versuchen. Das Zeitalter von Wohndesign, worldwideweb und wonderbra - doch nach zwei bis vier doppelten Ouzo kommt der Wattemann und das Leben läßt sich wieder ertragen. Es waren Gedanken, unsorgfältig gedacht und notiert, was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen, das steht schon in der Bibel, Nachtschränkchen im La Posada Motel, Fillmore, Kalifornien.
Wer war den nun der eigentliche Widerpart Hitlers? War es wirklich Roosevelts Sieg, der uns zwang diffuse depressiv-mörderische Effekte zu zähmen, mit denen wir Nachbarschaftshilfe ausübten? Der Opponent der brutalisierten Kinder des Abendlandes, die mit ihrem Kulturhochmut Amok gegen die Welt, die Ziivilisation und die Langeweile liefen. Amerika hat uns in gewisser Weise das Glück gelehrt. Und sich weitere Meriten verdient.
Ein weiterer Verdienst der Achtziger war AIDS, was dem ganzen Rumgehacke einen tödlichen Kick gab und die Materialien zum Bungeejumping weiterentwickelt wurden. Er schützte sich und die Bettkantengeschichten.
"Einen Hirntod."
"Einen Hirntod bitte!"
"Bitte einen Hirntod.", sprach Connor zu der Bedienung mit dem grünen Irokesen, die vermutlich eine Frau war, aber dann eine, die einem die umgangssprachlichen Nüsse knackte. Girlies gab es erst in dänischen Vierfarbillustrierten. Wenn er sich schon betrinken wollte und früh merkte, daß er dies mit Bier nicht schaffen würde, so trank er dieses Gemisch aus Boonekamp, Doppelkorn und Jägermeister, jeweils 1/3.
Diese Kneipe war mit Abstand die schlechstest eingerichtete, versiffteste, eingesickteste Spelunke dieser Mittelstadt. Doch sie spielte Independent und Brit-Pop. Diese Vokabel war damals nicht in aller Munde. Und außerdem mußten sich Mädchen beim pinkeln hinsetzen, er nicht. Man kannte hier seine Vorliebe für Hirntod. Und er wußte, was ihn am meisten davon abhielt, sich vom Elternhaus abzunabeln und andere Städte mit Larmoyanz zu tränken, dann war es, daß er sich in neuen Kneipen erst als Stammgast bewähren mußte und sich nur peu a peu egozentrischer geben konnte, weil er sonst eine reelle Chance auf eine Keilerei oder Hausverbot hatte. Er hatte sich hier vor ‘nem Jahr mal einen Hirntod bestellt, weil ihm ein Whiskey zu teuer war und er Gründer einer Tradition werden wollte. Dies war das i-Tüpfelchen und er liebte das Bild, dem er entsprach. Jeden Tag vorgesetzt, -gelebt, -geschrieben; der harte, unnahbare Mann, der nach getaner Arbeit nach Hause kommt und der erstmal einen Trunk an der wohlsortierten Hausbar nimmt. Er war Kopf-J.R. und liebte dieses männliche Imponiergehabe und alles war idiotensicher. Schwache, willige, abhängige Frau hie - der starke, selbstbewußte, harte Mann, der auch einmal einen über den Durst trinken darf, da. Eine Reihe von Personen, Charakteren und Geschichten prägten Generationen in den Vierzigern bis Siebzigern, dann ging alles den Bach runter und war nicht mehr langweilig. Oder kinderleicht. Willkommen im Club: Schoppen nahmen heute Connor, Ernest H., Harald J., Phillip M., Curd J., Charles B. und Hans A.
Ihm fiel vor dem Schlaf, der einen Traum für ihn enthielt, noch ein Zitat ein und das war schon wieder genug für heute.
"Ein Mann hat das Recht betrunken nach Hause zu kom-
men und dann Ärger zu machen" (Humphrey Bogart)
Und doch nicht ganz, denn kurz bevor er sein Tagwerk beendete, fühlte er sich wie Luke Skywalker beim Treffen des imperialen Lüftungsschachtes, nachdem er eine Zigarette noch vor dem Pinkeln, 50 cm vom Klo entfernt, in den Flachspüler geworfen hatte und diese - ohne anzuecken - mit einem Zischen im Abflußrohr erstarb. Scheinbar gibt es nur noch in Deutschland diese unappetitlichen Toiletten und die Herrschaft der Talkshowguckenden, ungebildeten Massen: Talkochlokratie.
Am nächsten Tag saß er gegen 22.00 Uhr im Chaos, seine aktuelle Freundin saß alleine dort, von wo er vor zwei Stunden in den Laden gefahren war, zündstoffbeladen zu Hause, als Emotionsterroristin. Er fühlte sich gut, unabhängig und ihm war langweilig deswegen. Er hier, sie dort, er liebte das Leben und wußte: Sind Klischees noch Klischees, wenn man sie als diese erkannte? Das Lager war frischer als zu Hause, das Bitter auch.
Blossom saß mit ein paar Freundinnen und Bekannten im hinteren Teil des Chaos, unverputzt und dunkel, es machte also Spaß. Sie mußte dann irgendwann für kleine Mädchen, aparte Eifersüchtlinge, für kleine Zoras auf Toilette und der Weg an der Toilette führte an der Theke vorbei. Connor bewunderte jedesmal den weiblichen Mut, dort auf’s Klo zu gehen. Ihr fiel an der Theke jemand auf, der aussah wie ein Zeitreisender, back to the fifties, die Haare waren zu einer riesigen Tolle aufgekämmt und sie fühlte sich instinktiv an ein Jugendphoto ihres Vaters erinnert. Oder an ein aus dem Kopf wachsendes Croissant. Sie stand da und starrte ihn an, er hatte aufgehört die Courage der Frauen, im Urin zu stehen ( und schlimmeres! ) für wichtig zu halten. Sie stand da und musterte ihn, es mögen vier Sekunden gewesen sein, die vielzitierte Ewigkeit, Liebe auf den zweiten Blick, lalulei!, tandaradei!, und auf einmal wurde bemerkt, wie lange Blossom Connor angesehen hatte. Er tat dies nicht, weil er wieder zu besoffen war, etwas zu merken, doch es war ein Bekannter Blossoms, die ihren Weg zur Ausscheidungshölle fortsetzte. Da sie nicht den Mut - oder die Gleichgültigkeit, die nicht zwangsläufig Kaltschnäuzigkeit sein muß, zusammengebracht hatte, Hornmann anzusprechen war der Zauber der Unendlichkeit in unerquicklichen Schwaden entflogen. Es roch nach Pisse. Als sie wiederkam, ihre Clique nichts gemerkt hatte, versuchte sie noch einen Blick auf den Typen mit der Riesentolle, der sie merkwürdigerweise ohne eigenes Zutun auf Anhieb erwischt hatte, zu erhaschen und sah, wie er sich mit einem "Hallo-wie-geht’s-Es-muß-ja!"-Bekannten von ihr unterhielt. Sie fühlte sich blendend. Sie hatten einen gemeinsamen Bekannten. Blossom beschloß, den "Hallo!-Grüß-Dich!"-Hallodri bei der nächst besten Gelegenheit, dies bedeutete, wenn der Unbekannte es nicht mitbekam, nach eben diesem zu fragen. Und "Hallo!" würde sicher ein paar Informationen haben. Nach zehn Minuten, die Jahrmillionen waren, kippte Connor noch ein Gleumes, schwankte in Richtung Ausgang, nicht ohne zuvor Jovialmann mit schwerer Zunge einige Worte des Abschieds zugemurmelt zu haben. "Tschüs dann."
Nachdem Connor weg war, versuchte Blossom die Nähe des Unverbindlichen so unauffällig als möglich zu suchen. Das übliche, allgemein bekannte Interview folgte: "Kennst du den?" "Ja, der hat mit mir zusammen Abitur. Warum fragst Du?", antwortete er gespielt mißtrauisch. "Ach- nur so aus Interesse. Wie heißt denn der? Hmm, is’ mir auch egal."
Unter einer fadenscheinigen Entschuldigung zog sich Blossom zurück und es vor, die anderen im Hinterteil Wodka-Lemon trinkenden aufzusuchen. Sie erlitt keinen Herzsteckschuss, war aber unruhig. Sie war vom Hinterland, er weder links-, rechts-, sondern nicht praktizierend katholisch. "Er heißt Connor..."
Sie verbuchte das in Erfahrung bringen des Namens als Erfolg, den ihr die anderen nicht anmerken sollten, so wie sie dies immer tat und doch keinen Weg unversucht ließ, per Zufall auf sich hinzuweisen, die Reichtümer der Armen, aufgewühlt und frühlingshaft. Und doch war sie böse auf sich, warum hatte sie ihn nicht angesprochen, auch wenn er offensichtlich so voll war, daß er den Kontakt vielleicht nicht erinnern könnte und sie an ihren Vater erinnerte. Es war wohl doch richtig, nicht aber, daß über jedem Anfang ein Zauber liege. Es wäre vermessen, bei dieser Begegnung von einem Anfang zu reden, obwohl Connor den Abend noch lange in Erinnerung behielt, als er die Unterhaltung der Thekennebenfrau mitbekam, die ihrem sichtlich nicht weniger angetrunkeneren Liebhaber "...und wenn ich traurig bin, kommt aus meinen Brüsten blaue Tinte.", in’s Altbier diktierte. Auch sie würde noch jemanden finden und sei es auch nur ein gescheiterter Buchbinder.
Connor ging zu Fuß nach Hause, es hatte kurz vorher noch eine wichtige Entscheidung zu treffen, er entschied sich für ein großes Bier und gegen ein Taxi. Vier Kilometer können eine lange Strecke sein, wenn man sie mit etlichen Bieren im Leib geht und es störte ihn, daß ihm auf dem Rückweg auch noch richtige Menschen begegneten, am Ende sogar welche, die sich auf den Weg zur Arbeit machten. Eine ältere Frau, die einem Loriot-Sketch entsprungen war, schüttelte den Kopf und rief: "Unter Hitler hätte sowas nicht gegeben, da hättet ihr gearbeitet!" Er grinste, blickte die Frau an und sagte: "Wenn das Robert Ley wüßte... meine Führerin ich melde: Der Mai ist gekommen."
Dann setzte er seinen Heimweg fort. Ihm waren diese Blicke egal, sie wußten nichts von der harten Arbeit, die Connor verrichtete, welcher Energieleistung es bedurfte, Rollen auszufüllen, in ihnen aufzugehen, sie zu werden. Ob versoffenes Subjekt oder Lebenskünstler - er war harter Arbeiter und liebte seine Gesellschaft. Er ging zielstrebig zur Haustür, öffnete diese überaus geschickt und schnell, ging die Treppe hoch und fühlte sich merklich nüchterner durch dem Fußmarsch. Er zog sich aus, wollte schlafen, nur schlafen. Er forderte den traumlosen Schlaf, der erholsam sein mußte. Am nächsten Morgen stand er überraschend frisch auf, überlegte, wie er sich zerstreuen könnte, rief Dugal an, quatsche ein wenig, nahm den Kaffee von gestern, stellte die Kaffeemaschine wieder an, legte einen Bootleg von den Smiths auf, hoffte, daß die Heizplatte der Maschine ihm in zehn Minuten einen erträglichen Kaffeegenuß bereiten würde. Aber kein Verlangen nach klarer Sicht.
Stimmung nach dem Aufstehen/ Ausblick Anblick Blossom /Scheinheiligkeit Blossoms Brief an Haargummi
Man lebt so vor sich hin und ist lethargisch, ohne es sein zu wollen. Doch die Botschaft des Glücks war noch nicht bei ihm angekommen; kein außer Kraft gesetzter Kulturpessimismus, dies kann er den NeuEngländern nur schwer verzeihen. Die Abhängigkeit, die Ergebnis der Legion europäischer Bürgerkriege war, ging ölähnlicher runter. Der Ausbruch fällt meist schwer. Dann sucht man sich ein neues Betätigungsfeld, ob sinnvoll oder nicht, man kann nicht immer nur lesen oder trinken. Außerdem muß beides finanziert werden. So sehr sich Connor dagegen sträubte, er arrangierte sich mit sich und fand eine Arbeit. Er gab das lange Schlafen nur sehr ungern auf, doch man kann nicht immer Schnorrer sein und so fand er es akzeptabel, als Pizzafahrer anzufangen. Eine häßliche Arbeit, ein stumpfsinniger und auch noch amerikanisierter Job. Er dachte an die Operette, die er stattdessen im Kopf und den Fingern hatte, "Der Mohr von Sevilla" oder "Madame Butterkeks". Meistens mußte er in die Assiwohnviertel, die offiziell soziale Brennpunkte hießen. Aber genau so einen Job wollte Connor, denn er konnte während des Arbeitens, die ihm wenig kopflastiges abverlangte, über wichtige Dinge nachdenken und lernte seine Heimatstadt noch besser kennen. Die erste Arbeitswoche ging schnell vorbei, er lernte vieles kennen und der 80 ccm Roller den er fuhr war auch nicht von schlechten Eltern. Das Wochenende schlug er sich mit Freunden in Buntglasbiertempeln und im Chaos um die Ohren. Der Ausnüchterungssonntag ließ ihn die Woche Revue passieren und er merkte, daß wieder einmal eine Woche seines Lebens vergangen war. Nicht verloren, aber vergangen, also unwiederbringbar weg. Sieben Tage sind hundertachtundsechszig Stunden. Das sind zehntausendachtzig Minuten. Also sechshundertviertausendachthundert Sekunden. In jeder dieser Sekunden hätte er Geburtshelfer oder Zeuger einer genialen Idee sein können. Was würde geschehen, wenn er nachmittags in eine Frittenbude ginge und auf dem Weg dort hin von einem Auto überfahren würde? Dann wäre er biologisch und auch sonstwie tot - einfach tot. Alles in ihm wär’ mitgestorben ohne daß er die Dinge getan hätte, die er gerne hätte anstellen wollen. Das Unterschiedslos: Wenn man keine Pläne hat, so tut man Dinge.
"Hallo!" besuchte am frühen Abend Connor, er wollte wissen, wie es ihm gehe, denn ihm war zu Ohren gekommen, daß sich Connor einen Job gesucht hatte. Ein starker Kaffee wurde gebraut und er war trotz viel H-Milch ungenießbar. Ihm wurde berichtet, daß eine Blossom sich nach ihm erkundigt hatte, das rief ihn auf den Plan:
"Wie alt ist sie? Wie ist sie überhaupt? Ist sie klug? Kann man die poppen? Wo geht die immer hin? Bist du sicher, daß die was von mir will? Und außerdem: Wie sieht die überhaupt aus? Nein, sag’ nich’ die hat innere Werte!"
"Stille Wasser sind tief."
"Ja, die blasen ohne weiß zu werden!"
"Es ist unglaublich, Connor! Ich sehe in dein Fragegesicht und es ist kaum zu glauben, daß ich immer noch allein bin. In dieser Stadt, in der ich nahezu jedes Lokal, daß Taxifahrer abholbereit anfahren, in der ich jede Straße, kenne. Und du stellst Fragen. Du bist kein Adonis und solltest über jeden Fitzel Interesse froh sein."
"Ich habe Ausstrahlung."
"Du weißt, wie es ist. Man trinkt viel in diesen Kreisen und weint manches Mal"
"Wir werden es vertiefen müssen."
Er rief bei Lieferservicehauptquartier an und meldete sich krank, er könne nicht kommen, Nebenhöhlen zu, Fieber und so. Dann schlug er "Hallo!" vor, einen Kasten Bier vom Büdchen zu holen und diesen zu beginnen. Es war Sonntagabend. Nach 2 Stunden intensiven Zechens gab es Verabschiedungshalbheiten und Connor überlegte, ob es sich lohne, nochmals das Chaos aufzusuchen. Warum sollte sie nicht in seiner Kneipe sein?! Er telephonierte, nur halbherzig die schwere Zunge mit starken Fieber erklärend, mit seiner Parkfreundin, und war stolz ob seiner Spontaneität. Am anderen Ende der Leitung wurde die Bereitschaft signalisiert, sofort zu ihm zu kommen und ihn zu bedauern, doch er erklärte, dies sei nicht nötig, er ginge gleich ins Bett und sie solle sich einen gemütlichen Fernsehabend machen. Ihm war klar, daß die Chance nicht gering war, eine Bekannte oder ähnliches seiner Freundin über den Weg zu laufen, zumindest gesehen zu werden. Der Aufenthalt würde sofort an sie herangetragen werden und sie hätte ihn wieder bei einer Lüge ertappt. Und dann gab es die schlimmste Strafe. Nein, nicht daß sie sauer auf ihn gewesen wäre, sie hätte Verständnis geheuchelt, geweint, nach Hintergründen gefragt, gebohrt. Ein fernmündliches, "Du Arschloch", tat es bei ihr nie und das war Strafe genug.
"Es ist lange her, daß ich mit jemandem ausgegangen bin."
Er hatte schon zu lange diese grotesken Artischockenshakes getrunken. Aus der Nummer wäre er auch mit Ausreden nicht mehr ‘rausgekommen. Immerhin verstand er sich traumhaft mit ihr im Bett und wußte, das er zumindest dies gefährdete, wenn er sich auf die Suche nach Blossom machte. Auf dem Weg zum Taxistand war ihm klar, daß er ins Chaos gehen mußte, weil er sonst nicht hätte schlafen können und im Wachzustand alle Möglichkeiten eines Zusammentreffens durchgespielt hätte. Und über eventuell Konsequenzen wollte er schon mal gar nicht nachdenken.
Er dachte nach und auf dem Monitor stand: Es war ein wunderschön düsterer Tag, doch die schreckliche, die kaiserlose Zeit. "Diese Stadt war so schlecht nicht, trotz all ihrer Berge und Hügel. M.- eine Stadt sucht und findet ihren Galan. Sie war halt wie alle Städte, welche das Glück weniger preußischer Dandies und Kraftfahrzeuge hatte. Die Menschen in den umliegenden Gebieten waren einfache Bauern und Handwerker geblieben und wußten, was sie an den Studenten hatten. Waldumrandet, es stand der Atem des Mittelalters. Er ging mit einem Ziegenhainer durch die kleinen Gassen und die engen Straßen. Erst der Himmel entwirrte das pittoreske Knäuel wieder und ihm war als fahre Humboldt jeden Tag in einem Vierspänner zum Mittagsmahl"
Connor betrat das Chaos und setzte sich in eine Nische in die Nähe der Theke. Obwohl er nicht mehr viel brauchte um voll zu sein, bestellte er noch einen Hirntod und überlegte, ob er ihr, sähe er sie, etwas sagen könne. Wie gehabt bei Weinschorle das Bedauern hart ertrunken: Wie gehabt: Ein wunderschön düsterer Tag, die schreckliche, die kaiserlose Zeit. Wie Dostojewski und Hesse kann man Fritz nur lesen, wenn man unter zwanzig ist - und dennoch verändert die Lektüre dieser Werke oft das Leben, nicht zwingend zum Schlechteren.
"King without a heart, king without a hope
king without a woman baby- oh I am king
without a crown" ( ABC )
Trennung geeicht. Es war ein stiller früher Morgen und er lag auf seinem Bett, blickte auf die Trümmer seiner Beziehung, die er mit einem dämlichen Brief selbst inszeniert hatte. Blossom war weder Vamp noch Gretchen und er hatte viel Selbstachtung verloren und der Blick auf seinen alkoholgeschwängerten Leib munterte ihn auch nicht auf. Connor zerfloß in Selbstmitleid und dabei verachtete er sich selbst bemitleidende Menschen - doch sah er keinen anderen Ausweg als sich daran zu weiden und auch die Wahrwelt damit bestens zu verdrängen und zuzugeben, daß nicht nur die Generalprobe in die Hose gegangen war, sondern auch die Premiere eine Katastrophe wurde. Er stellte sich laut die Frage, warum ein leeres Herz so wehtue und doch wußte er, daß er sich verrechnet hatte, doch dies nicht einsehen konnte. Just in dem Moment als ihm schwante, daß er die Schuld habe, stellte er das Denken ein und reduzierte sich auf Selbsthaß für das Nutzen einer Floskel. Seine Freunde probierten Connor so gut als möglich aus der Lethargie zu reißen, ihn abzulenken, wo er es nicht vermochte. Aber er wollte und mußte sich in das Ende seiner Freundschaft zu dem einzigen weiblichen Wesen das er einigermaßen gleichberechtigt an seiner Seite duldete, hineinsteigern. Nicht nur, "Warum?", war eines der Worte, das er damals mit schier unendlicher Geduld wiederholte. Connor schaute auf eine Plattenhülle auf der stand:
"Ich glaube immer noch an Gott, aber Gott glaubt nicht länger an mich".
Er war weder verunsichert noch erschreckt, bediente sich Morrisseys "We ‘re here and it’s now" und doch stillte es nicht das diffuse Gefühl in ihm, welches er nicht unbedingt Schmerz nennen wollte. Durch das Hier-und-Jetzt-Doping hoffte Connor, schnell nicht mehr in die Vergangenheit zu schauen, die doch noch Gegenwart war, sondern nachdenkungsfrei nach Vorne zu schauen. Connors Kopf schmerzte, er war so müde wie seit Ende 1942 nicht mehr. Der Blick auf unzählige im Zimmer verteilte Bierdosen gab ihm die schmerzvolle Gewissheit, wieder im Begriff zu sein, der zu werden, der Connor vor drei Jahren war. Er hätte zum Frühstück eine halbe Flasche Gorbatschow und mehrere Dosen Bier nehmen können, verzichtete aber auf Kopfschmerz und blieb bis zum Nachmittag im Bett.
Und wieder drängt sich die Strandinvasionsszene in den Schneideraum.. Der Gang zum Meer, Connor lorbeerbekränzt, durch die Dünen zum Licht, seitlich bewachsen und stacheldrahtgesäumt. Seine Kunstfüße stapfen auf Piratenplanken und er läuft durch das Minenfeld, Geschichtsrecycling, das ihm nicht gilt. Keine der Minen vernichtet sich nach Gebrauch von selbst und auch der Umtausch ist ausgeschlossen. Gedankenverloren patroullierend, bemerkt er den vorbeifahrenden gelben Räumpanzer auf der Promenadenfestung. Überall liegen verendete Quallen, die Kälte läßt die Hände bei den Abwehrvorbereitungen schmerzen und doch werden sie neue Kulturen und den Kopfvolkssturm kennenlernen. Sie hatten es geschafft, den Brückenkopf zu bauen, Caesars Büste in Flammen; achselzuckend, springend das Feuer, um ihn herum Verteidigungsstellungen, die abrutschen und mehr Gefahr als Schutz für die Krieger sind. Die Soldaten stehen hüfthoch im Wasser, bei vier Grad plus gibt es schöneres im Leben. Diese Mutationen treten seit vier Monaten auf. Nun ist die Zahl der Verteidiger mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen nicht mehr einfach erfaßbar. Sie waren keine Sumpfdinger aber auch nicht weit davon entfernt, und wieder schreien die Möwen. Keine Truppentransporter unter liberianischer Flagge dort draußen, die Batterien der Verteidiger feuern aus allen Rohren und die vorgelagerten Soldaten unter dem Angreiferfeuer werden evakuiert, verstümmelt, zerissen oder unter Sand und Wasser lebendig begraben, einigen wird übel. Auch wenn die Feuergewalt der zurückgezogenen Abwehrstellungen die Durchbruchssscharte auswetzt, so war es für das Menschenmaterial ein eher unerfreulicher Tagesbeginn und Erstkontakt. Und doch: Nachdem die Bresche geschlagen war und die Landungstruppen den Strand wie unter Insektenbefall mit Feuerwerkskörper werfenden Kindern erscheinen ließen, hatten die Angreifer nicht lange Freude an ihrer Landungsoperation, denn das Sperrfeuer zerschlug nicht nur Glieder und Leiber, sondern auch schweres Material. Das bestialischste von allem: Ob Freund oder Feind - einige Kämpfer hatten sogar Wasser in den Knobelbechern. Dann kam die zweite Welle, Menschenähnliche mit Radarsystem auf dem Rumpf, die Schultern begrenzen Elektronik - ihre Art war niemals Klassensprecher - und sie fallen wie die Fliegen. Langenmarck im internetZ. Wären die Abwehrrecken Sumpfdinger, so käme dies der Generalität zu Paß, sie hätten eine natürliche Abneigung gegen Amphibienfahrzeuge, zumindest eine ritterliche Rivalität, die es auszunutzen gelte. Ein einziger Soldat, von den Angreifern überlaufen doch noch unentdeckt, sitzt in seinem Sandloch, einem Rührkuchen aus Sand, Blut und Wasser und hofft, daß er auch weiterhin für farblos bis tot gehalten wird. Eine rothaarige Wurst in fremdem Uniformsrock entdeckt ihn, ruft etwas wie, "Was machst du denn hier?". Er hofft immer noch, daß seine Antwort nicht gehört wird, doch wie sollte sie auch?
Sie atmen geradezu auf, wenn sie von drüben rassistische Gewaltakte gemeldet bekommen. Ob grüne Brandeburger oder verdienstvolle Kempen des KKK - dort wo sie nach dem Friedensschluß hinkommen würden, benötigten sie einen Sunblocker mit dem Schutzfaktor 1 Millionen. Er würde beim australischen Konsulat der Ostinsel nachfragen, wenn es sie nach dem Bombardement noch gäbe. Im Moment zerreißen tausende von Schüssen und Explosionen die Luft, den Pulvernebel, den Vollkornauflauf aus zerfetzten Körpern und Blindgängern. Der ihn entdeckte, zahlte mit dem Leben und kam nicht mit heiler Pelle davon. Die Angreifer würden gern ins Binnenland, fern allem Wassers, doch Frontlinie Salzland kämpft weiter. All’ diese Parolen vermögen die Soldaten nur halbherzig zu beleben und außerdem ist Loyalität auch eine Frage der Mannschaftsunterkünfte. Trotz der Beinamputation hatte Connor nicht den Humor verloren.
"Ey Stuttgart, was ist der Kontext von Glibberzeug und Meeressäugern ?!"
"Keine Ahnung, sach’ an!", antwortete er gelangweilt.
"Wer die Wale hat, hat die Quall’!"
Niemand lachte. Sie alle hatten die Kraft des Bösen nie verstanden. Die Marketenderin am Strand ist Daphne, er hätte sie hier nicht erwartet, sie hat einen verwachsenen Unterschenkel und ihre linke Hand ist amputiert. Sie ist immer noch wunderschön und charismatisch, doch von unendlicher Trauer erfüllt, so scheint es ihm. Es war der Beinbruch während der Zeit der großen Bombadierung, der scheiße zusammengewachsen war und die Geröllawine, die zum Verlust der Hand führte; belagerte Ärzte nahmen Körperteile schneller ab. Das innere Tiefland war durchzogen von sechzig Zentimeter tiefen und anderthalb Meter breiten Kanälen, in denen sich Soldaten mit leichten Einmannbooten auch unter Beschuß mit traumwandlerischer Sicherheit bewegen konnten. Verstopfte mal ein zerschmetterter Körper den schwarzen Kanal, so brauchte man ihn nur als Kugelfang über den Kanalrand zu hieven und verschanzte sich sekundenlang hinter dem immer noch nützlichen doch mehr und mehr auseinanderbrechenden Körper des Kameraden und erwiderte das Tieffliegerfeuer. Die meisten Schergen bemühen sich im Kampf und bewähren sich leidlich, doch wäre dies eine andere Erzählung.
Frost, Tränen und Stacheldraht, sie zogen sich zurück, das Wetter war nicht so gut wie die Behandlung ihrer Verwundeten in unseren Lazaretten. Da ist am Strand dieser Junge mit Spielzeugpistole, er zeigt damit auf mich, drückt ab, klack, klack, klack.
"Man richtet keine Waffen auf Menschen, wenn man sie nicht töten will."
"Ich will dich aber töten."
Eine naive Begehrlichkeit. Der General stand an der Fensterbank, schaute auf den Notflughafen und wußte, daß es jedesmal schwierig war, Menschen in den Tod zu schicken. Einfachheit war der Königsweg wenn die Grenzen und Parameter vorher klar definiert wurden. Die Kampfpause ließ Soldaten denken, die Nordsee ("German Ocean") war ein Methusalem im Vergleich zur Ostsee ("Baltic Sea"). Die Jahrhunderte vergingen und bald waren alle ausgestorben, die die alten Grenzen und Namen kannten. Es war das genealogische Massensterben, das viele gar nicht erwarten konnten, obwohl sie sich Landsleute schimpften.
Die Handgelenkstrümmerfrau kaschierte den Verlust durch weite Kaschmirpullis. So sah nicht jeder direkt das Ergebnis ihres Unfalls oder hielt es für eine arabische Resozialisierungshilfe. Trotz dieses Schicksalsschlages war sie immer noch von betörender Schönheit, so geht es nicht vielen. Sie hatte Paragliderâ (Der Schuh für den Weltenwechsler) an und schwebte an ihm vorbei, sehr sehr langsam, er drehte sich nach ihr um: "Daphne!"
"Geh’ deine Meinung überdenken, Wortfischer!"
"Wie spät ist es? Scheint draußen immer noch die Sonne?!"
Sie wollte kein Gespräch beginnen lassen und so wandt er sich ab und rollte sich, wie er es früher als Kind getan hatte, durch Panzerminen hindurch den Deich hinab. Unten im Sand dachte er kurz über die Begegnung nach, doch wurde dies durch das Gluckern seines Bauches abgebrochen, das fragile Kaffee-Weißbrot-Gemisch kurz vor der Explosion. Sand und Tang im Gesicht, er wußte aber, daß er noch lebte. Geschützdonner war von weitem zu hören und er rappelte sich wieder die Anhöhe hoch, und wandelte wie auf dem Laufsteg zur Schlacht. Er war beunruhigt, über ihm blauer Himmel, die Sonne strahlt, bei solch schönem Wetter sollte man keinen Krieg führen. Die sinnliche Erfahrung der Opferbereitschaft klang nach Tagesabstand zum letzten Gefecht wie der Pseudo-Krupp eines weichen Jünglings, der seiner Angebeteten anonym selbstverfasste Gedichte zuspielt.
Er stieß schnell zu seinen Jungs und doch kamen sie nicht weiter. Nachdem sie im Norden den zweiten Angriff abgewehrt hatten, wollten sie die Eindringlinge in’s Meer werfen. Doch Flüchtende und Verfolgende blieben gleichermaßen im Schlamm stecken. Die Schiffe, die den zum zweiten Mal geschlagenen Rest der Invasionstruppe aufnehmen sollten, wurden von Flugzeugen angegriffen und konnten nicht antworten, da sie nicht auf die eigenen Leute schießen konnten, am Strand eskalierte ein. in der Tat unfreundliches Nahkampfgemetzel. Die Spuren im Schlick zeigten die Sackgasse der Verfolgung, die auch Flucht war, ein Offizier erhält einen Stich in’s Bein, erschießt seinen Gegner und nimmt sich die Zeit, das Messer sorgfältig zu verbinden. Der Kampf war so hart, daß sich kaum Bernstein im schwarzen Gekröhsel sammeln ließ, wollte man überleben. Die Sicht war klar, auf’s Festland, auf’s individuelle Leiden und er hatte sich nach halbstündigen Kampf die Uniformhose unerhört schmutzig gemacht. (Musik aus dem Gefechtswalkman: the british army had just wonderbras...)
Die anschließende Nacht war unruhig und stürmig, doch hatte er keine Verwundung erlitten und war damit ganz gut bedient, er konnte zwar nicht einschlafen, wußte aber, daß er wieder aufwachen würde, spätestens zum nächsten Kampf. Nach dem Aufstehen bemerkte er den Orkan, Windstärke 10, das Wetter für einen dritten Anlauf war denkbar schlecht und er hoffte auf ein, zwei schöne Tage; aufgehoben war nicht aufgeschoben, er würde heute aufs graue Meer schauen und inständig hoffen, daß die Angreifer keinen weiteren Versuch wagen würden. Doch befürchete er daß sie blöd genug dazu waren. Er war Kettenraucher, seine Gedanken kreisten um Aushub, Aufschub, Auswurf. Die Toten waren immer noch nicht alle geborgen, im Süden lieferte man sich noch Artillerieduelle, der große Schmerzrauch über allem und er bemerkte zum ersten Mal, wie majestätisch leichte Kampfpanzer im Grau sein können. Im Auge des Leiberorkans entdeckte er den Mann, den sie Stuttgart nannten. Er war tot.
"Was, wenn sie es wirklich nicht nochmal probieren, die Insel ignorieren, hüpfen und den Mantel der Bomben darauf decken? Wenn all’ uns’re Kämpfe und Anstrengungen, alle Verluste umsonst waren?"
Nichts mit Nylons, kurzem Blondhaar und schwarzer australischer Wäsche. Ein Lagerkoller machte sich scheinbar breit, doch er sah es immer klarer, das die Kriegszeit ein Bildungserlebnis ist, mit einfachen Hintergrund: Wer dabei sein Leben verliert, hat Pech, wer überlebt hat Glück.
Daphne nahm den zu Friedenszeiten nicht unbehandelt gebliebenen Beinbruch mit seinen kosmetisch problematischen Folgen hin. Sie hatte halt Pech gehabt. Und doch schwankte sie in ihrer Haltung, trotz ihres brillianten Aussehens war sie sich dieser einschneidenden Makel bewußt, doch perfekt darin, sie zu verstecken oder davon abzulenken und letztendlich konnte sie es im entscheidensten Moment nicht verschleiern - wenn sie Beschlafung einforderte.
Sonne bis zum Abwinken trotzt grauem Himmel, das Schauspiel der Kampfpanzer war verloren. Sie waren zur Untätigkeit verdammt, der ihren Frust und Aggression nur wachsen lies. Daphne tat gut daran, sich zu entfernen doch obwohl sich überall Langeweile breit machte, kam es nicht zu Schußwechseln untereinander. Der Himmel zog sich komplett zu, eine Schneeregenfront im Juli rückte auf das Zentrallager zu. Der gegebene Zeitpunkt, mit ein paar Freiwilligen auf Festland über - und dieses zu entsetzen. Es wäre der Ausbruch aus der nicht nur wetterbedingten Monotonie und es soll ja sogar Armeen geben, deren Bodentruppen nicht ohne Luftunterstützung vorrücken, sich sogar kurze Zeit vertreiben lassen. Mit wenig Aufhebens könnte man dem Gegner noch ein paar Verluste zufügen, bevor die eigenen Soldaten wieder ins Zivilleben entlassen werden...
Der Nager Selbstzweifel fraß an ihm und die Abschiedsworte Blossom als Endlosband im Hirn: "Na dann, bis irgendwann mal."
Wie sollte er damit leben? Viele unbeantwortete Fragen doch das schlimmste war, das ihm ein Machtzuwachs verwehrt wurde und der Blitzkrieg zurück auf ihn und sein unmittelbares Territorium schwappte. Das Pendel schlug zurück und es war keine Frage des Triumphierens sondern des Weiterlebens. Er fühlte sich zum Kotzen doch trotzdem begab er sich in’s Chaos, hoffte, daß die Trennungsinformation noch nicht zu weite Kreise gezogen hatte und ihm ein bitteres Frage-Antwort-Spiel erspart bliebe.
Kurz vor Mitternacht hatte er seine Sache für einen Abend, Klappe: "Schwarzhaariger Nasenring, die Erste."
Er fühlte sich nicht wohl und wollte sich tiefverletzt wieder mit oberflächlichen Flüssigkeitsaustauschkontakten ablenken. Aus Angst vor Inkonsequenz verbrachte er die Nacht mit der Zufallsbekanntschaft, diese Zufälle waren in den Achtzigern häufiger als es ihm damals klar war. Das "Wir sind hier und es ist jetzt!", klang bitter doch steckte nicht die pure Verzweiflung darin?!
"Naja, dann gewähren wir ihnen eben die Unabhängigkeit, wir können sie ja später noch unterwerfen."
Walkman, Feind der Ohren - Guter Musikdarvinismus.
"Spricht man einen ‘Horcher’ an, bekommt man keine Antwort. Sein Blick ist verklärt nach innen gerichtet.(...) Schon mancher ist musikalisch beschwingt vor ein Auto oder die Straßenbahn gerannt." (aus Biologie heute - Ein Lehr- und Arbeitsbuch für Gesamtschulen, Schroeder Schulbuchverlag Hannover 1989)
Der Morgen war ernüchternd in jeglicher Hinsicht, er wachte engumschlungen mit ihr auf, klar vor Augen, daß die Nummer nicht mehr als gegenseitige Selbstbefriedigung war doch immerhin war er nicht allein geblieben und hatte ohne rumzumemmen eine weitere Nacht erschlagen. Er löste sich aus der Umarmung, ließ sich von einem WG-Mitbewohner einen Kaffee andrehen, schrieb unverbindliche Worte für den Nasenring und floh. Doch die Wüste war fern. Sie wußte, wie das Versprechen, sich zu melden zu nehmen war und damit war das Geschäft über die Bühne gegangen. Dann verschwand er, und quatschte den Taxifahrer diesmal nicht voll, sondern ließ sich ganz treiben. Er hatte sich zur Kultfigur des begrenzten Raumes hochstilisieren wollen und mußte um zu vergessen eine halbe Flasche Wodka am Mittag trinken. Ihm war der Supergau widerfahren und es waren nicht wenige, die ihm das gönnten. Ihm war beim Ansetzen der Flasche bewußt, keine Probleme zu lösen, doch zu verdrängen und der Kater war ihm, ob körperlich oder emotional ein vertrauter Weggefährte. Auch das Leiden will öffentlich geschehen. Es war ein ereignisreiches Jahr, der Beginn der Neunziger, mit Wirkungen, die weit über ihre Zeit hinausreichen würden. Am Ende kommt immer alles auf einen Schlag.
Jemand mußte Connor Kah verleumdet haben, denn ohne daß er etwas böses getan hätte, wurde er eines morgens verhaftet. Die Anklage lautete Popoidiebstahl, es war eine wichtige Selbstbezichtigung.
Doch steht es völlig außer Frage, das es nicht legitimeres gibt, als sich einer Frau wegen zum Deppen zu machen, doch richtig schlimm wird es, wenn man es selbst beeinflussen konnte und das Spiel verliert. Sie wird, "Nenn’ es nicht immer Spiel!", sagen und er weiß, daß er zu verstrickt ist, den Rückschritt zu schaffen. Sie ist einen Kopf kleiner als er, ungefähr 1,75 m, schlank, braune Haare, große Brüste. Oft einen Pickel auf der Nase, der den Kosenamen "Meine kleine Hexe" nicht sehr originell erscheinen läßt. Sie war auch noch der Typ Frau, der immer mit ihren großen Brüsten haderte und er ihr versichern mußte, daß ihm ihre Brüste gut gefielen, er sie gerne streichelte, küsste, knete und was es sonst noch so gibt. Selbst der Hinweis auf die nicht existierende "Duchschnittsbrust" half häufig nichts und Zotiges beanwortete sie mit Tritten an’s Schienbein, doch keinem Hodenpacken. Sie hatte hohe Wangenknochen, die Connor wenig erotisch fand oder anziehend wie andere, so sagte er oft, sie solle den Zahnarzt wechseln oder mehr essen, da jeder denke, sie verhungere. Die grünen Augen waren von der Art der Augen die immer leuchteten. Doch mochte er keine grünen Augen. Er fand blaue Augen anziehender doch Farbkontaktlinsen waren damals unerschwinglich und er hätte das attraktivste Blauauge nur temporär für die grünäugige, großbrüstige, kleine Hexe eingetauscht, und schon in diesem Umstand lag ein unerquicklicher Fehler.
Er hatte im Sommer ‘88 ein Photo von ihr gemacht, das sie zu Hause zeigte. Im Hintergrund eine häßliche, ja nahezu britische Tapete an der Wand. Sie steht vor einem Schrank mit Porzellanfiguren. Auf einer Ablage steht eine Glaskaraffe, er konnte es nicht mehr genau erinnern doch darin war Mineralwasser mit extra wenig Kohlensäure. An den Wänden Porzellanteller. Sie war mutmaßliche Porzellan-Fetischstin, doch konnte er es nie beweisen. An ihren bezaubernden Beinen eine kaputte, ausgewaschene blaue Jeans, abgeschlossen durch schwarze Lederschuhe mit leichtem Absatz.
"Warum zeigt sie immer sowenig ihrer Figur? Immer trägt sie diese weiten, diese figurunbetonenden Klamotten?"
Dieser Umstand ärgerte ihn jetzt noch, obwohl er nicht mehr mit ihr zusammen war und schon Pläne schmiedete, wie’s sich für ihn ohne Gesichtsverlust wieder kitten ließe. Auf dem Photo trägt sie einen schwarzen Ledergürtel, er hatte ihn als Andenken von einem Pragbesuch mitgebracht, das andere war eine langwierige Pilzinfektion. Der Gürtel war nicht besonders auffällig doch hatte sich Blossom über alle Maßen darüber gefreut, eventuell zählte in der Tat die Aufmerksamkeit, die manches Mal dahinter steckte. Connor stand auf, kramte in einem alten Schuhkarton herum und fischte das Photo hervor, es war ein innerer Drang, seine Seelenschmerzen - nicht nur eingebildeter Natur - würden größer werden, doch so sind sie, die bösen Ambivalentofrüchte!
"Jibt ett hä im Buntglasbiertempel ein Getränk für Versager?"
"He, Duncan, was trinkst Du?!"
"Mai Tai."
"Einen Mai Tai, bitte!"
"I can smile about it now but at the time it was terrible!"
Jetzt konnte er über das Bild auflachen - sich daran erfreuen, befreit, darüber schmunzeln. Durch dieses Betrachten konnte er die Momente mit ihr diese Momente lang festhalten. Jetzt, da sie sich getrennt hatten, glorifizierte er fremdunbeeinflusst ihre gesamte Beziehung. Connor fand Blossoms Leidenschaft für Porzellan immer albern und regte sich darüber auf, daß sie sich so selten körperbetont kleidete. Der Grünstarerinnerer fand ihre Eigenschaften witzig, beim Blick auf diese Aufnahme billigte er ihr eine persönlich Note zu, welche er vorher nie zustand. Und auch die Tapete fand er nicht mehr häßlich sondern eher originell.
"I can smile about it now but at the time it was terrible!"
Nun vermißte er sie. Wäre sie bei ihm gewesen, hätten sie sicher wieder wegen Kleinigkeiten wie Tapeten, Werturteilen und ihrer Subjektivitäten, weiten Jeans und anderer Dinge gestritten. Jedoch: Man muß die Trivialitäten ordnen um sich dann den großen Dingen zu widmen. Die Einholung durch Niedergeschlagenheit war wieder gegenwärtig. Nach außen hin hatte Connor immer noch den allseits lustigen, lebensbejahenden Optimisten gespielt, die Fassade kannten allerdings ein paar Menschen, die ihm geneigt waren. Er versank in etwas, was er damals als Interessen- und Mutlosigkeit identifizierte, Antrieb ausklammernd und das nicht nur Selbstmitleidimmanent.
"Man do, ich will die Umwelt ja nich’ mehr mit meinem Scheiß belasten, aber, was soll ich tun!?!"
Belgien antwortet monoton aus dem Lautsprecher:
"Im Rhytmus bleiben! Im Rhytmus bleiben! Alles was drin ist!!"
Verlorener Antrieb, erzwungene Lebensfreude, halbherzig aus den Fingern gezogen, die Lebensfreude war so groß, daß er sich ins Bett legte und einige Viertelstunden schlief. Sehr gelangweilt wachte er wieder auf aus traumlosem Schlaf. Die Erinnerungen ließen - ohne Träume zu hinterlassen - nicht lange auf sich warten, der perfekte Mord; Connor dachte an die wirklich tolle Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, doch wirkte der Glorifizierung ihn schützend nur der Gedanke an die letzten Wochen die er mit ihr gemeinsam hatte, dies ließ das Lot nicht überschlagen. Nein, Blossom hatte ihr Haustier besser behandelt, doch dieses sie nie so wie er verletzt; der letzte Dandy fällte Urteile im dreckigen, verschwitzten T-Shirt, das er seit vierzehn Tagen trug, immerhin, das Motiv stimmte versöhnlich, ein vermutlich britischer Junge, etwa Zehn, ein Eis am Stiel essend mit begeistertem Gesichtsausdruck. Und dann wird dieser arme Wurm auf ein Internat geschickt und dort konsequent zur Homosexualität und Führungselite erzogen. Das T-Shirt war doch nicht so gut, die Band schon. Es sollte nochmal eine Rolle spielen.
29 Trennung /Resignation /dreckiges T-Shirt 30 Rummemmen wg. Trennung 31 Beginn Blossom & Connor è Gespräch (der analog geklonte Jimmy-Dean der Achtziger) 32 è Gespräch 33 è Gespräch 34f è Autobahn... 35 Telephonat Haargummi
Ob man es will oder nicht, nur zu oft holt einen das Klischee ein, auch diesmal, Connor schlief noch, es war Neun, Samstagmorgen, das Telephon klingelte er atmete ein und aus. Er dachte an den gestrigen Kinofilm, dieser ließ ihn weinen, zum ersten Mal seit R2D2 im ersten Teil von einem imperialen Laser getroffen wurde: Schlaflos in Seattle. Im Halbschlaf dämmerte ihm, das man daraus auch was europäisches machen könnte - nicht romantisch, sondern ohne Happy End, im Höchstfall eine Palme einfahrend:
-Sediert in Stuttgart
-Sudet in Saarlouis
-Sitzengelassen in Schleswig
-Sackjucken in Schwenningen
-Sympathieverlust in Sedan
-Syphilis in Sossenheim
-Symbolbeladen in Sachsen-Anhalt
-Satanisch in Schwerin
-Sekundant in Straßburg
-Sauereien in Schlesien
-Silberzüngig in Sarajewo
-Senfgas in Salisbury
-Brutal in Brüssel,
das Telephon klingelte und klingelte, er konnte nicht weiter wachträumend kalauern.
Er wachte auf, unaufhörlich klingelte das Telephon, es gab Menschen, die eine enorme Ausdauer an den Tag legten.
Er telephonierte mit Haargummi, weidete sich in nicht verlorengeglaubten Gedanken an Blossom, erhöhte Temperatur von 35 auf 37° geronnen sind: Kunst und Wahnsinn. Connor machte dann doch noch seinen persönlichen Frieden mit den USA; er trank 1,6l Kaffee mit viel Milch, übergab sich danach und dachte lange, fernsehend über das Verhältnis von Kunst und Wahnsinn nach. Dann sagte ihm das Politmagazin, daß die Publikationen Nietzsches in den USA auf dem Index für jugendgefährdene Schriften stehe - er konnte das nachvollziehen - er fand es nicht schlimm, daß Kitsch und Klischee das Leben bestimmen. Connor drehte die Musik lauter, in ein paar Minuten würde zu ihr fahren. Er fühlte sich plötzlich wie ein langjähriger Ehemann, der vor seiner Frau sein Verhältnis verheimlicht und sich klammheimlich zu ihr stiehlt, es war komisch, doch irgendwie gut und brasilianisch: eines wußte er jedoch, man darf angesichts der Unerbittlichkeit des Todes lachen und lieben. In Berlin, dachte Connor, ist es gesünder Zigaretten zu rauchen, als sie zu verkaufen. Im zweiten Vietnamkrieg ging es immerhin um bares Geld und nicht solch unnötige Dinge wie Eigenbestimmung oder Volksbefreiung. Unter Umständen auch Reflektionen über den Nichtmut, weil es sich besser anhört als Feigheit.
Haargummis kokettes Lachen verwandelt sich langsam in Traurigkeit und Angst als sie realisiert, das etwas schreckliches in Connor vorgeht. Als er schwerfällig - einem Golem gleich - auf sie zukommt, während sie sich auf der Mitte des Sees befinden, hört man - zur Kennzeichnung des atmosphärischen Höhepunkts der Einstellung - Fährschiffglocken läuten.
Connor haßte sich für den Betrug, wollte das Schauspiel dadurch ersetzen, daß er sich ins Bett legte und auf die totale, heilbringende Vernichtung wartete. Und doch gibt es nur ein Leben und in diesem mußte er lachen, blutlachen, lieben, heucheln und betrügen; die Pubertät war eine weitaus grandiosere Zeit als viele Psychologen ihr zubilligen wollten. Er fuhr hin und sie hatten Sex.
Es war der Ausblick auf den Beginn von der Warte des Schweines aus. Wahrlich ein unchinesischer Kopf. Er stellte sich vor, es wäre Blossom die ihn so berührt, sicher gibt es folgenreichere Verbrechen, er dachte an Blossom. Durch die Feuchtigkeit die Haargummis Schoß absonderte, wußte er, daß sie erregt genug war, das Rumgehotte zu vollziehen. So legte er sich auf sie, drang in sie ein und bewegte sich auf ihr ‘rum. Als dies ein paar Minuten so ging - Hintergrundunbeleuchtet - hatte Haargummi (die sich den Realitäten verschloss) plötzlich und ohne Vorankündigung einen harten heftigen Orgasmus. Vermutlich.
Connor hatte zwar auch Lust auf einen, denn es war ein langweiliger Nachmittag, allerdings wurde er gewahr, wie unsportlich es ist, auf einem Mädchen herumzuturnen und dabei an lustvolles mit Anderer zu denken. Zwar ist es reizvoll während des Aktes an jemand anderen als den aktuellen Lebens/Bettpartner zu denken, aber im Falle Conner mit / gegen das naive Haargummi lag der Fall wohl anders. Es hätte sogar als gegenseitiges Masturbieren bezeichnet werden können, doch wußten beide was ihnen gefiel, sie hatten ihren Spaß und keiner von beiden kam auf die Idee, sich einen Nasenring verpassen zu lassen. Bei allem war der Gedanke, er schliefe mit Blossom, er wollte nicht mehr das halten, was von ihm erwartet wurde. Blossom ließ ihn weiter poppen, obwohl er den GV nach der Realpartnerins Höhepunkt abbrechen wollte, fadenscheinige Begründung inklusive. Nun war er in Blossom und fand dies enorm erregend, Beischlaf jenseits der Vorstellungskraft. Dann der explosionsartige Erlösungshöhepunkt! Er rollte sich von ihr herunter und empfand die dann folgenden Berührungen als schmerzhaft, nur in diesem Fall, er wäre gerne in den Schlaf gekrault wurden doch alles hat sein Nachspiel; nein so hat es etwas höhers gewollt, die Situation war nicht mehr zu überspitzen, die Berührungen desillusionierten ihn. Die Vorstellung, er habe diese Ejakulation mit Blossom erlebt war erstorben und deshalb sank seine Laune auf den Nullpunkt. Und Haargummi konnte die Reaktion Connors nach dem Leibergottesdienst eigentlich nicht nachvollziehen. Sie hätte es verstehen können wäre sie Gedankenleserin gewesen oder nicht vor allem die Augen verschließend harmoniesüchtig. Für sie war doch alles in Ordnung und sie fühlte sich geborgen. Sie hatten miteinander geschlafen, es war sehr schön für sie und woher hätte sie wissen sollen, daß Connor nur mit dem Ding bei ihr war. Sie dachte, es sei auch für ihn schön gewesen.
Er fand sich wieder in einem Rudel blauhaariger, Gurkensandwich essender, ungeschminkter Tanten, komplett umzingelt. Connor wünschte, er sei nicht in Manchester, sondern in einem rumänischen Theater nahe Arrak. Dies war der schreckliche Ort, an dem "De’ Tünn" immer nasse Waffeln aß...
Regatta-GV mit S./ Spekulationen Connors über seinen Selbstmord/ Begegnung mit Blossom im Chaos/ Der Austausch zwischen beiden findet sein Ende nicht in oder auf Klinik/ Kurzexkurs Bomberpilot
Er nahm ein Taxi und schob diverse Zweifel beiseite und hoffte, daß sie wegen ihm dort war, er genoß die Genugtuung, daß ein weibliches Wesen sich für ihn interessierte, es war sein Antrieb und das Leben im McDonaldsrhytmus: Einfach gut, einfache Menschen, einfache Gedanken, einfache Problemlösungen, einfache Welt, einfach gut!
So ging ein einfacher Mensch ins Chaos, seine unangenehme Erfahrung von Nachmittag, der widerwillig vollzogenen Beischlaf bestens verdrängt. Er ging zum Nachbartisch und frug den dort sitzenden:
"Kannst du mir bitte das Feuilleton der Zeit geben!"
"Hier, bitte!"
"Du weißt, das ist der einzige Teil, den man ohne Sodbrennen und Bäuchleingrimmen lesen kann."
Connor wollte eine Affäre mit Blossom, Connor wollte eine Beziehung und doch wußte er nicht so recht was er wollte, vor allem: Selbstbestätigung. Er war ein Mann, hatte in der A-Jugend vier Elfmeter in einem Spiel vereitelt, doch wurde deutscher Student, nicht Einzelhändler.
Er wollte allein sein und fuhr nach Hause, setzte sich auf den Boden vor der Haustür. Sollte doch nur der nachgebildete Unterleib dem Wasser übergeben werden; nein, bei dem was er eben sah, handelte es sich um eine reale, eine tatsächlicher Leiche. Und das Substantiv ist manchmal ganz einfach. Es waren die Wechselbiographien und der Krieg in seiner Brust: so er-dachte er Duncan Hartmann.
Dann Versuch über ein Telephonat mit Blossom, Connor auf dem Balkon, heißen Katholizismus inhalierend.
Er ruft bei Blossom an, sie nimmt den Hörer ab und er legt auf. Nicht nur das Leben, auch der Mut ist anderswo, einer dieser fürchterlich unproduktiven Sommer in deutschen Städten und Angst vor der Zukunft ohne Errichtung einer Front des Lichtes. Nun hatte Connor seine vagen Zukunftsvorstellungen immer noch vor sich hergetragen, und doch: Was er bisher von sich kennt, ist ihm zu wenig. Das Geld gewinnbringend angelegt, die Kommunion bedeutete nicht nur, "Huch, was bist du aber groß geworden", und Kniffe in die Wange sondern u.a. Bargeld. Die Sonnenseite der Römisch-Katholischen Kirche, Geld und die Eintrittskarte in die Hölle. Von diesem konnte er seinen Lebenswandel finanzieren und Vorfälle erzwingen, die so ungut nicht waren. Connor ging auf den Balkon, sein Zimmer und der langweilige Stadtsommer mitsamt seinen Überlegungen waren zu erdrückend, er würde sich Zeit lassen mit beten, von mir aus jahrelang. Er inhalierte die heiße Luft, "alles scheiße", dachte er sich, und kurz wollte er Taxifahrer in London werden doch wußte er um sein schlechtes Englisch, andere Kinder wollen Lokomotivführer werden oder Theaterstücke schreibende Fischer am Mittelmeer.
Die Zwillingssonne stieg langsam hoch und es war Zeit geworden, auf Ruhe zu hoffen und sie vielleicht zu finden. Hinzu kam die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft - sie könnte die Trennungsabsicht durchkreuzen.
Auch auf den nächsten Seiten wird das Poppen mit Haargummi und wichtige Fragen erörtert: Er will die Beziehung beenden, denn der Lustgewinn folgte aus der Liebäugelei mit dem Suizid. Sie hatte Sommerferien, er Jahre später seine schöpferischen Fähigkeiten verloren, doch schwor sich am Ball zu bleiben. Schulfrei bedeutet, daß sie früher als gewöhnlich bei Connor anrief, was er zuerst als Kontrolle mißverstand und dann dennoch einem Treffen zupflichtete. Zwei Stunden später traf sie ein und ein von Connor provozierter, heuchlerischer Geschlechtsverkehr folgte, er war der Meinung, ihr noch einen Orgasmus zu schulden und nach ihr Lautstöhnfolge hielt er sich für den Mohr, der gehen könne. Sie saßen, mit unterschiedlicher Intensität zufriedene Erschöpfung mimend, auf dem Bett und amüsierten sich über ausgeschiedene Körperflüssigkeiten. Gotik - dies waren die alten Zeiten und nicht wenige der rheinischen Szene sahen so aus, als haben sie hairsprayfrei so etwas wie verkohlte Pfannekuchen auf dem Kopf. Ihm fielen die Haare ins Gesicht, er war nicht Gedankenverloren doch wollte nicht sprechen, der Beischlaf hatte das toupierte Croissant zerblättert. Haargummi rauchte, nicht mehr auf Connor sitzend doch sie dachte, sie gebe den Rhythmus an. Connor sah ungepflegt aus, er strich mit der linken Hand seine Haare aus dem Gesicht und wußte, daß er es ihr sagen mußte.
"Haargummi"
"Ja"
"Ach...nichts"
"Ach nichts, ach nichts", äffte er sich innerlich nach. Er senkte den Kopf und hielt die Hände davor. Er dachte in dem Moment nicht an Feigheit, sondern das es wohl gut aussehe, wenn er sich Kotletten wachsen ließe. Haargummi war zu sehr mit sich, der Zigarette und der gedanklichen Wiederaufbereitung des GVs beschäftigt. Es ließe sich wunderschön über die Willkürherrschaft der Gedanken auswälzen, doch Connor sah auf einmal ganz deutlich, daß jetzt, genau jetzt, der richtige Moment war, mit der Feigheit aufzuhören.
"Haargummi", sagte er, nahm die Hände vorm Gesicht weg, sich seines momentanen Mutes bewußt und der Wahrheitsannäherung.
"Was ist denn Schatz?"
"Ich werde dich jetzt ganz doll verletzen, noch tiefer als wäre ich von Anfang an ehrlich gewesen", es pochte im Kopf, "Es tut mir leid, sie zu verletzen, aber das ist der Preis den sie für ihre Blindheit und meine Lügen jetzt bezahlen mußt", Oscars, "Wenn ein Mann etwas ganz Blödsinniges tut, so tut er es immer aus den edelsten Motiven", war im Kopf. Er kannte das Zitat nur zu gut.
"Edelste Motive..."
"Sag' mal, träumst du? Was, was ist eigentlich mit dir los, Connor! Hast du irgendwelche Probleme?"
Er dachte, Ich habe nie verstanden, warum die Smiths "There's a Light that never goes out" nicht als Single ausgekoppelt hatten und so den sicheren Nummer-Eins-Hit auf der Insel und dem Kontinent verspielten und sagte:
"Nein!"
"Du bist heute so komisch"
"Ich muß mit dir reden", antwortete Connor im Ringen um Courage.
"...dann fang' bitte an", erwiderte sie verunsichert.
Connor wollte soviel loswerden, ihr vor die Füße rotzen, zugeben daß ihre Beziehung, die mehr aus regelmäßig unregelmäßig Zusammentreffen zwecks Beischlaf bestand, gescheitert war, er nie ehrlich zu ihr war, er sie als Belastung empfand, daß er sich in eine andere verliebt habe - oder zumindest sich für eine andere interessiere; ihm wurde schlagartig bewußt, daß er während der Monate mit Haargummi noch nicht einmal den Versuch unternommen hatte, sich ihr über seine Gefühle, Vorstellungen, Tod, Gedanken und Leben mitzuteilen. Jetzt, da es fast ausgestanden war, bedauerte er es ein wenig. Und der hohe Grad ihrer Verletzung stand für ihn außer Frage. Er wollte es auf den Punkt bringen:
"Okay, ich weiß, daß du mich wahrscheinlich liebst. Was du an mir liebst weiß ich nicht. Ich habe dich oft belogen...
Connor stellte sich vor, er sei Haargummi und jedes ernste Kind wüßte, was dies für ihn bedeutete, wie leer und wütend er wär' und das er sie doch um diese Heißkartoffelerfahrung ein wenig beneidete. Und doch war die Erklärung für den Abbruch, vorgeschoben und hingeworfen, mehr als dürftig. Immerhin: Es war wohl besser, sich jetzt von ihr zu trennen, bevor er Gefahr lief, sie durchschaue ihm und leite die Trennung selbst ein. In den Neunziger würde er nicht mal mehr ihr Aussehen erinnern können, prognostizierte er und hatte nach Wegwurf aller Photos eine sich selbst erfüllende Prophezeiung vollbracht. Die Gretchenfrage der Eitelkeit, von ihm nicht gestellt doch schmerzlich gelöst.
"Geh bitte, ich kann...es tut mir leid... bitte gehe!"
Sie stand auf und ging zu Tür, "Vielleicht", sagte Connor, "vielleicht melde ich mich. Ich muß erstmal Abstand gewinnen." Er hatte zuviele deutsche Fernsehspiele gesehen, doch in diesem Moment war es zum ersten Mal von nutzen gewesen und er war ein hochbegabter Lügner.
Inkonsequent sagt er, "Ich rufe dich an."
"Wann?"
"Mittwoch."
Er hätte beinahe gelacht, wußte daß dies sehr unpassend gewesen wäre, sie näherte sich und gab ihm verheult einen Kuß auf die Wange, ging weg. Der Stadtsommer wurde einfach nicht besser und angewidert entfernt er ein lila Haar von seiner Schulter, legt eine Maxi-Single auf, das schönste Liebeslied der Welt, Hand in Glove. Doch hatte er immer noch diese diffuse Angst, ging in den Garten und betrachtete die weißen Lilien, holte sehr bewußt Luft und atmete durch die Nase wieder aus. Das tat er gern, fand es entspannend und es half beim Vergessen. Diesmal half es nicht, wie naiv sie war, wie ungenau, doch hatte sie diese Behandlung verdient? Connor fühlte sich schlecht, so ging er wieder ins Haus, legte sich ins Bett, schloß die Augen, dachte fest und redete sich seine Realität ein; eins wußte er: Die totale Freiheit, eine Gesellschaft ohne Regierung zerstört sich selbst, es herrscht die Freiheit, zu verletzen. Duncan rief an.
"Endlich erreicht man dich mal."
"Ich war unentwegt."
"Du hast ja leider keinen Anrufbeantworter."
"Tja, mein Anrufbeantworter ist ja nicht immer da..."
"...dafür aber schwarzhaarig und langbeinig."
Rumgeheule, Lügen, Inkonsequenz, das volle Programm, das derrickeske Verhör Connors durch eine alte Freundin, Beischlaf und Postkarten zu 60 Pfennigen, der Montag und ein Telephonat mit Blossom, den ganzen Mut zusammenreißend. Blechtrommeln gegen die Einheit und den Abgesang auf’s Adenauerland. Zum zweiten Male stand ihm der Arsch voller Tränen. Und die Präsenz der Attitüde.
Connor wollte nicht wieder, nicht länger, ein Fernsprechfeigling sein. Er beschloß sie anzurufen, es war Nachmittag. Abends wählte er zum ersten Male ihre Rufnummer, legte sofort wieder auf, wußte das ein paar Kilometer keine Distanz zur Blamage sind und haßte sich dafür. Er wählte wieder die Nummer. Dachte an das Gespräch mit Blossom im Chaos, das ihn so fasziniert hatte und es kam wieder die Angst. Ich will keine Beziehung. Was wird die Doofe denn dazu sagen? Ihm gingen die Dinge durch den Kopf die einem durch den Kopf gehen, wenn man zu Beginn einer Liaison darauf wartet und hofft, daß der Hörer abgenommen wird bevor das Hirn flux vorher einen Aufleggrund liefert. Nach vielen Versuchen und nochmehr Auflegen wurde am anderen Ende abgenommen, eine nach Kegelclub und Reval ohne Filter klingende Stimme, vermutlich ihr Vater.
"Guten Abend, entschuldigen sie die späte Störung, hier ist Connor. Kann ich ma’ Blossom sprechen."
"Einen Augenblick, ich hol’ sie."
Der Hügel war so gut wie gestürmt und Charlie ausgeschaltet. Blossom kam ans Telephon. Sie war ein wenig verwundert, daß er anrief, konnte nicht wissen, daß er auf dem kleinen Dienstweg fast für ihre Nummer gemordet hatte. Er frug sie, was sie davon hielte sich morgen mit ihm zu treffen, falls sie - nicht wenn - nichts besseres vorhabe. Auf einen Kaffee (Cappucino clischeéo / café clisé). Blossom erwiderte, sie habe nichts dagegen, er konnte seinen inneren Reichsparteitag kaum verheimlichen doch gelang es ihm, ablenkend von dem Teilerfolg noch kurz über Belanglosigkeiten zu sprechen und auch sie wußte wie in diesem Spiel telephoniert wurde. Er wünschte noch die fernmündliche Gute Nacht, sie auch und verpaßte nicht noch die erwarteten Worte, "Ja - dann bis Morgen, ich freue mich", loszuwerden.
Er war froh, er hatte den Hügel geschafft und nichts von seiner Trennung von Haargummi erzählt und schämte sich seiner Gefühle. Zuerst hatte er es vor, doch wollte er nicht mit der Tür ins Haus fallen und es hätte sich auch die Situation ergeben können, daß Blossom sich unter Druck gesetzt fühlte. Doch sie hätte auch genau anders denken können, "vielleicht hat er ja wegen mir Schluß gemacht". Da war aber schon die nächste Gefahr verankert - oder noch schlimmer, der Schmerz, daß dies ihm widerfahren könnte. Auch wenn ihr die Nummer geschmeichelt hätte - es wäre Gift gewesen. Er kannte genug Frauen, denen dies schmeicheln würde, die er haben konnte, die ihn aber auch nach Enttarnung wieder fallen lassen werden. Er war der Meinung, sie könnte sich unter Druck gesetzt fühlen, Schluß, Aus, Basta. Und sie wußte nicht, daß er nicht mehr mit dem verschwimmenden Namen liiert war. Was war also ihre Absicht ihn zu treffen wenn nicht die seine?! Er hoffte mehr als nur kurzzeitiges Interesse.
Beim Treffen mit Blossom konnte man vorurteilsfrei Schallplatten hören. Und doch: Aus dem Osten kam immer nur Ärger, Wodka und Angst. Eine halbe Stunde bevor Blossom kommen wollte, betrachtete er sich im Badezimmerspiegel, fand er sah alt aus und beschloß sich zu rasieren.
"Oh man, bin ich müde."
Er hatte soviele Bücher schreiben wollen und sei es auch nur ein mittelitalienischer Dreck wie Der gefolterte Poet und die Fragwürdigkeit von Beziehungen. Er wußte um künstlerische Unzulänglichkeiten, die als Kunst verkauft werden, da brauchte er nicht nach Klagenfurt zu schauen. Kunst iSD Art. 5 GG ist die "freie schöpferische Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formsprache zur unmittelbaren Anschauung gebracht werden", "für das Vorliegen von Kunst spricht der Umstand, daß sein Urheber ein Werk als Kunstwerk betrachtet. Weiter dürfte bedeutsam sein, ob ein in Kunstfragen kompetenter Dritter es für vertretbar hält, das in Frage stehende Gebilde als Kunstwerk anzusehen. Für ein Kunstwerk spricht zudem, wenn es bei formaler, typologischer Betrachtung die Gattungsformen eines bestimmten Werktyps erfüllt (etwa malen, dichten etc.) oder sich das Werk im Wege einer fortgesetzten Interpretation immer neuen Deutungen erschließt.
Unerheblich ist, welches ‘Niveau’ ein Kunstwerk hat." Lange Zeit war es nicht nur Dünnsinn was Karlsruhe zu bieten hatte und doch reduzierte er Baden auf Wein, der ihn Magenkrank machte. Es hätte eine Abrechnung werden sollen und er toskanischer Teufel. Selbst eine virile Lapalie wie’s Rasieren wurde angesichts des Besuchs zur Tortur, nicht nur das man sich dabei ins Gesicht schauen mußte.
"Gott, wenn Du wirklich da bist, ich kann Dich nicht sehen. Da muß etwas schrecklich falsch an mir sein. Los komm’ runter wenn Du da sein solltest. Zeig’ mir den Weg. Du hast schließlich den fragwürdigen Anspruch, daß Du dich um uns kümmerst. Dann komme."
Es war die Zeit der Daseinskompetenz und Stereotypen auf Vinyl. Als er das Rasieren beendet hatte, nahm er noch ein After Shave, es brannte glut. Es war die Pflegeserie: Ohne Sorge. Er legte es immer dann auf, wenn er die gute alte Zeit erinnern oder die Zukunft vorwegnehmen wollte. Ferner glaubte er an Loyalität, Sauberkeit und Krawattenknoten. Wie lebt man mit zwei verschiedenen Identitäten? Das Stiller-Pogrom, es ließ kein Grau zu, nicht einmal das Charisma Rudolf Scharpings. Er hatte lange nicht mehr an etwas geglaubt, und dachte, Blossom suche ebenfalls jemanden für eine ernsthafte Beziehung. Drei Napalms für Charlie.
Er erfragte nicht, was morgen beginne. Naja, studier’ mal Verfahrenstechnik. So würde er den Niederrhein mit all seinen Mythen verlassen. Der Schwanenritter entließ ihn in’s Exil. Helden waren sie schon jetzt, doch ließ sie niemand zu Märtyrern werden. Und alles ging ihm durch den Kopf, seine 50 Prozent Anteil an der neuen Paarung der Subkulturszene oder Kulturtribalismus versus Liebe, Jovialmann und der Tod des Bruders, der Versuch zu fummeln ohne Erektion und die Trauer über nicht-GV-Analogie gemischt mit Erinnerungen an Claire, die Übernachtung bei Blossom, Venus Le Bettina und das Nachdenken über europäische Zigaretten zuzüglich Imagination seines Selbstmordes:
"Davon geht die Welt nicht unter dreh’ ich mich manchmal im
Kreis, einmal geh` ich wieder unter, einmal werd’ ich wieder
Mittelmaß" (Connor nach Zarah, weil er die Leiden wollte...)
Der ungepflegteste Dandy des Abendlandes lag auf seiner Matratze und dachte zuviel. Die Polizeibeamten würden ihn mit fahlem Gesichtsausdruck und einer visa-card im Mund finden, einen Abschiedsbrief aber nicht. Im Krankenhaus würde ihm dann der Magen ausgepumpt werden und er wäre betäubt zwischen Wahrwelt und Totenfluß. Nur schemenhaft nähme er wahr, wie er in die Psychiatrische Anstalt zur Weiterbehandlung überführt würde. Dann wäre alles einfach. Joachim Witt wußte wovon er sang und die Ärzte hätten ihn unter ständiger Beobachtung, weil sie eine Wiederholungstat nicht ausschlössen, betroffene Verwandte kämen und würden Fragen stellen. Die Ärzte wissen nichts und Connor schläft sehr viel, träumt sehr viel, raucht sehr wenig was der Gesundheit nicht abträglich sein wird. Er wird sehr viel nachdenken und die impertinenten Doktores hassen, weil sie seine Gründe nicht kennen und denken, er würde nochmals versuchen sich umzulegen. Am Ende dürfte würde er mit hohen Doc’s ohne Schnürsenkel ‘rumlaufen und diese würden unweigerlich zu Pantoffeln. Er wäre nicht verwirrt, daß war ihm klar, als er schnarchend spekulierte, er hätte gar nicht versucht, sich wirklich zu töten, vor allem nicht irgendeinen linkskatholischen "Es-war-ein-Hilfeschrei-von-Malte"-Mist gemacht, denn er war Spieler. Tabletten einwerfen, Schnappes trinken, dem Leben zeigen, daß er nicht an ihm hängt, daß es ihm egal ist, daß er sich darüber erheben kann. Daß er es nicht nötig hat, nicht nötiger als andere. Wenn die Kerze ausgegangen wäre, wäre was nach dem biologischen Ende gekommen. Vielleicht auch nicht und vermutlich wäre alles noch schlimmer geworden. Immerhin hätte man ihn in einem hellen Sommeranzug gefunden, beige mit Panamahut und Romika-Slippern, inklusive rosa Einstecktuch im Januar. Hauptsache die Presse stimmt. Jetzt, da er dann überlebt haben würde, hätte die Existenz gemerkt, wie entschlossen er war, daß er, wann immer er es wollte, eine Möglichkeit hatte, seine menschliche Hülle aufzugeben. Abzutreten von der lächerlichen Bühne, keine Rollenspiele mehr mit Zuschauer- und Bewundererschwund, und sehen, ob es höhere Wesen gibt. Gott, Q oder Burger-King zeigen, daß er nicht an Tatsachen krankend weiterlebt, sondern als Gottvaterlemming seine Auseinandersetzung ohne Schaden für die Seele beenden kann, einem Leibgerichte gleich. Den physischen Tod nicht fürchtend, aber als Grenze akzeptierend, das urirdische Leben schon die Form des Todes, die Totgeburt des Lebens, Resignation und jede Menge anderen Quatsch. Er kratzte sich am Sack. Hustete, schnappte nach Luft, nahm die Embriostellung ein und versuchte es zu ende zu denken. Die Schwester vom kleinsten gemeinsamen Nenner war wohl Bonnie Tyler. Den biologischen Tod auslachen, auf Zellteilung scheißen, die nach 120 Jahren das Licht als letztes ausknipst und selbstbestimmt leben - und sterben. Es gibt keinen Gott obwohl er es sich wünscht, es gibt Burger-King, die trivialen Dinge können niemals so entwertet werden, wie der Ehrbegriff. Oder doch liebt er sie so sehr, die körperlichen, irdischen Dinge, Zwiebelringe, Pizza, Fellatio so daß sein Leben mehr als inkonsequent geführt wird. Er müßte also absolut enthaltsam leben, da nichts einen Wert hat. Ergo, dachte er, dieser Mensch würde enthaltsam vor sich hinleben und desillusioniert nach dem Sinn des Lebens fragen, müßte aber aufgrund der Tatsache, daß es keinen Sinn, keine allgemeingültigen Werte und Ziele gibt - oder mehr gibt - an diesem Paradoxon verrückt werden und auch nach dem Tode, der dann am Ende nur biologischer Natur ist, als Sucher weiterhin wahnsinnig nach dem Sinn des Lebens forschen, den es nicht gibt. Dieser Strebende hätte wirklich in die Scheiße gegriffen. Aber es gab noch einen Funken Hoffnung für Connor. Nicht nur, daß es kein Nichts gibt, wenn es nichts gibt, er würde das Nachdenken aufgeben, wenn er den Grund einsähe. Aus der Angst heraus, Alkoholiker zu sein, trank er nicht mehr und die Arbeitslosigkeit führte zu unguten Reflektionen über sich. Am nächsten morgen waren diese Art Gedanken verschwunden und er war sehr zornig, daß er wenig und schlechten Beischlaf hatte. Außerdem nahm Blossom ihn nicht in den Mund. Es war nicht ihr kontroverses sexuelles Verlangen, er wollte ein Dokument anfertigen, das für ein bißchen Wirbel in ihrer Beziehung sorgen und ihm Jahrhunderte später recht geben würde. Er stellte sich vor, wie er in der Anstalt auf Toilette gehen würde, dort auf die Trennwand Nimm dir das Leben es gehört dir und Kafka sucks mit blauen Edding 500 schrieb um dann auf unsorgfältig ‘rausgerissenen gelben Zetteln einen Brief an Blossom begänne...
Nach einem recht dilettantisch durchgeführten Selbstmordversuch würde er schreiben:
"Ich glaubte, das Leben würde sich abspielen wie eine geistreiche Komödie und Du würdest eine der vielen anmutigen Personen darin darstellen. Es erwies sich als ein abscheuliches, abstoßendes Trauerspiel..."
( Stille Gefängnispost )
"Körper und Geist. Ein Abschiedsbrief.
Hallo Blossom,
ich weiß nicht ob dies die richtige Anrede in einem Quasi-Abschiedsbrief ist. Wir sollten aufhören, uns etwas vorzumachen. Sex ist für mich etwas wie essen, trinken, fernsehen, lesen. Bestandteil des Lebens! Ich weiß nicht ob mir unsere Beziehung noch etwas gibt. Ich liebe Dich und das müßtest Du wissen. Ich will Liebe, eine Freundin, wie Du sie bist, und...ein erfülltes und glückliches Sexualleben. Ich bin zerrissen. Je intensiver ich darüber nachdenke, desto häufiger muß ich einsehen, daß ich beides nicht mit Dir haben kann. Keine Chance mehr für uns beide! Du kannst, Du willst Dich im Bezug auf körperliche Liebe nicht ändern - und ich auch nicht. Wir sind seit drei Jahren zusammen und ich bin seit mindestens zwei Jahren sexuell frustriert. Deswegen oft unausgeglichen und streitsüchtig, vielleicht sogar depressiv. Wenn ich keine Freundin hätte, würde ich mir eine für’s Bett suchen. Das ginge dann auch nicht lange gut, da ich jemanden für eine geistige Beziehung, (Liebe?!) brauche, jemanden, den ich wirklich auch geistig liebe. Dich. Diese Situation war mein damaliger Trennungsgrund. Einziger Unterschied: Alles genau anders herum. Es könnte sein, daß ich mich von Dir trennen will, weil ich Liebe, Zuneigung ecetera habe, aber sexuelle Befriedigung suche. Langeweile durch Wiederholung. Langeweile durch Wiederholung. Drohungen der Art "schlafe dreimal die Woche mit mir" nützen genauso wenig wie Beleidigungen und Bosheiten von meiner Seite wie "Du bist frigide.", sie verunsichern Dich nur nochmehr. Also: Das Ende unserer Beziehung ?! Grund: Ich will Sex!
Ich will aber nicht, daß Du gelangweilt mit mir schläfst, nur um unsere Beziehung zu retten. Bringt nichts! Es gibt keinen Ausweg. Hoffnungslosigkeit. Hoffnungslosigkeit meiner Situation. Ich muß egoistisch sein, an mich denken. Oft genug blieb ich unbefriedigt "auf der Strecke", war körperlich und geistig unerfüllt. Das war nicht schön! Aber es geschah, geschieht oft. Ich habe mich zurückgehalten, sexuelle Frustration erduldet, weil ich Dich liebe. Aber das hat meine Liebe umgebracht. Ich habe wieder den Mut gefunden, auch dramatisch, bzw. kitschig zu formulieren. Es gibt keine Hoffnung, Blossom!
Ein Gedankenstricher, sich in den Hirnvordergrund spielend: Auf dem Fisch- und Kommunikationsmarkt kauft er Sardinen, die er gern roh und sofort verspeist. Sein intellektueller Anthropohagismus wird nachmittags ausgelebt, wenn er sich nach der Mittagsruhe und der Ansammlung von Semi-Kraft, zum Beischlafen mit seiner italienischen Haushälterin zusammentut. Er fühlte sich wie ein Pharaonentöchterchen, beschnitten durch das Strafrecht: Sie nahm sich nen gutgebauten Sklaven aus Nubierland und dieser wird danach erschlagen und verscharrt. Am Nachmittag pflegt er seine Melancholie wie andere ein schwerbehindertes Kind. An diesen Tagen reift der Entschluß, manches Mal mehr Gin zu trinken als Queen Mom.
Zwei ziemlich groteske Möglichkeiten:
a) Du gehst mit mir ins Bett, nur um mich zu halten, mich nicht zu verlieren, weil Du mich liebst. Folge: Du bist gereizt, frustriert, unausgeglichen, streitsüchtig. Also wie immer. Blossom, beherrscht der Körper den Geist oder der Geist den Körper?
b) Ich halte mich zurück, unterdrücke quasi meine eigene Sexualität. Ich gehe auf Deine Bedürfnisse ein, Streicheln, Zärtlichkeiten, Umarmungen, kein Geschlechtsakt. Wenn es dann zum Verkehr kommen sollte - wir haben ein halbes Jahr nicht mehr miteinander geschlafen! - so ist es häufiger der Fall, daß Du dann einen Orgasmus hast, Dir dann etwas weh tut - ich nicht weitermachen möchte - weil Du Schmerzen hast und...unbefriedigt und frustriert bin! Dadurch werde ich dann schnell aggressiv, verletze Dich durch Worte wie z.B. "vielleicht finde ich mal jemanden, der das mitmacht", Du weißt was ich meine, Oralverkehr, ob passiv oder aktiv. Deine Reaktion ist: "Such Dir doch ‘ne Andere."
Also - jedesmal wenn ich verärgert und unglücklich bin, lasse ich es an Dir aus. Natürlich wirst Du schon ein paarmal mit mir geschlafen haben, ohne es zu wollen. Dies war aber nur das schlechte Gewissen, weil Du mich schon oft sexuell enttäuscht hast. Ich war dann traurig und elegisch. Du brauchst einen liebevollen, verständnisvollen Menschen, der Dich liebt und es akzeptiert, daß Du ein Egoist bist, der nur nimmt und recht selten gibt. Daß Du Dich immer verwöhnen lassen willst. Jemanden der akzeptiert, daß Dein Verlangen nach Geschlechtlichkeit vielleicht nur ‘n paarmal im Jahr zum Vorschein kommt. Ich kann dieser Mensch nicht sein! Ich akzeptiere es nicht! (Nicht mehr!)
Erinnere es, Blossom! Früher hätte ich Dich jeden Tag stundenlang verwöhnen können, mit streicheln, küssen - aber da hatten wir noch ein "vernünftiges" Sexualleben. Du warst sexuell noch aktiv. Dieses harmonische Funktionieren ist eminent wichtig für mich! Wir leben in zwei Welten, in verschiedenen Welten, Du in Deiner, ich in meiner. Wir werden in dieser Hinsicht wohl nie mehr zusammen finden. Es erscheint, als hatten wir im Bezug auf Sex nie eine gemeinsame Welt.
Ich liebe Dich, aber willst Du, daß ich Dir irgendwann einmal sagen muß, daß ich mit einer anderen geschlafen habe, während ich mit Dir "zusammen" bin? Willst Du das wirklich ????
Ich habe keine schöne Lösung mehr, lies diesen Brief bitte ganz aufmerksam! Vielleicht hast Du ja eine, obwohl es eigentlich nur eine geben kann: Trennung!!!!
Keine Entschuldigungen mehr. Ich wollte Dir diesen Brief schon zehnmal schreiben und habe ihn immer wieder zerrissen. Aber irgendwann, irgendwann wirst Du diesen Brief einmal bekommen. Wenn einmal der Moment der totalen Entfremdung innerhalb unserer Beziehung gekommen ist, eine Entfremdung wurzelnd in körperlicher Disharmonie, ein Moment, in dem ich nicht mehr weiter kann, weiß, will, werde ich Dir diesen Brief aushändigen. Ich habe keine Kraft mehr, Blossom! Resignation! Im gleichen Maße, wie es Dir "nichts" bedeutet, bedeutet es mir sehr viel, vermutlich mehr als unsere Beziehung.
Wir bleiben Freunde,
Connor."
Es war das Jahrzehnt, in dem er nirgendwo war. Nach diesem Brief würde er Hunger haben, das Pflegepersonal zu bestechen versuchen, dies gelingen, und deshalb eine Pizza von außerhalb bestellen. Er rief bei seiner Stammpizzeria Charon an, die Pizzen auch außer Haus lieferte und bestellte eine Familienthunfischpizza mit extra viel Käse und Knoblauch. Alles wird für den Abend gutgegangen sein und dann wird er nach dem Aufwachen und einigen Jahren merken , daß er in dieser Woche hätte trinken sollen, ihm das Vokabular zur Beschreibung einer sexuellen Beziehungsanalyse fehlte und ihm nicht bewußt war, was er noch kennenlernen würde...
Seines Hirns stellte folgendes Menu zusammen: Grauer, wolkenverhangener Balkanhimmel, Connor würgte einen Freund, der nach Luft röchelt, sein rechter Arm wirkt auf die Sauerstoffzufuhr wie ein Schraubstock. Die langen blonden Haare - untoupiert - hängen schweißverklebt im glänzenden unrasierten Gesicht. Dieses zeigt Entschlossenheit, auch wenn keine Tötungsabsicht vorliegt.
Connor und Blossom, küssend in der Mittelstadt.
"Du Deutsch?. Deutsch gutt!"
Man mußte nur Derrick oder Loriot schauen, um alles über die Frühgeschichte der Rhein-Alpen-Schweiz zu erfahren. Eine Hommage an kitschige Liebesfilme mit adretten Menschen? Blossoms Hand fährt durch seine schwarze Tolle. Die Hexe trägt hochtoupierte braune Haare, wichtige triviale Aüßerlichkeitsänderungen im Vorfeld; ihre rotlackierten Fingernägel müssen kein Zeichen sexueller Signalwirkung sein, ein Photo vor Augen, das sehr alt war. Ihn aber nie los ließ. Er schlief nicht, er konnte deutlich Bilder sehen, irgendwann gibt’s immer ein erstes Mal. Panic on the Streets of Flandern, Panic in early-80s-Birmingham. Connor mit Claire und anderen ihm wichtigen Menschen. Die klassenlose Gesellschaft überwintert im Modus egalitärer Umverteilung. Leere Bierkrüge stehen auf einem weißen Plastiktisch, als "erheitertes Kunstwerk". Claire umarmt ihn und zieht an einer Zigarette, ihr Blick geht in’s nichts. Er will berühmt werden, auf der Insel, auf dem Kontinent, whatever, er schaut gequält, das Lächeln nicht überzeugend und fühlte sich schlecht und unglücklich, war es aber nicht.
Er zeigte ihm fünf Finger seiner linken Hand, leicht vorm dem Oberkörper ausgestreckt. Der Gegenüber blickte, grinend.
"Du warst Viktor, Viktor fährt weiter!"
"Nein, ich war nur vier Tage voll!"
"Nein, du warst fünf Tage voll."
Ihm war als habe er seinen Körper verlassen und schaue auf die behindernde Hülle, die Abstinenz ließ ihm anders werden; darauf war er nicht vorbereitet.
Connor in einem Korridor, ein grauer enger Korridor, wie das Verbindungsstück zwischen Flughafen und Flugzeug, stark schwankend. Viele Türen, er sucht jemanden und weiß, daß der Moderne Mensch nicht entfremdet ist, also öffnet er eine Tür. Und noch eine. Eine nach der anderen. Er rief hysterisch, "warum, warum?", und in einem Zimmer stand ein großes gelbes Telephon auf schwarzem Bodensatz. Connor hebt den Hörer ab und ruft, "Warum! Warum?". Höhnisches Gelächter erfüllte prompt den Raum; er fühlt sich beobachtet und dreht sich um ...im Türeingang steht eine nackte Frau. Und es scheint Daphne zu sein.
Ein ängstlich lamentierender Connor, gottseidank nicht ohne Suchtmittel anzutreffen. "Bist du es, Connor", fragte er schlaftrunken. "Ja, ich bin es, Connor!" Zigarette im Mund der seltsam schief wirkt, die Rechte hält ein Bierglas, ich kenne dieses Bild, mit der linken gestikuliert er wild um einseitige primitive Lautkommunikation zu unterstreichen. Doch er hört sich nicht zu, der Alleinunterhalter und Selbstdarsteller in Laibach.
Er war wach für einen Augenaufblick, trank einen Schluck Wasser und zog ihn schreckende Parallelen zu der Zeit, als er den Versuch wagte, die Welten zu wechseln.
Connors Aufenthalt in Italien zwecks Besuch eines Psychobillyfestivals. Stopp an einer ligurischen Tankstelle um sich mit Neubier einzudecken. Was ihm spontan, nahezu unauslöschlich dazu einfiel: Ein unübersehbares, unverwundbares, aufdringliches Plakat. "Auto e Moto. Lavaggio a Mano." Diskrepanz zwischen nie gezeigten Gefühlen und Feigheit. Daphne weit weg, im Kontext ohne Bezug, aber in sich stimmig. Eventuell pannend.
Connor im Gespräch mit einem englischen Fallschirmspringer, der sich nach Daphne erkundigte, sie ganz weit weg, im Schlepptau hat er zwei Deutsche - beide betrunken - die er auf dem Festival kennengelernt hatte. Es kam zur Völkerverständigung. Er ist nüchtern und ihm ist selbstmitleidig.
"Verschwinde aus meinen Gefühlen, Daphne!"
Connor wachte auf. Er ging auf die Toilette und rauchte eine Zigarette. Kein Brief nach Polen. Er wollte nicht mehr hier sein, er wollte woanders sein, auch wenn das Lachen nicht anzufinden wäre. Doch er war eigenverantwortlich hier und schlurfte zurück ins Zimmer, er war ausgepumpt. Ihm fielen langsam die Augen zu. Doch schaute er aus dem Panoramafenster über’s Feld.
Ein erdfarbener Turm, der in den grauen Himmel zeigt, er hat schon symbolhaftere Einstellungen und Kritiken zum Dasein erlebt. Als passiver, nie gefragte, doch aufmerksamer Beobachter. Diese Zeit ist unwiderbringbar weg und der Abstand wird immer größer. Das ist nicht wiederholbar - der Turm hat viel gesehen, auch Löcher des Bewußtseins.
Grau, grau, grau, Kinder, die Drachen steigen lassen, leider keine Überlandleitungen und ein langweiliger Linienbus fährt seine langweilige Route. Eine Sektflasche steht am Horizont, sie ist gigantisch, doch es beginnt zu regnen. Auf einmal fährt dieser Bus rückwärts, denn der Mann am Steuer hat sich verfahren, Fahrgäste, Schwarzfahrer auch, wundern und beschweren sich. Ein ungewöhnliches Ereignis, ein unfreiwilliger Ausbruch aus der Monotonie, die so beruhigend sein kann, begingt durch einen menschlichen, grauen Fehler. Eine kurzweilige Begebenheit in dieser Stadt voller Werturteilen, Wertungen, Werten, Wert und Trivialität. Es war eine unruhige Nacht. Blöde Vögel zwitschern.
Kurz im Chaos, Laibach, Grottenolme etc, Ein Kater wie von Henry, Überlegungen zum sozialen Trinken, Haargummi, Blossom, Connor, Haargummi macht eine Szene, sie prügeln sich beinahe, Connor mimt unfreiwillig den Deppen, es folgt die Defloration Blossoms, kleine Gedanken dazu, Spekulationen zum Zeitpunkt, Haargummi will sich entschuldigen und Prag wurde häßlich. Es kommen noch Erklärungsbriefe Haargummis...
Get the balance right
"Nur wenige sind uns gleich - und die sind tot", sagte Connor und prostete Dugal zu. Dann fragt er ihn:
"Warum leben wir überhaupt", das bekannte Anderthalbpromillegespräch.
"Um zu sterben Connor, um zu sterben!"
Stille, Dugal trank sein Bier aus, sah das sie alleine im Buntglastempel waren, die zahnlose Wirtin war auf Toilette oder machte in der Küche die abendliche Abrechnung. Er schaute Connor an und sagte:
"Sach ma', glaubst du an die Existenz Gottes?"
"Nein!", er schüttelte den Kopf.
Kneipenpostkartenidylle.
"He Connor, glaubst du an ein Leben nach dem Tod?", Connor schüttelte immer noch den Kopf.
"Nein."
"Woher hamm' wir dann die Motivation für dieses Leben?! Meinst du wirklich, datt wär' alles, hmm. Prost!"
"Prost!"
Connor schaute Dugal lange an und wirkte dabei sogar ernst. Dann, mit hochgezogener Augenbraue, hüstelte er und sprach, in heißem Bemühen um das Verbergen der Alkoholeinwirkung mit dunkler Stimme:
"Ich glaube, meine einzige Motivation im Moment ist Blossom; es ist wirklich alles scheiße und wird auch nicht besser. Ich würde gerne an Gott glauben, auch an ein Leben nach dem Tod, doch kann ich beides nicht, schade. Wir leben die Jahre unser zweifelhaft angenehmes Leben, haben Spaß oder nicht, und treten dann ab, laut oder leis'. So isset'. Einfach eigentlich, vielleicht denken noch ein paar Leute an dich, das vergeht auch und dann ist es vorbei. Tschüß!
"Meinst Du?"
"...ha - die Leute müssen endlich mit der Unsitte aufhören, zu glauben, wir wäre was besseres als Butterblumen, Krabben oder Maulwürfe, oder es gäbe Gott oder ewiges Leben. Es ist bei uns Menschen wie bei den Tieren, wir leben, fressen, nennen's essen, vermehren uns und sterben dann irgendwann. Dann verwesen wir und: Tschüß!"
"Ich weiß nicht, ich glau..."
Connor unterbrach ihn, "nur weil wir ein Gehirn haben, daß uns einigermaßen die Möglichkeit gibt, abstrakt zu denken, zu schreiben, unsere Situation zu erkennen, wollen die Menschen nicht akzeptieren, daß wir vergänglich sind, typisch menschliche Arroganz. Viel wichtiger ist: Ich habe keine Fluppen mehr!"
Dugal schüttelte den Kopf, griff in seine Brusttasche und reichte Connor eine Zigarette, er zündete sie an und sie prosteten einander zu.
Sie waren im Begriff, Lausbuben zu werden wider die Betroffentheit, so dachte zumindest Connor.
"Würdest du nicht gerne den Tod besiegen und unsterblich werden?", frug Dugal.
"Nitt de' Jesus-Nummer machen, ey!"
"Du hast mich mißverstanden, ich meinte den Tod medizinisch besiegen."
"Und wie willste dat machen?!"
"Kryomedizin."
"Kopf absäbeln, ab inne' Tiefkühltruhe, Stromausfall und 'n paar fette Amis machen 'nen Riesenreibach."
"O.K., wir gehen noch ein bißchen zocken."
"Sag’ mal, apropos, meinst du, Daphne hatte viele Männergeschichten?"
"Viele Männergeschichten?!?! Das wäre so, als werfe man ‘ne BiFi in den Grand Canyon!"
"Alles klar."
Der Beginnr eine Unterhaltung über die sieben Ich-Stufen Connors und die "Mono- / DiaLoge P2"...
Connors Geduncan und das Warten auf eine Thunfischpizza, Füllgewicht 330 Gramm. Lucky Strike, it’s toasted, Narziß und Goldmund, Telephon klingelt...eben nicht. Die frische Brise in einer stagnierenden Umgebung; Farben, sie können einem die Existenz retten. ....dann kam Blossom hinein. Sie erblickte Connor, lächelte schief. Bring es auf den Punkt, Scharlatan! "Dann ist da nichts mehr zu sagen?"
"Nein, nein, nein, nein, nein!"
Jetzt erstmal ‘ne kleine Thunfischpizza, ich will gar nicht so sein wie du, Schreckgespenst Bewegungslosigkeit. Thunfischpizza, Füllgewicht 330 Gramm, Schlösser. Das Alt. Ein wunderschönes Buch einer enttäuschten Liebe, die ihn in ein Wahrweltgefängnis brachte. Zuviel Koffein im Kreislauf. Manchmal sieht die Erde sogar ohne einen guten Fick freundlich aus. Ich danke dir, ich danke dir, ich danke dir...bla, bla, bla, wirf diese Seite in den Gulli. Und eben lieber nicht, Sinne abtöten und dem hier und Aktivität entfliehen. Liebe, Füllgewicht hundertsechszigtausend Gramm, Gewichtsverlust durch Erhitzen möglich. Man kann nicht aus Scheiße Gold machen. De profanis. Epistola: in carcere et vinculis. Deshalb das Ende. Die Tatsächlichkeit ist manches Mal ganz einfach.
"Diese Stadt war so schlecht nicht, trotz all ihrer Berge und Hügel. M.- eine Stadt sucht ihren Führer. Sie war halt wie alle Städte, welche nicht das Privileg anglo-amerikanischer Stadtsanierung, Nachkriegswiederaufbauverbrechen und SPD-Stadtkernerweckung hatte. Waldumrandet, es war der Atem des Mittelalter mit kleinen Gassen und engen, biologisch gewachsenen Straßen zu spüren- und erst der Himmel entwirrte das Knäuel wieder. Die mit den langen Haaren waren die Männer, die mit den kurzen die Frauen, sie hatten Tätowierungen. Doch versöhnlicherweise gab es dort Geflügelläden, die mit ‘Puten Tag!’ den potentiellen Käufer grüßten, doch war dieser Ort pittoresk."
Irgendwie versuchte er der Unordnung seiner Erzählung einen Anfang zu geben und doch verwarf er ihn immer wieder.
Er hatte den Sturz überlebt und robbte zum Meer. Der Totenkopf, die Spinne und der Job als Landvermesser lagen hinter ihm. Sie hatten ihn als Protagonisten einer "absurden Erzählung" beschimpft. Absurd. Atheist sein, heißt in der loyalen Opposition Gottes. Das linke Auge leerte sich merklich. Mit einem Auge würde er schärfer sehen können. Auch beobachten ?! Sand in den Wunden der Beinstümpfe. Es war ihm lieber so. Nichts haßte er mehr als Sand in den Schuhen. Mit dem verbliebenen Auge sah er Leute, die sich gegenseitig Gedichte vorlasen, "Was für lächerliche Wattwürmer..."
Sonne brennt. Blutfluß gestoppt. Kruste.
"Viele Insekten hier... nach vorne, nach vorne...."
Die Ebbe faszinierte ihn. Es war nicht zu erkennen, wie sehr. Das Salzwasser. Hier hätte man D-Day im kleinen spielen können. Das Salzwasser brannte ein wenig in den noch sehr frischen Wunden. Ein Kind patroulliert mit Stirnband und halbautomatischem Gewehr. Kaum Wind. Wenig erfrischender Zustand. Duncan schlief. Davon geht die Welt nicht unter. Nach vorn gehend, ließ er den Kopf unten und schaute nur auf seine Füße , den Kopf gesenkt, rauchend. Eine sehr billige Zigarette. In’ s defensive Meer schlafwandelnd. Gedankenstolpern in ein Wasserloch, das sich trotz der Ebbe gebildet hatte. Später erfuhr er "gerade weil", wie so oft, wieder einen Stein nicht berücksichtigt. Das Wasser war verdammt kalt. Er würde eine Erkältung bekommen und sterben. Oder Windpocken. Oder Sozialdemokratie. Keine Plötzlichkeiten - wie banal. Die Sonne glitzerte auf den Wasserlöchern. Möwen schreien, machen Lärm, anstatt ihrer Bestimmung nach zu gehen und sich gegenseitig aufzufressen oder Schnaps aus Helgoland zollfrei für Bekannte mitzubringen. Er, er, er, er, ließ sie hinter sich. Es wurde dunkler und das Wasser kam näher....
Ein Jahr. Zwei Jahre. Drei.... nun ist also nicht alles verloren. Duncan hätte diesen Fick nicht verspielen dürfen. In diesem Moment, als er den Sturz vom Balkon überlebte, konnte sein Höhepunkt nur unbefriedigender Natur sein. Es durfte nur so sein. Ein Sprechroman, muß er vorgelesen werden?
"Was ist mir schon lieber Dugal! Eine Ohne-Worte-Trennung oder eine Oben-ohne-Trennung!!"
"Jaja, alles klar. Meinst Du mit freiem Oberkörper oder kopflos?"
Aus Trottelligkeit riss Connor dem Elephanten sein linkes Ohr ab. Beschwichtigend sagte er:
"Es ist nicht schwer, ein Idiot zu sein. Ich weiß auch nicht, was er raucht, ich rauche ‘Inverse Fledermäuse’, mehr Geschmack, weniger Kalorien. Und jetzt zerbeiß’ ich’s."
"Du hast gestern Klausur geschrieben, ne’?"
"Ja, in den Köpfen der kleinen Menschen..."
"...die in der zweiten Welt alle verbrannte Haare essen müssen."
"Ich werde sie zerteilen. Das claidheam-mohr ist schon bestellt."
"Jaja, Tschüß!"
"Auf Wiedersehen."
"Es tut schon sehr weh zu wissen, daß Büchner Danton zu seinem zweifelhaften Helden wählte und nicht den guten Robespierre. Wenig stimmig. Egal. Freiheit, Gleiheit, Homosexualität !"
"Connor, vill zapf, vill trink - und doch noch Gehirnfunktionen?!"
Danton begann zu laufen, den brennenden Reifen vor Augen. Viele Zuschauer sitzen vermasst irgendwo und erwarten irgendwas. Mit langen Schritten nähert er sich dem Rudel der Löwen und seine rechte Hand hielt verkrampft ein kleines Automobil fest. Die Löwen griffen ihn an aber Danton wehrte sie mit der Linken ab und lachte. Er mußte sich beeilen... Was wäre gewesen, wenn die Zuschauer fort wären? Auf der Brücke trifft Danton eine Frau und hofft, daß sie ihn küßt und sich um ihn sorgt- sie tat es, beides. Frau/Lesbe/Mädchen sagt:
"Spring’ nicht durch den Feuerreifen."
Er hat das Gefühl, daß etwas schreckliches passiert sei.
"Das erwarten die Zuschauer von mir", rotzt er atemlos.
"Ein Dandy muß im Wachen wie im Schlafen vor dem Spiegel leben."
"Danke, Baudelaire!"
Sie ergänzt, mit einer viel zu hellen Stimme:
"Du hast kein Recht zu springen. Du hast einen Namen"
"Aber ich bin nicht Landvermesser oder Kartoffelvermisser!"
"Das waren sie auch nicht, doch welche Zuschauer?"
Ekel erwuchs in ihm, Danton feuchtete im Angesicht des Feuerreifens, seine Haare mit Wasser aus einer Pfütze an. Er haßt diese Frau und deswegen küßt er sie auf die Wange. In diesem Moment ist wohl jemandem auf der Welt ein Fingernagel abgebrochen. Eine Tragödie. Da- der Reifen kommt in Sicht, diese Halskrause kommt immer näher. Immer schneller bewegte sich der Feuerreifen auf Danton zu. Zugerlebnis.
"Does the body rules the mind
or does the mind rules the body
I don’t know" ( Morrissey, Still Ill)
"Sie war jung, hübsch und katholisch."
"Wohl mehr ‘ne Standpunktfrage!"
"War es die Kunst, Leiden zu inszenieren?"
"Ja- ins Papier genagelt, mit viel Haarspray fixiert und verwischt; eine Biographie der Enttäuschung."
"Sie hatte vor dem split einen Film über’s Schnarchen gesehen. Weißt du, was für Gründe für’s Schnarchen genannt wurden!"
"Was denn? Intelligenz und übermäßige Potenz!"
"Nein, Übergewicht und Bluthochdruck."
Anfang der Achtziger wurden die dritten Programme schon als ein bedenkliches Maximum der kulturellen Vielfalt interpretiert. Für das WDR galt dies wohl nicht zu unrecht....
‘I wanna love you but Im going blown away’. So dröhnt es, alle Regler nach rechts, aus dem Zimmer. So saß er dort, betrunken und selbstverliebt, auf der Toilette. Dachte, was Kundera über’s kacken schrieb. Agnostizismus haßte sie weiterhin, hatte sie in seinen Tagebucheintragungen immer und immer wieder ‘feige charakterlose Fotze’ genannt und trotzig an viel zu viel berauschende Ficks mit ihr gedacht, obwohl er damals noch mit ihr schlief; er wertete im Nachhinein ab, nicht wägte. Den Rauch der filterlosen Zigarette inhalierend, überlegte er, ob sie an dem Sonntag, dem Tag, an dem sie ihren schlechten Subkultur-Akt zelebrierten, nicht doch nur seinen Körper wollte. Er stand auf, zog die Toilettenspülung und betrachtete im Spiegel, affig goldumrandet, seinen alkoholgeschwängerten Leib. Nein- sie konnte nicht seinen Körper gewollt haben und in Sachen Liebhaberqualitäten konnte er auf dreimonatige Selbsterfahrungskurse im Badezimmer zurückblicken. Und doch- in einem Anflug kafkaesken Selbstbewußtseins war er der Meinung, daß sie sich nach seinen Bettrobinsonaden sehnte. Wahnsinn ist der vergessene Weg, Überschätzung auch- er war besser, besser? Vive la Différence! Ein schlechter Fick! Sie, Ex-Freundin, kam und setzte sich lasziv auf sein Bett, natürlich ungemacht und - bezogen. Denkend, er sein gegen sie immun - eine trotzige Illusion - wurde er von einer Nervosität erfaßt, die nicht mehr von dieser Welt sein konnte. Eine Libelle, grün-blau schimmernd, fliegt ins Zimmer und beendet ihr Leben in der Hängelampe a la Gelsenkirchener Barock, knisternde, verbrennende Insektenkörperlichkeit! Sie sitzt auf seinem Bett. Er grinst dümmlich, in ihm eine Mischung aus prophetischer Überlegenheit, Masochismus und Geilheit. Er wird mit ihr ins Bett steigen und das weiß er auch. Und da ist immer noch die Allgegenwart seines Grinsens. Sie fragt, das Grinsverbrechen auch vollziehend, was er denke. Er antwortet lügend: "Der Kopf ist leer." Sie will auch mit ihm schlafen, dies ist gewiß; er wägt ab- ist nicht über die Trennung hinweg, sondert irgendeine Floskel ab. Vermutlich aus einem Deutschen Film, die einzige Sprache, die das Wort "Milieuproblemstudie" kennt. Und "Mutter der Volkheit". Sie bemerkt ungefragt, daß sie noch nicht mit ihrem neuen Freund geschlafen habe. Er glaubt ihr nicht, sie hat ihn schon zu oft angelogen, zu recht, er sagt ihr, sie sei schon drei Monate mit ihm zusammen, teilwiedervereinigtes Umfeld ihrer rheinischen Begegnung; er wurde schon nach drei Tagen von ihr verführt. Ins Bett gezogen. Er guckte sie begehrlich an. Sie küßte ihn kurz auf den Mund. Augenaufschlagend (lazsiv) sagte sie, "Du kannst mich ficken, wenn du mich liebst."
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Und ein bevorstehender Akt im Dunstkreis eines verschmorten Insektenkadavers. Ahnend, daß es ein Fehler wäre mit ihr zu schlafen, ein guter, er liebt sie noch und meint dies auch so, beschließt es zu tun. Vielleicht liebt er sie noch, vielleicht nicht. Die sieben Todsünden: Verstöße gegen die Gebote der Demut, Geduld, Liebe, Mildtätigkeit, Keuschheit, Mäßigkeit und Andacht. Scheiß’ was drauf! Es ist eben die Kunst, Leiden zu inszenieren. Abwandlungskempowski summt "Und deine roten Haare machen mich so sentimental, rote Haare!"; leise, vor sich hin und denkt daran, daß er gerade die Leichtgläubigkeit seiner anderen Freundin, der Brücke, ausnutzt. Die ganzen Verletzungen und die gekränkte Eitelkeit die sie ihm zufügte, vergessen. Eher verdrängt, aber wen interessiert das schon. Außerdem sieht er in diesem Geschlechtsverkehr die Möglichkeit, ihren Freund zu verletzten und das entbehrt bei allen Schmerzen nicht einer gewissen Pikanterie. Dann will er etwas überlegenes sagen- und was sagt er:
"Willst du nicht meine Geliebte werden? So ein richtig nettes Viererverhältnis, mediterran, mit all den schönen Dingen, die dazu gehören. Lügen, betrügen, verletzen."
Fernsehserienverbitterter Zynismus in den Worten mitklingend, worauf sie ausweichend antwortet:
"Ich könnte mir gut vorstellen, mit dir zu schlafen."
"Ich wußte es", er reflektiert, schrieb einen Tag vorher in eine Chinakladde, 2,50 DM im Kaufhof:
"Jawoll, ich werde das Arschloch mimen. Daphne, ich werde ihr sagen, daß die andere nur ein Notstopfen ist (wär’ sie das einmal), und wenn sie gleich anruft, sag’ ich ihr, für die würde ich alles tun und sie uff Händen tragen oder/ und für meine Ex-Freundin aufgeben. Klasse, nicht? Gute Inszenesetzung. Außerdem schaffe ich damit eine prekäre Zwischen-den-Stühlen-Situation, ohne die ich gar nicht mehr leben kann. Ein Hoch auf die Ambivalenz!".
Sie gehört zu ihm, die verschobene Affenfresse. Natürlich kann Prognosebeischläfer sich eben dies in Realität und nicht nur auf dem Papier vorstellen. In einem Brief den er ihr, sinnberaubt, noch am selben Abend schreibt, bezeichnet er Sex mit ihr nicht als Triebabbau, sondern als religiöses Ereignis. Eine bemerkenswerte Halbwahrheit. Falsche rückwärtsgewandte Sentimentalität und wenig Flüssigkeits-austauschbekanntschaften machten dies möglich. In erster Linie ist er Frontkämpfer wider ihrem Freund, die sie ihm wegnahm, in Ejakulationsgewittern, die alles nicht rechtfertigen. Die Frage, ob Menschen ‘weggenommen’ werden können oder etwas, was einem nicht gehört, muß hier nicht gestellt werden. Gedanken sind vergangen, sein Unterleib zuckt. Diesen Moment wird er, Kamerad Zuckmayer, irgendwann in einer unnötigen Aufzeichnung als kritikloses Denken an den eigenen Schwanz bezeichnen. Zuckende Unterleiber, sie geht ihm direkt in die Hose, Freiheitsgefühl besser als Marlborowerbung, sie will ihn haben. Er denkt an den Nachmittag nach einem Bierfest, an dem sie ohne Slip den Angetrunkenen im Minirock nach Hause begleitete, nachdem er sich mit einem Fußballhooligan zugezogen hatte. Sich einhändig seiner Jeans entledigend, manipuliert er mit der anderen in ihr. Er mag die Welt nicht, doch in solchen Momenten kann sie einem fast gefallen. Ein blaues Pferd reitet über seinen Rücken und eine tätowierte englische Untergrundpoetin sitzt darauf. Fickrodeo. Schwarze Explosionen und weißes Fleisch. Der Sohn der Rückkehr der blutigen Nudeln. Seine Gedanken sorgen dafür, das er sich irgendwann in einem Lager für heterosexuelle weiße Männer mit Unionsparteiausweis wiederfindet. Sie zieht ihre Hosen herunter, nicht aus. Sein Penis ist nicht so hart, wie er es sollte und er auch. Sie massiert ihn, er zieht den blütenweißen Slip in Knienähe. Dann begutachtet er ihr Geschlecht, ihre rotblonde Scham, die er fast vier Monate nicht mehr sah. In der kräuseligen Haarausfallrealität. Jetzt bitte keine Gedanken mehr. Sofort bedauert er es, daß er seine Hand ein paar Sekunden von ihr nahm. Sie verliert enorm viel Flüssigkeit, das Wunder der Frauen, sie verlieren soviel sie wollen, er interpretiert es als Zeichen ihrer starken Erregung und diese bringt seinen Penis zum stehen. Dann die Vereinigung, eine langweilige Sache wie eine Ganzschrift, rein, raus, mechanisch. Hosen in Kniekehlen, Oberteil auf halb acht um ihre imposant großen doch wenig festen Brüste zu küssen, obwohl sie dies nicht will?! Während er sich auf ihr bewegt, stellt er sich außerhalb des Körpers als Betrachter das groteske unerotische Bild vor, das beide abgeben. Unattraktivität bitte an der Garderobe abgeben. Sie trägt Springerstiefel und eine dicke Strickjacke. Es ist doch heiß genug. Sie meinte einmal, als beide noch ein Paar waren, daß sie nur mit jemand schliefe, wenn sie ihn liebe und das war er, Vergangenheitsjovialmann. Innenwelt - Außenwelt. Seine Er-Innerung (reite tätowierte Liebste, reite!) beschränkt sich auf die unzähligen Orgasmen, die er ihr schenkte und derer er sich nie sicher war. Auf einmal bittet sie ihn, den Geschlechtsverkehr zu beenden, sie habe Schmerzen, ihr tue etwas weh. Er hört auf. Sie. Sie zieht sich an, aus den Knien schießend, sagt: "Ich fahre jetzt. Zuviele Gedanken. Ich muß ..."
Ergriffenheit, wie ekelerregend. Sie will er behalten bei sich, doch er denkt, es ist vernünftig, sie fahren zu lassen. Sie geht, gibt ihm vorher noch einen Brief in einem braunen Din-A-5-Umschlag und verspricht, sich morgen oder übermorgen bei ihm zu melden. Versprechen bedeutet ‘Versprecher’. Sie wird sich nicht mehr bei ihm melden und nur der auktionale Erzähler weiß dies jetzt schon. Nicht aber er, denn er ist naiv genug es zu glauben- nein zu hoffen. Als sie dann unendlich weg ist, liest er den langen Brief voller grammatikalischer Übertritte, denkt nicht daran, Notstopfen mit seiner Ex betrogen zu haben. Doch zählt ein coitus interruptus, weiß sie das schon? Während des Aktes ließ sie sich nicht von ihm küssen, eine Verhaltensweise, wie sie bei Prostituierten zu befinden ist. Aber wie kann er die kranke Selbstbestätigung verdrängen, die da ist! Zwei Frauen wollen ihn oder bemühen sich zumindest um ihn und lassen es ihn glauben; gottgewollte Naivität versus Strickjackenspringerstiefelhaarband. Mit zitternden Händen - Emotionen verrückt statt nicht gehabtem Höhepunkt, beginnt er einen achtzehnseitigen Brief an die Exfreundin. Denkt dran, daß sie auswarf, sie sei nur mit dem anderen zusammengekommen, um zu sehen, ob sie noch auf andere Männer - oder die, die sich dafür halten - wirke. Sie log. Hoffentlich. Silberstreifhoffen, daß sie ihn liebt, alles andere wäre fatal. Nicht kompliziert, denn Leiden satt garantiert. Das Amüsante, daß ihr Freund bis zum Zeitpunkt ihrer Trennung ein guter Bekannter von ihm war, ist wie einer unterklassigen französischen Komödie entnommen, gehört aber dazu, den sonst wäre es nur die Hälfte wert. Er war in einer EBM- Diskothek, als er es von Dritten erfuhr und Schwarzhaariger Nasenring tröstete ihn mit der Zunge. So schwer und schön fällt es, das gute Plot zu akzeptieren. Noch an diesem Tag rief er- er - völlig voll um halb Vier morgens bei ihr an und stellte sie zur Rede, soweit ihm das noch gelang. Sie versprach abends zu ihm zu kommen. Sich zu erklären. Erklärungen sind für Verlierer, Kampfansagen ("das wird ein heißer Tanz") nicht. So saß er den ganzen sonnigen Tag am Küchenfenster und harrte ihrem Kommen, sie kam nicht und das erregte ihn. Ein falsche Berührung und er wäre gekommen, weil sie es nicht tat. Eigenartig libidiös diese Wissen um die eigene Versetzung. Dann war er doch fassungslos enttäuscht und traurig - eine Verletzte Traurigkeit aufgrund ihrer eigenartigen Feigheit. Das man sich so in einem Menschen irren kann, von dem man hofft ihn zu kennen - kennen!- wollte er nicht glauben doch sah Grund genug, mit Duncan, Dugal und so Biere zu nehmen, sich zu suhlen in Mitleid. Das hätte er ihr nie zugetraut und wieder muß der scheißende Hund bemüht werden. Ein toller Augenblick nach dem bierseligen Telephonat. Die Beschreibung dieses Moments mit absoluter, ahnungsloser Fassungslosigkeit ist unzureichend, aber egal. Die Sekunde nach dem Telephonat, das Ende eines Lebensabschnitts der nicht aus der Hand gegeben werden will wie eine besetzte Zehn beim Tuppen. Denken und Wille zur Selbstdarstellung in trinkklischeebehaftetem Existenzialismus für Zeiträume, die nur er bestimmt. Er ging auf die Straße. Es war in der Früh und wollüstig dunkel. Hätte man die Vorankündigung gegeben, daß ihn ein Ortsgespräch derart desillusionieren könne, er hätte laut gelacht. Die Stille war so bedrückend nicht. Alles so ruhig, früher Sonntagmorgen in einer langweiligen Stadt und einer Republik, die rotieren müßte doch in Starre des Abgesangs auf die Ostzone verfällt. Schrecklich. Anruf beim Dritten Mann: "Ich mach’ dich fertig, ich mach’ dich weg, ich hau dir die Maskerade ein, ich klopp’ dir auffe’ Zwölf du mieser Wichser!" Nein, er wollte Mitteleuropäer bleiben und dies blieb er für Monate bis zu einem unguten Aufrtitt vor dem "Chaos". Und dann - oh nein!- dann waren da Tränen, Tränen die rausmußten und ich bin nicht sicher ob es sich hierbei noch um Koketterie handelte.
"Du schriebst zur falschen Zeit den falschen Brief. Natürlich wurdest du ein tragischer Held."
"Ich werde sie zerteilen"
"Siezen sie mich nicht!"
"Doch. Das Schwert der Unartigkeiten ist schon bestellt!"
"Eines Tages bricht die Mauer, die du dir aufgebaut hast, Tunichtgut!"
Diese Worte an Duncan gerichtet. Wäre der diensttägliche Abschiedsbrief nicht gewesen, ihr wärt immer noch ein Selbstzerfleischerpaar. Doch, bei allem Trennungsschock und Kummerphase- weißt du überhaupt, wie wertvoll die Erfahrungen sind, die du sammeln durftest? Und das du eine weitere Schlacht gegen dein Oberflächlichkeits-Ich gewannst? "Laß uns einfach einen machen!" So nonchalant kündigte er den tausendfachen Gehirnzellengenocid an. Im Verlaufe des Abends wollten sie einem Ostafrikaner erklären, daß sie mit ihren zwanzig Jahren zu alt seien, sich "Neue Bundesländer" für "Ostzone" anzugewöhnen und das Nordrhein-Westfalen ein Vielvölkergefängnis sei, entstanden aus Zentral-Trizonesien. Es wurde also wieder viel Unsinn in der Bierschwemme gesprochen. Und es gab wichtige Fragen auf dem Nachhauseweg. Existiert Gott? Was ist der Sinn des Lebens? Ist noch ne Flasche Diebels da? Junge Muntanten; ein weiteres Herz am Scheideweg- was zu tun? Eine extrovertierte Beziehung mit einer 24-jährigen großbrüstigen Literaturstudentin- oder eine 19-jährige, rückgratlose Egoistin? Auf jeden Fall müssen mal wieder Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden. Alles zu seiner Zeit. Es klingt albern- Bereitschaft zum tapferen Trotzdem in einer gottlosen Zeit. So weit wird es nicht kommen. Es ist einfacher zu haben: drei Wochen später trennte er sich von seiner Freundin. Irgendwann muß man ja ma’ anfangen, ehrlich zu sein. Zumindest zu sich. Sex ‘n’ Drugs ‘n’ Selbstmitleid. Und er wollte der kompromißloseste Bohemién seit Oscar Wilde sein...
Was folgt, sind vertrunkene Tage mit Dialogen folgender Güte:
"Ich konnte mich auch nicht an Elvis ohne Kotletten gewöhnen!"
"Wann trug Elvis keine Kotletten?"
"Von 1961 - 1968! Er sah aus wie ein tasmanischer Karusselbremser.
"Diese Riesenkästen sind einfach nicht kontrollierbar."
(Hier wieder eine Kampfszene einfließen lassen....)
Connor wußte es genau, es war ein verregneter Sommertag, was für ein Tag sonst, in den Frühneunzigern, er sah Politmagazine und ob des Kirchentagweizsäckerdeutschs mußte er sich mehrmals hintereinander erbrechen. Vor der Toilette hockend, beschloß er, auf Teufel komm raus, bei anderen abzuschreiben, wenn er Bruchstücke seiner Gesinnung fand. Denkbernstein ohne kaschubische Anklagen. Er mußte zwingend auch Gossensprache nutzen wenn es paßte, anders war die Schere nicht darzustellen; manchmal muß man Bodenständigkeit bis zum letzten verteidigen. Er war kein glühweintrinkender Neger mit deutschen Pass, doch schuldig.
"Was bist du, der Gott des Höllenfeuers?"
"Nein, so in etwa. Ich bin dein schlimmster Feind, Deutscher rheinischer Ethnizität mit österreichischen Papieren."
"Nun ja, Leben aus der virtuellen Konserve ist eine Möglichkeit. Leben live leben ist eine sehr schöne Alternative."
"Danke, Belehrungsbernhard!"
Und dann der Gang ins Seminar. Der liberale und unbequeme Wissenschaftler (also linker als Ratz und Rübe) nicht da, die Themenvergabe erfolgt durch eine langbeinige aparte wissenschaftliche Hilfskraft. Weiblich- obwohl man das in diesem Fachbereich selten auf den ersten Blick sieht. Beine, Beine, Bein. Schwarz gekleidet, ich denke Samt, kann auch Viskose gewesen sein. Halblange dunkle Haare, bahnhofszooschlank. Häufiger aufgefallen, gebt ihr eine Dozentur. Sofort! Und dann Sex gegen Scheine. Ich will es so. Und ein unglaublich kurzer Rock. Kürzer als die Lebenspanne des Mannes, dem sie Fellatio gibt. Wenigstens das Denken und Ausflüge in die Tagtraumkurzerotik sind noch nicht maßregelbar durch Sektierergruppen, die immer nur zurückschlagen. Degenerativer Phallozentrismus?
Blossom: "Was hast Du dir bei diesem ‘Roman’ gedacht?"
"Nun ja- ich hab’ viel Bier getrunken!!!!"
Und doch blieb es bei viel Wohlwollen nur eine Erzählung für deutsche Heulsusen im Schmollwinkel.
Feiertage: Zwanghaftes Anbieten von Nahrung. Wie kann man dem entfliehen? Vorbei die Zeit, als politische Häftlinge den Menschenrechtsbeobachtern abgefaulte Zehen ins Gesicht warfen.
Wie aus dieser Nummer wieder rauskommen ?
Er kauft ihr eine Platte mit Kuchen um ihren Glauben wiederherzustellen - und um Absolution zu erhaschen. Angewidert versucht sie ein Stück, doch dann schluchzt sie unkontrolliert. Er schenkt ihr Blumen, doch sie ist immer noch untröstlich. Freiertage, eben.
Handsome Holocaust
Ausflugslokal Onkel Eiserner Gustav, außen, Lärm durch Getier und Insekten. Connor und Blossom an einem Tisch.
"Meine Großmutter weckte dich und sagte, sie schmeiße dich 'raus, falls du dich in einen Käfer verwandeltest. Ich denke an das Buch eines deutschen, österreichischen, tschechischen, unorthodoxen Juden und lache die alte Frau aus. Dann gehst Du nach Hause. Es war eine gute Nacht. Gute Nacht! Abends rufst du völlig aufgelöst bei mir an und erzählst folgendes: "Du, hör' zu. ich legte mich nachmittags ins Bett. War wirklich 'ne anstrengende Nacht. Als ich aufwachte, war mein Totenkopfring fein säuberlich in vier Teile gebrochen. Nein.... ich habe überhaupt nichts zu verbergen. Eine Freundin von mir betrat das angenehm düstere Zimmer. Meinen Ekel überwindend, küßte ich sie zur Begrüßung auf die Wange. Eine gläserne Wand senkte sich zwischen uns nieder. Ich weiß, ich lasse keine noch so schlechte Metapher aus. Aber ich kann doch nichts dafür, oder? Ja- wir sind doch alle Fatalisten. Na sag' ich doch. Dann wurden verBälle hin und her gespielt. Sie warf mir Experimentierfreudigkeit vor. Ich weiß nicht, warum. Nein- ich habe auch keine Tricks versucht. Sie sagte, sie brach den Ring in vier Teile. Ich weiß. Scheiß der Hund drauf! Sie wurde vorwurfsfreudig und warf mir blindes Verraten der GeschlechtsgenossInnen vor. Meine Haare seien zu lang, nicht lila genug und ich wolle immer nur das Eine. Danach verschwand sie. Ich lachte und rief ihr hinterher, ich würde ihr immer helfen, aber sie sei gestorben. Ja, Du hast recht! je oberflächlicher der Haß ist, desto tiefer ist er. Tschüss!"
"Gute Nacht!"
Andersemanzipation als unerträgliche Kampfansage für die, die keinen abbekamen
Zuhause folgte ein Telephonat mit Duncan, ungefähr gegen dreiundzwanzig Uhr. "Ich habe ein tolles Bild in der kowalski gesehen"
"Die gibt’s auch nich’ mehr lang, do Sicker. Erzähl ma’"
"Zwei unförmige, massige Menschen korpulieren auf einer bezaubernden Kommode. Diese vor viehischer Lust verzerrten Gesichter, diese zahnlosen Fickmasken rufen, rufen, rufen Fliegen sind überall, kein Wunder bei diesem kotübersäten Zimmer. Eiche funiert. Gut. In der unteren Schublade der Kommode streiten sich Kinder, ziehen sich an den Haaren. Jeder Mensch muß sich damit abfinden, daß er Fliegen in der Nähe hat. Das ist nun mal so. Eine Vase kippt um, eine gelbe Kerze brennt wie Dubrovnik, ein Kind schlägt zu. Ein Mann sitzt auf dem verschmutzten Boden und hält in der linken Hand einen Revolver, den er sich in den Mund steckt.( Stimme aus dem Off: "Drück ab, zerschell' s like teen spirit" ) In der Rechten hat er einen Spiegel, in welchem er sich kindlich-angsterfüllt, einen kurzen Moment vor der Selbsttötung beobachtet. Der Abzug ist gespannt. Ich auch."
"Hitlerjunge Quax, der Ehebruchpilot", notierte Connor gedankenverloren und wollte sich des Thesaurus bedienen, hatte diesen aber noch nicht aufgespielt. Er war eben kein Säbelzahnfreibeutler.
Narcissus
: The ancient Greek godwho felt in love with his own reflection
Am nächsten Tag im blauen Rheydt, seine erste Lesung rief schon einen 68iger Lehrer auf den Plan, der ihn tödlich beleidigte, weil er ihn in die Nähe von Stephen King rückte. Mit temporärem Abstand wußte er nicht mehr genau für wen es eine größere Beleidigung gewesen wäre. Zur unvorstellbaren letzten Schlacht antreten. Er hatte nur ein kurzes Stück vorgetragen, schon war die Hälfte der Weicheier im Auditorium weg. Die Hommage á Bukowski war noch schlechter gelitten als die gebrochene Lanze für Kinski- "He Du- wahnsinniger Kettensägenmörder- ja, schneide meinen Schädel auf. Es knirscht und knackt- ein schönes Geräusch." Dann plumpst mein Gehirn auf den Boden. Tolpatsch! Jetzt liegt es verschmiert herum. (Aber nicht mehr verschmiert im Kopf) Hättest du es dir angeschaut bevor du es fallen ließt! Es ist genau wie ich. Gespalten in zwei Teile. Nur an der Wurzel hängt der Mist zusammen."
Das kulturrevolutionäre Unheil kommt auf ihn zu: "Weißt du ne, das erinnert mich so ‘n Stück weit an die Schreibe von King in Tommyknockers"
"Ach so, schön. Ich geh’ dann ‘n Bier trinken".
Er beschloß das Publikum nur noch zu siezen, der frühere Todfeind war nun der Partner.
Er wagte sich in den Vorhof der K-Hölle, es war kalt, er hatte die Hände in den Taschen und eine Zigarette im Mund, sah damit aus wie der alte Mann in Cures "Killing-an-Arab"-Video. Im Anschluß an diese Szene erhoffte er sich die reinigende Wirkung, die leider nicht alle Vorurteile bestätigte.
So war es dort eben, Abstand ist eine Quelle der Motivation. Wer Distanz abbaut, büßt Autorität ein.
"She doesn’t like California..." , Frank Sinatra
Los Angeles im Monat der Urteilsverkündung "Der Proceß" im niederländischen Flugzeug lesend innerhalb von 2 Tagen anders geplant -also nun, 3 Wochen Spanisch-Kalifornien Nie gedacht- meine Arroganz der Alten Welt "nie setze ich einen Fuß auf US-amerikanischen Boden" außereuropäisches Bürgerkriegsland, New York ausklammernd. Kein Interesse an einer Affäre -Willen zur postalischen Macht...all in the name of entertainment nehme deutsch-spanisches Wörterbuch mit, nicht ist schöner als sorgsam gepflegte Vorurteile (gut so!) Reconquista. Dieses Wörterbuch ist wichtiger, als der Versuch das Kauderwelsch das SIE Englisch nennen zu verstehen. Asphaltalbtraumcowboy Belgien tief erschüttert Albert von Lüttich als neue Klammer; Vorüberlegungen, kann die Alte Welt nicht hinter mir lassen (auf dem Weg nach Amsterdam ohne eine Ersatzreligion...) Erhalt der Bordkarte- der Fragebogen der Isolationisten belustigt mich leidlich:
"A. Leiden Sie an einer ansteckenden Krankheit? Sind Sie körperlich oder geistig behindert? Betreiben. Sie Mißbrauch mit Drogen oder sind sie drogenabhängig?"
"B. Sind Sie jemals wegen eines Vergehens, einer Straftat aus niederen Beweggründen oder eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verhaftet worden? Sind Sie jemals wegen zweier oder mehrerer Vergehen verhaftet oder verurteilt worden, für die insgesamt eine Haftstrafe von 5 Jahren oder mehr verhängt wurde? Handeln Sie mit kontrollierten Substanzen? Steht hinter Ihrer Einreise die Absicht, sich an strafbaren oder unmoralischen Handlungen zu beteiligen?"
"C. Waren oder sind Sie in Spionage-, Sabotage- oder terroristische Aktivitäten verwickelt? Waren Sie am Völkermord oder in der Zeit zwischen 1933 und 1945 in irgendeiner Weise an den Verfolgungen des nationalsozialistischen Regimes Deutschlands oder seiner Verbündeten beteiligt?"
"D. Beabsichtigen Sie in den Vereinigten Staaten zu arbeiten? Sind Sie jemals von der Einreise ausgeschlossen und abgeschoben worden? Sind Sie jemals aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen worden? Haben Sie jemals ein Visum oder die Einreise in die Vereinigten Staaten durch Betrug oder falsche Angaben erlangt, oder haben sie jemals den Versuch hierzu unternommen?"
"E. Haben Sie ein Kind der Obhut eines amerikanischen Staatsbürgers entzogen, dem das Sorgerecht für dieses Kind zugesprochen wurde?"
"F. Ist Ihnen jemals ein Visum oder die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert oder ein Visum annulliert worden?"
"G. Haben Sie jemals Immunität vor Strafverfolgung geltend gemacht?"
... beleidigt mich lustig...
Ernst von Salomonischer Fragebogen, bunt und amüsant- Angst vor dunklen Männern und bösen Nazis- "Wir lagen im U-Boot vor New York und hatten ein Fest an Bord" ein jeder füllt diesen Fragebogen gewissenhaft aus.... 10 Stunden und 20 Minuten bis LAX- catering services of the world unite and take over überfliegen Grönland- Grönland ist kalt und weiß- Intellektuell-Idiotisch-Infam. Beschissene Rückenschmerzen- "Beinfreiheit ist immer die Beinfreiheit des Mitfliegenden" "die alten Schlösser" als willkommene und fruchtbare Belastung, die ERBE heißt? - "Amerika, Du hast es besser, als unser Kontinent, das alte. Hast keine verfallenen Schlösser..." -We look to Los Angeles to the language they use Berlin is dead, Berlin is dead, Berlin is dead.... Die Natur entfacht noch ein Staunen- Greenland/Groenland/Grönland (in welchem Verhältnis zur EG?) aus 10.000 Fuß Höhe sieht faszinierend aus. Rückdacht- die Einreise in die damalige DDR/CSSR/JUGOSLA(WIEN).
Die Uniform des Unsympathen - das blaue Buissinesshemd mit weißem Kragen. Umgeben von digitalen Ungeheuern, aufgewachsen mit Demokratie und McDonalds, naja, man muß den Kids auch was bieten. Und wann kriegen wir was zu essen?
(Kultur gegen mit Zivilisation. Um jede Ratte wird heute mehr Geschiß jemacht um wie’n Mensch, heut’ is’ allet angers - alter Antiquitätenhändler!)- war einfacher, als das, was ich für LAX erwarte. So sind sie die nordatlantischen FREUNDE. Los Angeles, 13.30 h Ortszeit auf den Weihwagen wartend (und dem Tod geleiht?) Weihwagen- das Klischee ist hier das Sein- Airport- stars&stripes und das Portrait Billary Clintons als welcome to the United States of America quasi. K. immer noch im freien Fall. Geplatzte Hotelreservierung, Mutanten auf der Parallelautobahn ohne Unterkunft im Plastik- und Müllmoloch. Nehmen die erste billige Absteige und ich habe Angst nur die Einminutenmeldung in einem drittklassigen Lokalsender zu sein. Seit 41 Stunden auf den Beinen.
Hitler war der erste Popstar der Geschichte von Bedeutung; danach kamen nur noch die Beatles und die wiedererwachte Angst vor der Einheit in Freiheit.
"Sie haben mich mit den Augen ausgezogen, Sie! Das war nicht Duncan, der hat’s nicht so mit Frauen."
"Na Und?!", sagte Duncan neumannesk, "dann nimm dir einen corned beef Konservenmillionär!"
"Es gab immer zwei (2) Deutschland, eins oben, eins unten. Ich lebe in beiden."
(Heiner Müller, 66 ohne erlernten Beruf. Berlin 12.6.95)"
Götterdämmernd nur noch von grünen Jungs und Franzosen verteidigt.
Er griff zum Funktelephon und rief Blossom an.
"Hallo?
"Hier ist Connor."
"Was machst du?"
"Ich sitze im Garten, trinke Äpfelwein und beobachte die Passanten."
"Und sonst?"
"Sie mich auch. Hier rumsitzen, mit aufgeknöpftem Hemd und schwitzen."
"Du bist der Gartenzwerg im Vorgarten der Hölle an der Lahn."
"Nein, ich bin Zweckbaumann- der fließende Verkehr hindert mich daran, Morrissey zu hören und das people watching zu genießen. Außerdem denke ich, daß der Kampf gegen Anglizismen, die Leere verschleiern verloren ist!"
"Euer Rasenmäher auch. Weißt du noch damals in Ockenburgh?"
"Ja,ja- schönes Poster- Streitet mit der SS-Division Nederland gegen den Bolschewismus. Hätte 200 Gulden gekostet, oder?"
"Ja"
"Für mich ist der Jägerzaun die undurchdringbare Realitätsbarriere"
"Das stimmt, doch muß die Mauer in den Glasköpfen weg ?"
"Ich nehm ihn hin, den alten Brandschatzer, genuine draft, wie immer."
"Aha, Lakonie, gerührt nicht geschüttelt. Ich liebe dich, du Spinner."
"Auch. So sind wir, natural born grenzgänger zwischen den Welten, die der Bedeutungslosigkeit anheim fallen"
"Friß Gras am heiligen Baum, Du Hund!"
"Recht hast du- wir sehen uns um 19 Uhr, ich komme zu Dir. Kann ich bei dir schlafen?"
"Klar."
"Dann bis nachher, ich hab’ dich lieb, Tschö."
Lethe
: Another of the rivers of the underworld. Thosewho crossed it forgot everything they had left behind
"Jetzt hör’ mir mal genau zu, mein Freund und Kupferstecher. Dein Selbstmitleid macht mich krank, wie kann man sich so gehen lassen? Ja, trink’ ruhig weiter, Selbstzerstörer, spül’ deinen Frust, deine Enttäuschung und deine inkonsequente Todessehnsucht weiter mit Schnaps runter. Schmieriger Realitätsentzieher. Flüchtling. Ich hasse dich wirklich. Du hast sie mehr geliebt als sie dich? Ja. Und. Selbstdarstellermann, in den guten Zeiten hast du darauf immer geschissen. Du willst mir verklickern, ‘Gefühle sind für Schwächlinge’- mach’s dir ruhig weiter so einfach. Und du willst mein Mitleid haben? Unterstützung? Wenn du anfängst, wieder an DICH zu glauben, so amerikanisiert es sich auch anhören möge, und aufhörst, es dir so leicht zu machen, dann helf’ ich dir. Soll ich raten? Oder mit deinen viertklassigen Worten formulieren: ‘Du wirst erwarten, Dir vom Raten-Selbstmord abzuraten. Leck mich, du unbedeutende Nachgeburt eines Ja-Sager-Nihilisten!’"
"Oh, wie nachtragend, sie sah versoffener aus als Michelle Pfeiffer!"
So bleibt der Führer und Sorgetragende mit oder ohne Uniform mit sich und seinen Problemen letztlich allein. Einsam wie mancher Wolf. Handeln, dann Handeln.
Auftritt Nietzsche. Das Vorwort dazu spricht Umberto Eco, der Mann, der sein Material für seine Vorlesungen in Plastiktüten in den Hörsaal trägt, also ein Sympathieträger erster Klasse.
"Also entweder Gott existiert nicht, oder er ist ein Schwachsinniger, der Milliarden von Jahren auf einer Schreibmaschine herumgetippt hat, um Lösungen zu finden." Dankeschön. Basel, im Zeitenwechselstrom, keine gigantischen Legosteine aber Bürgertum. Connor entdeckt die Welt der solariumentstellten Plastikfrauen und eine Grundidee für einen Essay, das Fritzlein, erst ein Jahr zuvor an die Universität gerufen, hörte dort auch und schrieb darauf: "Zum ersten Mal habe ich Vergnügen an einer Vorlesung", doch nicht lange, denn Clieko Sieomby und Fritze N. sitzen gemeinsam in einer Jakob Burckhardt Vorlesung und gehen sich auf die Eier. Fritze kontrahiert ihn, Sieomby nimmt an, das Ehrengericht schraubt die Forderung von leichten Säbeln auf Schläger herunter, wegen der schlechten körperlichen Verfassung von Nietzsche, Sieomby sticht Nietzsche ab, der ist dann frustriert, will sich bei einer Käuflichen trösten, holt sich dort Lues, schreibt abgefahrene Bücher und wird irgendwann irre. Fritze, B! Franconia Bonn versus Sieomby, C! Palaio- Argentina.
Wie immer fühlte er sich schrecklich, nicht nervös, aber flau. Die Paukbrille wurde ihm angehalten, er beobachtete scharf; wie der Genießer-Voyeur auf der Düsseldorfer Flughafenschauplattform, eng gezogen, keine Gedanken im berstenden Kopf. Tunnelvision, er kann nicht sehen wohin er geht. Nietzsche sitzt noch auf seinem Stuhl, gegenüber, Die Rückseiten seiner Bundesbrüder sind zu sehen, manche Leute kommen und gehen, wünschen Glück und Waffenschwein, sein Gegenpaukant ist kein Sympathieträger. Der Kopf pocht, Gedanken verfliegen. Die Sekundanten nehmen Mensur. Braune Augen des Franken zwinkern, sein rasierscharfer Schläger will meinen Kopf treffen, erwähnte ich, daß die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen können? Nietzsche wirkt nervös, das ist gut. Zeit für Psychokrieg; Clieko starrt in seine Augen und legt ein arrogantes Lächeln auf. Wenn nur der Mund nicht so sehr zittern würde. Mensur genommen, der Moment naht...der Ehrengang wird nur fragmentarisch wahrgenommen. "Hoch, bitte!" "Hoch!" "Fertig!" "Los!", die Sekundanten sind unten, Stahl kracht, ledernd, ein, zwei, sechs Hiebe, Clieko fühlt etwas kaltes an seiner Wange, Vorsetzen ist buxig und zurückwedeln kompliziert. Die Sekundanten rufen "Halt!", fallen ein. Der Testierer desinfiziert zitternd, es ist Feuer in der Partie, vom ersten scharfen Gang an. Die Wange scheint unverletzt, nur getroffen von der flachen Seite der Klinge, Zahnschmerz wird überlagert von Adrenalin.. "Hoch, bitte!"..."Los!"...Clieko unter Nietzsches Deckung, Zieher, seine Klinge hinterläßt einen roten Striemen auf seiner Wange, unglücklicherweise ebenfalls ein Flacher. Nächster Gang. Zu energisch und offensiv fechtend, vernachlässigt er seine Deckung. Der vierte und fünfte Hieb schlägt auf Horizontalquart ein. Kaltes fließt die linke Kopfseite herab, er kann sein eigenes Blut schmecken. Der Bader kommt, tupft mit einer Kompresse den Schmiß, signalisiert dem Sekundanten, das es weitergehen kann, der getroffene Paukant erlebt dies alles wir in Watte gebettet. Der Sekundant beschwört ihn. "6 Hochquarten, sauber und hart." Keine risikoreiche Kombinationen, Clieko rettet sich so über 6 Gänge des immer härter prügelnden Nietzsches. Dann sieht er, wie sein Gegenpaukant immer kraftloser wird und mit dem Korb nach vorne fällt. Dann wagt Clieko einen Zieher, ein dünner roter Streifen auf Friedrichs dümmlicher Fratze. Vorbei, vorbei - während des Flickens denkt er daran, wie Nietzsche seine Postkarteneintrittskarten in den Olymp der Tickmänner lösen wird und das er zum ersten Mal das umgesetzt hatte, was sein Schlepper ihm riet. Er wußte, er würde mehrere Liter Bier darauf nehmen...
"All over this town
They pull over
In their Citroen vans
Not to shake your hand
With meths on their breaths
And you with youth on your side
A plastic bag stranded at the lights
This once was me ..."
(Aus dem Hintergrund ruft ein Linksgelehrter: "Die Mannigfaltigkeit der Verbände unterlag informellen, aber sehr wirksamen Rangabstufungen, deren Spitze die Corps einnahmen, gefolgt von den nunmehr korporativ verfestigten Burschenschaften, den weiteren schlagenden, dann den ‘nur’ farbentragenden Verbindungen bis hinunter zu jenen Verbindungstypen, in denen das Korporationsprinzip in das Vereinsprinzip überging. Tonangebend war das ‘Waffenstudententum’ der führenden Verbände; von ihrem Verbindungsstil ging offenbar eine unwiderstehliche Sogwirkung aus.")
Sicherlich galt dies für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts- es muß aber auch unsere Aufgabe sein, daß ein Autor, sei er Korporationen noch so feindselig bis kritisch gegenüber eingestellt, etwas ähnliches immer wieder schreiben würde. Was nach der Niederschrift folgte, war Connors Taktlosigkeitstagtraum von einer Bestimmungsmensur mit Lt. Worf, Sohn des Mogh, auf Alten Wiener Burschencomment. Ein paar Jahre danach in Turin: Ein Walroßartiger, cornflakesverachtend, schreibt wirre Ansichtskarten nach der Begegnung mit einem Pferd, einer zärtlichen Umarmung. Nachweislich bekam er Befehle von außerhalb. An Cosima Wagner ("Ich liebe Dich, Ariadne"), den König von Italien ("Mein geliebter Umberto ... ich lasse alle Antisemiten erschießen") und Jakob Burckhardt ( wo er mit "Dionysos" unterschrieb). Clieko aber durfte per Ostblockbus wieder in die Wahrwelt. Sei’s wie es sei: Bei einem gewissen Übermaß an geschichtlicher Zuwendung, zerbröckelt und entartet das Leben.
Er rieb sich die Augen. Danach trank er im Internet-Café Cislahnanies einen Kaffe’ con Lethe und schaute einem Surfer über die Schulter auf den Monitor:
"Du dumme Fotze, was soll der SCHEISS!! Ich bin geil und gib den Suchbegriff ‘Fotze’ ein. Dann muss ich mir Deine belanglosen, langweiligen Sachen anschauen, wo es gar keine Fotzen zu glotzen gibt, nur weil Du einmal ‘Du dumme Fotze’ geschrieben hast. Du dumme Fotze, zeig sie mir doch mal lieber, anstatt hier so doof rum zu lavern!! Anbieten, nicht lavern!!! Aber sonst, schon recht lustig, wofür sich die Leute so zeit nehmen...."
Das Netz war wirklich nur etwas für Wissenschaftler. Auch dies würde nicht das letzte Erlebnis dieser Güteklasse sein. Der Bigott regiert.
"Und bedenke, daß der sentimentale Mensch im Herzen immer
ein Zyniker ist. Ja, Sentimentalität ist bloß der Bankfeiertag
des Zynismus." (Oscar Wilde, De profundis)
Kleiner nordenglischer Junge
"Ich bin allein, ich bin einsam.", sagte der zehnjährige Junge. Hätte er gewußt, daß es gar nicht so schlecht ist allein zu sein, hätte er diese Worte nicht abgesondert. Da spazierte dieser kleine, dicke Junge durch Stretford, seine mankunische Heimat und dachte an den Tod. Sieben Jahre später. Krebs. Maligne Zellen. Deswegen bezeichnete er das Leben trotzdem nicht als grausame Lüge. Trotz seiner mankunischen Heimat. Aber erfreut war er nicht, als der Arzt ihm mitteilte, er habe Krebs. Wie lange er noch zu leben habe, wußte auch dieser impertinente Mediziner nicht. Wie konnte er solch eine Dreistigkeit besitzen und ihm die Krebserkrankung nicht verheimlichen. "Warum hat er nicht die Rolle des charmanten, unverantwortlichen Lügners gespielt?", fragte er seine, ihm verbliebene, Flasche Whiskey. Krebs. Beschissen wie das Ende einer Liebesbeziehung. Er trifft das Individuum mit dem bildhaften Hammer. Auch der große Junge litt unter Kummer und Zorn, Resignation und Aggression. Ein Gefühl von Schuld und Versagen. Zwei Jahre dauerte die Krankheit. Kein billiger Kampf, ein Auf und ein Ab(gesang). Es ging ihm gut, es ging ihm schlecht- er hatte sich an den Krebs gewöhnt. Intensivstation. Dann starb er. Während er starb, bedauerte er das theatralische Verhalten seiner Verwandten, Freunde, Gegner; ihr Mitleid, ihre Trauer. "Arschfotzenficken", geäußert im Kreise eines Kaffekränzchens hätte nicht diesselbe Reaktion ausgelöst wie seine Bitte, in Ruhe gelassen zu werden. Im Moment des Sterbeaktes, erinnerte er einen Traum vom Vortag. Der Tod kam zu ihm. Er sagte:" Laß mich allein." Dann sah er sich alleine in einem riesigen Raum. Es war angenehm warm dort. Der Junge hörte ein "Schlurfen". Ein riesiges Krebsgeschwür kam auf ihn zu und lud ihn zu einer Tasse Kaffee ein. Es war das gewöhnlichste der Welt von einem Tumor zum Kaffee eingeladen zu werden. (Naniten gleich Killer-Krabben, gelbe, menschenfleischfressende Pampelmusenhälften; noch schlimmer als jenes: die Mutter der Volkheit hatte Angst vor der Fremdbestimmtheit ihres Tuns!!)
Er vermutete, die anderen Cafegäste würden den Krebs bemerken- nein, scheinbar konnte nur der große Junge ihn sehen. Er lachte. Das Geschwür sah aus wie ein verdorbener Hamburger der Systemgastronomie. Beide führten eine angenehm leichte Unterhaltung. Dann stand er auf, schrie, dem Krebsgeschwür zugewandt: " Du hast mich nie verstanden, wenn ich mit dir geredet habe. Nie. Bitte, für die paar Tage, bitte Krebs, für die paar Tage ... laß mich allein." Das Geschwür nickte. Der Krebs schlurfte zu ihm und fragte:" Was willst du ? Sterbe ich jetzt?" Der Tumor verwandelte sich vor seinen Augen in eine Frau. Eine Frau. Dieser Traum, die geile Agonie, hatte den Krebs zum Sexualobjekt degradiert. Entfremdet zur sexuellen Hochleistungsmaschine, gesichtslos, aggressiv, animalisch, gut. Er war tot. Das ihn vermutlich rettende Mittel wurde drei Wochen später auf den Markt geworfen. Es hieß "cynismoForte". Ein junger Mann läuft durch den Norden Englands. Er findet Krebsleiden naiv, exzentrisch, durchdacht, eine Quelle von Tragödien, irrational- all' dies und ihm würden noch hunderte von Begriffen einfallen. Er beschloß niemals Krebs zu bekommen.
Cocytus
: One of the riversof the underworld, frozen
Mit schwerer Zunge murmelte der Pixeler:" Also ich stelle Gott in Frage, auch wenn ich seinen Job nicht haben will."
"Damit behauptest du implizit, King Duncan sei ein Naivling gewesen. Was war sie denn, als sie mich verließ??"
Sie mümmelten sich in eine Wolldecke wie jüdische Rentner in Miami, schauten fern und tranken Sherry.
"Du hast dich benommen wie der Elephant auf der Sinaihalbinsel."
"Ich weiß!"
Du warst ein richtiger Nacho."
"Nein, ich war ein Anchovi!"
In ihren Köpfen Erinnerungen an die Vitusstadt und Rhenapolis. In Rhenapolis geht man ins Früh, M - eine Stadt begehrt ihren Retter. Sie würde ihn nach Jahren mit Philosophie bedrängen, für sie die Königin der Wissenschaften. Er will nicht weltdurchbrechen und erklärt, daß er sich in seinen engen Grenzen wohlfühlt; Neugier hin oder her - vor mancher Tür hat man mehr Angst als beim öffnen von Briefen.
Das Verhalten des Ministers für Alltäglichkeit ähnelte dem eines Pennälers, der nach einer Reihe von Fünfen und Sechsen darauf wartete, daß ihm der Himmel in der letzten Klassenarbeit vor der Zeugniskonferenz noch eine Eins beschert, die gerade zur Versetzung langen möge.
Er wurde die Knechtschaft der Welt wieder los.
Connor konnte dennoch seine Absonderung vorbringen. "Wir leben nicht auf der Überholspur, sondern auf der Parallelautobahn." "Und selbst dort sind einige noch die Geisterfahrer."
Atomium in Brüssel:
Man durchwandert dasGebäude als überwucherte Ruine der Endzeit
Eine Person fährt auf der Autobahn. Nicht besonders schnell, aber auch nicht langsam. Unaufmerksam. Sie findet das Autobahnfahren monoton. Ohne Überraschungen. Kilometer um Kilometer das gleiche Bild. Randbebauung, die nicht richtig wahrgenommen wird. Blick in den Rückspiegel. Beschleunigung. Das Automobil hinter ihr wird kleiner. Abgehängt. Genugtuung. Blick in den Rückspiegel. Ein Fabrikat, wie sie es früher einmal fuhr. Nicht besonders komfortabel, aber es gefiel ihr gut. sie fühlte sich damals wohl. Sehr wohl. Was wohl aus dem Fahrdienstzeug geworden ist? Jetzt fährt sie einen schnellen, teuren Wagen. Der Vorteil ist, daß man schneller am Ziel ist. Ziel. Im Innenraum des Autos macht sie eine Fliege nervös. Seit sie das teure, schnelle Gefährt hat, läßt sie sich nicht mehr so gerne ablenken. Sie muß schneller fahren als die anderen. Vor sich sieht sie eine Ausfahrt. Sie kann die Hinweisschilder nicht richtig lesen. Früher war dies leidlich möglich. Risiko. Problem. Er würde nicht zum Frühstück bleiben können.
Sie nimmt die Ausfahrt.
kommt in die Stadt
will zurück auf die Autobahn.
fragt Passanten,
doch niemand kann ihr den Weg weisen. Ihr Wagen geht an einer Kreuzung aus. Defekt: Ein Leihwagen muß her. Sie will. Ihr Leihwagen ist klein, unbequem und langsam. Im Rückspiegel erkennt sie ihren Wagen. Nach Augenblicken ist er nicht mehr zu sehen. Tizian brabbelt aus dem Autoradio irgendetwas unverständliches. Sie findet ohne fremde Hilfe die richtige Auffahrt. Fährt weiter. Das Leben im Grönemeyer-Stakkato. Plötzlich erstreckt sich auf der Bahn eine große, schwarze Mauer. Andere Wagen liegen zerschmettert davor. Person bremst, schaut zurück, ist froh das der Leihwagen langsamer ist als der eigentliche. Auf der Autobahn darf man nicht wenden noch zurückfahren. Während sie aussteigt, um die Mauer zu umgehen, fahren andere gegen diese. Sie will weiter. Als sie durch ein Loch im schwarzen Hindernis kriechen will, wird sie von einem Gefährt erfaßt und mit durch die Barriere geschliffen. Es muß ja schließlich gerecht zugehen
Selbstmitleid in Brüssel:
Er durchleidet denKopf als überwucherte Ruine der Endzeit
"Blossom, weißt du was schön wär’?"
"...wenn du nach dem Pinkeln den Deckel ‘runterklappen würdest!"
Connors elektrischer Hautwiderstand spielte verrückt. Er mußte sich zwischen Frauen entscheiden, die diese auch waren.
"Ich glaub’ ne’ Blinde is’ ne’ verdammt gute Liebhaberin!"
"...warum..."
Der rest war gentleman-Schweigen. Zur Disposition: die Friesin oder die Nieder-Lothringerin. Irland. Dort trinken die Männer schon morgens Whiskey oder Rasierwasser. Er mag dieses Land. Und auch die Sonne, den Seestern, die Lippen, die Vögel, die Pfeile und Gitarren. Der Führer in Paris. Frisch verbrannte Brotlaibe in Formation fliegen vorbei. Morgens, halb Zehn in Deutschland, der eigenen Rolle genügend bis ausreichend. Einen Kater, für den sich Aspirin C nicht lohnt und eine völlig fremde Frau, die ein Mädchen sein wird, im Bett, der man nur durch gezielte Fragen den Vornamen entlocken konnte...und dann prasselt alles wieder auf ihn ein, der verwirrte Zahnarzt; Clieko Sieomby, der finnische Bauernbefeier, Gotenburg, der letzte Fährmann Deutschlands, der keltische Seperatfrieden, Galatasaray Ostmark. Dein Gott ist Alfred Tetzlaff in den West 3- Wiederholungen, du kennst keine Reue. Gottseidank! Biertrinken zwischen Aufstehen, Verhör und Zähneputzen bewirkt folgendes:
Waffenexporte, Partnertausch, Sex als Konsumgut, millionenfache Abtreibung, Mehrarbeitsselbstverständlichkeiten, Geruchsproben von DDR-Regimekritikern, Bereitstellung von Trauerarbeitsräumen, Bastelbiographien, Zahnhalskaries, Lymphknotenkrebs und Lachsersatzbrötchen, Karma Dzong, 11-Jährige Mädels in Bayern-München-Schals, Ortsbegehungen, stetig wachsende Gewaltbereitschaft, Sandkornabstriche, Befreeiungstheologie, Altenplage, Erbsenwahnsinn, Wertewandelgesellschaft, Unterhaltungsfernsehen (privat), Tautanzen im Mondschein, Bettelbetrug im Dreiecksverhältnis, Flugsalmonellen, Ein-Stück-weit-Staatsraison, Pissoireinlegesiebe, ethnische Säuberungen, Walpurgisakne, Idendtitätsstiftung, Lunares Becken-Yoga, ruhrpottniggaz als tag, Hausfrauennachmittags-Talk-Shows, Gegenöffentlichkeit, alternative Lebens- und Bildungsentwürfe, Lebendzelläquivalenthaut, Ideenfindung im ungezwungenen Gespräch, Beobachtung planmäßiger Autozusammenstöße, Schlupfwarzen , Braunkreuztätowierungen, andalusisch-pawlovsche Hunde, Filme von der Güte Opas letzter Fick oder Anal im neunten Monat, den Pogromrhein, Akkordausbeiner, Ritualmordbeschuldigungen, Nesselsucht, Limburgischer Feenhandel, Quadrath-Ichendorf. Musterküchenhausfachgeschäft, Langatmiges Betroffenheitsfernsehen, Kanzler-machtwort, US-amerikanische Religionsdramen, Analschweiß.
"Wir jagen ihn, ja?"
"Nein, er jagt uns".
Das Vormittagsprogramm sorgt dafür, daß er sich wieder ins Bett legt. Gott erscheint ihm in der Form von Talcid.
"Der Krieg war schlimm, aber Frankreich, Frankreich, die Jahre will ich nicht missen."
Danach schrieb Connor Jacques Chirac einen Brief, in dem er sich aus ästhetischen Gründen unbedingt für die Atomtests aussprach. Es hatte nichts mit Lügen zu tun- er dehnte die Wahrheit, ergo: Leben in der richtigen Realität, in unserem Raum-Zeit-Kontinuum, das an den Rändern vermutlich etwas ausgefranst ist und dies auch sein muß. Eine zweiwöchige Versuchsreihe zum Komplex Mundhöhlenschwangerschaft, eine wahrhaft deutsche Vokabel. Wien war einmal nicht weniger Osten im bezug zum Rheinland als Berlin. Im Chaos setzt sich ein langhaariger Brauenring mit norddeutschem Akzent an seinen Tisch. Gelangweilt ißt Connor eine Currywurst mit Pommes rot-weiß. Brauenring schaut auf den Teller, mustert die durch nordrhein-westfälischen Curry geschmacksneutralisierte Wurst und sagt:
" Na, wie fühlt es sich, ein Stück Scheiße zu sein, das vom Tod anderer lebt?"
"Sehr gut!"
"Jüdische Frontkämpfer ... es ist scheiße, wenn’s dich erst beim zweiten Aufwasch erwischt. Männer sollten Brokatschlafanzugoberteile tragen und ihre Jeans mit Gladiolen schmücken. Muß aber nicht sein."
Brauenring ging wenig amüsiert. So war die Welt halt, nicht nur Morrissey liebte Gladiolen sondern auch Stalin.
"Aus der Gradwanderung zwischen Nihilismus und dem Drang nach Oberflächlichkeit, kann ein nicht ungefährlicher Selbstmordgedanke entstehen." "Das ist wohl wahr."
"Der Tod ist an und für sich die erotischste Sache der Welt...", Dugal fiel ihm ins Wort, "und Faschismus ist sexy, nicht wahr ?"
"Okay, zwei große Alt."
"Für mich auch zwei!"
"Als er aus seinem Tagebuch las, war ich an einigen Stellen ziemlich beeindruckt" "Tja, faszinierende Atmosphäre umgabt den Narren, der da konzentriert zuhörte. Doch die Worte die er von sich gab, hätte er mir ruhig vorenthalten können." "Immerhin gab es auf Lau Bier, du warst so voll, das du mit dem Stuhl umgekippt bist. Der einzige im Auditorium, der verständnisvoll grinste, war Harry Rowohlt selbst."
"Arsch lecken on the rocks! Komm, wir nehmen auch noch zwei Hirntod."
Es war im steirischen Herbst Ende der Achtziger, K. du Schöne, ich muß weichend dichten, ggf. vom Schloßberg niedersehen, in einem Liebeundluftholzhaus, als es an der tragenden, wenig verfaulten Wand, krachte und kratzte, die Frau mußte glauben, jeden Moment stürze das Haus ein. Hinein brach das Maul eines Eisbären, mitten durch die Scheibe. Wunderbar zähnefletschend, gierig, leidlich gefährlich. Im Fernseher ein Interview mit Laibach in Trachtenjankerln, entweder deutsch oder englisch über Mitteleuropa philosophierend, der niederländische Fragemann überspielt seine Verwirrung. Es dauerte keine 7 Tage, ehe das Tier mißmutig davontrottete, den Holzrahmen des Fensters um den Kopf gequetscht, Blut an Wange und Stirn, zu hören das Murmeln eines Verirrten. Autoren aus Vielvölkerzusammenlegungen sprachen gefangen über die Diskussion um die Postmoderne, über poetische Konzepte und Schreibtechniken. Dazu Musik aus dem cuvverchzradhiu. Niemand referierte über die kommende Katastrophe, angekündigt in Fußballstadien, die bald einen greifbareren und medienunwirksameren Blutsog vertreiben sollte. Vertriebsbüro Balkan.
"Warum hast du mich mit einem Säufer und einer kleinen Schwe-
ster allein gelassen ?" (Cliff Barnes, der moderne Donald Duck)
Und dann war da auch noch dieser schrecklich langweilige zweite Golfkrieg, die Welt um dich herum berufsbetroffen, aber noch nicht ganz vom Virus der political correctness zerrüttet. Dafür mußte er sich dem ganzen per Befehl nähern und fand es Grass-lich. Doch er tat es. Und zugegebener Maßen gerne. "Köln, die Stadt Heinrich Heines", rief er und niemand wollte ihn zu einer Privaten Contrahage animieren wie später in Innsbruck, als er von Graz schwärmte. Es ist krank. Es ist kalt. Es ist schlecht. Es ist Antiamerikanismus. Es ist Krieg. Nach dem tiefen Inhalieren einer Zigarette sonderst du deinen "Köln-Dreck" ab. Farben + Leben von Connor Mc Hek. Erotischer Neostalinismus klick- Giftgas liefernd liefern sie den Tod. Tel Aviv- so ist das Leben. Hauptsache die Kohle stimmt. Gut! klick-Schmerzende Ohren. Kälte. Krampfhaft versuche ich nachzuvollziehen, warum die Brücke beeindruckend sein soll. Sie ist es nicht! Philoso-Fische schwimmen unter der Brücke. Krank und Frei! Das Mißtrauen gegen Deutsche ist wieder da. Besser als Langeweile .klick- Höhenangst, Höhenangst, Höhenangst, weg von der Brücke ...klick- Frieden und Menschenrechte sind für Verlierer! kri- kra- kru "Schande- schande- you create a new Hitler!" jeder so, wie er mag klick- Du springst vom Dom "free Lithuania- wir haben sie nie ernst genommen", schreiend. Du landest in einem Glas Intoleranz. In den Fängen ... Domplatte ... Früh. Raus auf die Domplatte. Farben und Leben. Und ICH liebe ihn doch, diesen Lemurenstaat! Gefängniszelle Beziehung, "Scheiße" schreiend, scheiße. Klagemauer aus Pappe. papp-papp-papp-papperlapapp! MEHR GAS FÜR ÖL. KEIN ÖL FÜR BLUT. Pappmauer aus Klagen. Besoffener Fatalismus ist erlaubt! Scheißegal - ertrinken - Früh - es ist früh. Da ist der große dicke Kopf eines riesigen arabischen Minderwertigkeitskomplexes. Leute 2. Klasse !? aufgehoben - -Gespräch - ein besoffener Penner will mir ein Gespräch aufdrängen - mir wird ganz schlecht - es gibt keine Zuhörer klick- Jesus zwinkert mir blutüberströmt auf Plastik zu. Scheiß der Hund drauf. Es lebe die Geschmacklosigkeit. Du sinnierst über den eventuellen perpetuellen Drogenmißbrauch von Aufsichtspersonen. Ein Meer in Flammen. Augen sehen Menschen - Hände bedienen Waffen - Auch in Köln- Leider mach' ich die Mark nicht- Scheiße was?
Und doch erschien ihm England faustischer. Und auch Diogenes liebte es, vor Publikum zu onanieren. Dies alles war aber noch nichts gegen die Bettlerin, die er noch als Kommilitonin in Erinnerung hatte: Sie trug einen Insignien-Kommunikator als Nasenstecker. Da brauchte man keine knallharte Nerven, sondern ein gutes Immunsystem.
Hier das
"Kartenhaus"!"... and your prejudice won’t keep
you warm tonight", Morrissey 1984
Elektrolyte tritt auf. Vier Uhr morgens, Theke: "Hier der Text von Negerschwachsinn in der Ostzone". Gegen die Mauer in den Köpfen, aber für Überzeichnungen. Schloß Grypsholm darf alles.
Ein weiterer Tag, der versaut wurde. Erst Multiversum Rheinland- die, die man auf der Straße traf sprachen weder deutsch, rheinisch, noch niederländisch. Geplant: der Besuch eines Lichtspielhauses. Auf dem Weg dorthin schleichen nach zehntausenden zählende Jugendliche durch die Straße, weitbehost und mit falsch herum aufgesetzten Schlagballkappen. Liderlich. Und dann erst noch der Film, der alle guten alten Werte Connors über’n Haufen warf. Da hatte er schon den Tode Klaus Kinskis einigermaßen weggesteckt und dann das! Das die Vampire alle homophil waren und lange ungepflegte Haare hatten war bedauerlich aber wohl die Modernisierung des Stoffes. Das sie sich an kleine Kinder ranmachen, wird in den Talk-Shows schon um 15 Uhr gebracht. Das dieses untote Kind sich eine unglaublich schöne kaffeebraune Mulattin gebissen hatte, die ihrer Schönheit versteckt zwischen Puppen des Kindes beraubt wurde und vor sich hingammelt, wird vermutlich nur eine Hälfte des Publikums richtig bedauert haben. Doch dann das abscheulichste von allem, was ihm nahezu die Tränen in die Augen trieb: Die Zottelvampire waren mit Knoblauch nicht abzuschrecken, Sonnenlicht war auch nicht tödlich und sie trugen Kreuze am Hals. Das Ende. Wozu hatte man sich als Kind Christopher Lee und Roman Polanski gegeben, daraus gelernt und Mittel gefunden, dann doch beruhigt einzuschlafen (z.B. Knoblauch unter dem Kopfkissen und das Geschenk zur Erstkommunion, ein modernes Kreuz aus Bronze mit dem Datum vonner’ ersten Hosteß) um dann so ‘ne Quacksalberverfilmung zu sehen. Mit Ziehen im Bauch das Kino verlassen. Von pc-Vampyren bekam er Krähenfüße.
Zur Beruhigung der Nerven trank er eine Tasse Feuerzangenbowle, süßes, klebriges Zeug, übersäuerter Magen und Tannengrüngeruch. Es wurde einfach nicht besser. Tausende sterben an der Beulenpest.
"Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist:
was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und
ein Untergang ist." (Fritze, Drittchargierter Franconiae)
Connor las in alten Absonderungen. er konnte sie nicht mehr gelten lassen. Alles war so schlecht geschrieben und zwanghaft. Damals dachte er, er könne schreiben und dies tat er oft. Dann die Leerphase. Und dann kam es vor, daß er nach 4 Wochen eine Idee auf dem Klo hatte, sich kaum den Arsch abwischte, losstürzte und eine seiner Kladden vollschmierte. Die einzige Konsequenz, zu der er sich zwang, war das Tagebuchschreiben. Auch dann, wenn der höchste Erguß eines Tages das Kommentieren der Lokalpolitik oder das Vermerken eines Friseurbesuches war. Er ging auf die Straße, Anfang der Achtziger, zwei Assokinder unterhalten sich:
"Hast Du Pacman?"
"Nein"
"Hast Du Space Invaders?"
"Nein"
"Hast Du Asteroiden?"
"Nee, aber mein Vater hat welche, man wie der sich manches Mal auf
Toilette quält..."
Später wurden sie Hamern Gangstas, und hielten die Lordz für Wixer.
Daphne (Dennoch schwirrte sie herum, die Sternenbotin)
"Stell dich nicht so an, berichte davon."
"Ich schick dir den Text zu. Ich muß unbedingt mal wieder poppen. Alles dreht sich im Moment darum bei mir."
"Geh ma’ ins Chaos, da findest Du bestimmt jemanden für ‘nen one-night-stand" "In Ordnung, ich les’ es dir vor. Hör zu, du Pillemann!"
"You ask me the time/ but I sense something more/ an I would like to give
you/ what I think you’ re asking for/ you handsome devil", Morrissey
Absolute Verwirrung. Dieses Klischee als Ausdruck eines Gefühls. Wo war ich hier? Traum, traumhaft. Sie, die so unerreichbar scheint (wir hatten schon ein paar Blicke gewechselt, herrlich abgegriffen, ne?) kommt zu mir und legt ihren Kopf auf meine Knie. Brauche ich solche Träume? Klare Antwort- ja, sie gaukeln mir Selbstbewußtsein vor. Bis die REM-Phase endet, fühle ich mich gut, stark, befreit. Als sie ihren Kopf auf meine Knie legt, weiß ich, daß sie etwas von mir will. Mehr als eine Affäre. Wie kritiklos anmaßend das ist Wie soll ich alleine die Anfangskonstellation werten? Als in den Sümpfen meines Unterbewußtseins verankerter Aufruf, nein, Befehl, mich von ihr zu lösen? Daphne liegt auf meinen Knien und ich bin Befehlsempfänger. Daphne, du weißt, was ich wert bin. Und diese Umwertung ist einen nahezu unüberwindbare Barriere für mich. Keine Selbstaufgabe mehr, keine Entschuldigungen mehr! Du, mir wird dein Kopf zu schwer. Daphne ahnt es, schaut zu mir auf, wie symbolträchtig, wie ungemein bedeutungsschwanger! Du schaust zu mir auf. Ich bin, ich liebe. Ich bin, weil ich bin. Du sagst, du habest mich schon immer gelebt. Würdest du den Satz in der Realität absondern, ich wäre schockiert. Denken sie bitte jetzt an mein Weltbild! Würden sie bitte jetzt die Schnauze halten! Ich kenne dich. Was für ein idiotischer Satz. Nie kennt jemand den anderen und doch nähern wir uns dieser Illussion. Außerdem kommst du aus einer völlig anderen Welt, aber ich fühle mich aufgrund deiner Absonderung- und wir reden hier nicht über Vaginalsekrete - geschmeichelt. Stolz wie Oscar, aber nicht so schwul. Wir werden unsere Welten nie wechseln können. Schade. Zeitsprung. Sie lebt mit Sicherheit nicht für’s geschriebene Wort. Ich bin widersprüchlich! Aber Daphne erklärt mir ihre oberflächliche Liebe. Watt is’ Traum und watt geschieht in realitas ? Keine verwischten Grenzen mehr. Ich will Klarheit. Ich wollte schon immer mit dir ficken, Daphne. Es wäre ein Fehler, denn mit dir würde ich schlafen. Kein Wunder, daß du sexuelle Phantasien die Phantastereien sind bei mir provozierst- du bist einfach schön! Und dann fällt es mir wieder schwer zu differenzieren. Bitte nochmal Zeitsprung, Bernd Zeitsprung. Ich bin mit dir. Ich war arrogant und sagte dir schon als du deinen Kopf auf meine Knie legtest, wie alles kommen wird. Woher nahm ich dieses Wissen ? Was für ein exzentrischer Traum! ("Stimme aus dem off: Quatsch! Postpubertärer Scheißdreck!") Oder intensive Realität? Jawoll! Dann kommt meine Exfreundin und sieht uns. Keinen Seelenexhibitionismus mehr. Du mit mir, ich mit dir. Bitte, biiiiiitteeeeeeeee- kein prophetischer Traum, bin nicht ganz sicher, ob ich schon wieder so weit bin. Keine Realität- puuuh- Danke du guter Traum. Aber auch danke Daphne. Hat mein Gefühlsleben also wiedermal die Jesusnummer gemacht. Aufgewachsen mit Ruin und der Dummheit zugewandt, danach laßt uns alle streben, Deutschland, farblos Vaterland. Daphne ich liebe dich wie diese zu groß geratene Schweiz. Daphne, ich habe mich immer noch nicht von ihr gelöst. Leerlauf, Leerlauf, Leerlauf. Leere. Ach nein, ich vergaß- WIR befinden uns innerhalb meines Traumes! Aber warum mischt du dich plötzlich ein ? Das kannst du nicht akzeptieren, daß ich hier mit D. bin. Was für eine bemerkenswerte Situation. Sie, Daphne und ich. Alle in meinem Traum. Und ich kriege dich Daphne, ich kriege dich. Ich habe schon die Initiative ergriffen. Ich danke dir nochmal. Was.... DU hast sie ergriffen. Scheiß der Hund drauf. und jetzt bist du eifersüchtig, Ex-Freundin? Siehe oben, Baby. He, was haltet ihr beiden von sexuellen Gefälligkeiten ? Wie- nichts !? Egal, du hast es geschafft, D., der Loslösungsproceß hat begonnen. Die Erinnerungen werden schwächer...kuß du küßt gut sie sieht uns scheiß der hund drauf kei keine verpflichtungen mehr das erste und einzige mal mit dir daphne traum bleibe länger werde doch realität bett braune haut und gleich soviel davon ein rotes wickeltop wie er und ich es wirklich lieben klischees feste brüste und gleich soviel davon tandaradei ich bin frei das leben ist doch kein schlechter witz du bist so schön zwei nackte körper du und ich warum hast du so viele narben an den beinen sollen sie mir etwas mitteilen eine botschaft du bist schön ich liebe deinen körper du bist im traum nicht so oberflächlich wie inner realität fassade ich habe sie dir abgekratzt connor superpads diese schönen beine narbenübersät liebe ich nur deinen körper scheißegal ich habe meine chance vertan dich zu demütigen exfreundin ich bedaure es nicht narben ich"
"Das wird kein Schwein verstehen, Connor"
"Mir doch egal! Ich sondere Schweiß, Blut, Tränen und mich ab- warum dann keine Worte."
"Okay, laß uns was ballern gehen. Am Spielplatz?"
"Inner halben Stunde, ich muß noch zur Tanke, Bier besorgen."
"Doch...ach, ich weiß es nicht. Ist es schon soweit, hmm? Ein Manuskript als Gehhilfe der Normalität, um der Außenwelt den permanenten, eigenen, Wahnsinn zu ersparen, und Meter um Meter an Wahrheit erzwingend, zu vegetieren ?"
"Alles klar. Tschökes."
Am nächsten Tag in der Hochschule, Pause, Kaffe (in 20 Sekunden frisch aufgebrüht), es gab noch Kommilitonen, die ernst nahmen was er sagte:
"Die schweizer Bundesrepublik wird in ihren Grundfesten erschüttert", dozierte Connor, "die östlichen Landschaften gefährden die gute Westinsel, und wenn man dir den linken Arm abhackt, wirst du den rechten nicht mittleren nennen. Es sind die virulenten Traditionen des Preußentums und des Protestantismus, ihre Romantik, der deutsche Irrationalismus und die Todessehnsucht. Damals gab es noch Ideale, egal ob schwarz oder weiß. Das Gebiet der alten Bundesrepublik, die unterschiedliche Nationenaufsaugung mit Frankreich via Europa, ist in seinem Kern eine Mischung aus altem Limesland und katholischer Charlemagne-Mentalität. Adenauer der Große manifestiert, was das Reich meinen Vorfahren immer vorwarf: Das Rheinland hatte teil an der westeuropäischen Entwicklung, an Renaissance, Aufklärung und den 89iger Idealen. Allerdings 1789iger Idealen! Und doch habe ich immer mit Lok Leipzig oder Dynamo Dresden im Europapokal gezittert. Doch ihr wißt es, nicht wenn sie gegen ‘deutsche’ Mannschaften gespielt haben. Es ist auch meine rheinische Zerissenheit, Frankreich, Britannien, die Niederlande, selbst Österreich, sie waren, den Fußball ausklammernd, bis 1989 näher, vielleicht auch New York. Doch - der alte Stechlin blickte nach Osten, nach Rußland, nicht nach Westen. Im wichtigen Jahrzehntwechsel verdammte ich die ‘Ostverschiebung’, ich ging den Meinungsmacher sogar soweit auf den Leim, das ich nach Nordengland schrieb, ich befürchte ein irgendwie geartetes 4. Reich. Heute wäre ich froh, jeder könne seine Provinz als Rückzugszone nutzen, wäre aber eher Deutscher als Bundesrepublikaner. Wir sind keine Franzosen und wir können es auch nie sein."
"Because I was the only one
who ever stood by your side"
Morrissey, "Rubber Ring"
"Reale Person oder Kunstbegriff, meinst Du?"
"Nö, da bin ich wirklich froh drüber, obwohl ich es genoß, im Herbst, wenn’s regnerisch und stürmisch war, im Windberger Wald spazieren zu gehen. Doch da ist er nur wieder- der Frühling. Habe Gummiringgefühle. Die Sonne gaukelt mir einen gewissen Kreativitätsschub vor, die Temperaturen sind wie die Tempelherren goldrichtig. Aber überlege, Dugal- wo sind die guten alten Feindbilder erblieben? Die roten Mongolenhorden sind tot oder zerfleischen sich selber in goldenen Massakern. Total bedauerlich! Wo ist der Platz für die gute alte Polemik geblieben. Auch China, Nordkorea und Kuba wackeln. Meine Träne im Knopfloch ist so klein nicht. Aber wir können wieder konsequent aufbauen. Bientot: L’ etat islamique. Na also! Und eins sag’ ich dir- das alles nur weil mein Afrikaans so schlecht ist. Krk mich am Foffel. Ich ruf’ nachher noch ma’ an um klar zu machen, wann wir uns dort treffen."
"Heyjoouhheunziehjeeijo!"
"Tja, heute ist eben nur noch betroffen-biederes Aufklärerfernsehen à la ‘Peter und der Sozialarbeiter’ angesagt."
Auf der Pharmazeutenfete hörte er alle Gedanken und Gespräche und hatte sie beim Treffen noch präsent.
"Ich lebe in der Realität, aber in meiner eigenen. Ich muß mich vor dieser sinnlosen Gewalt, wo ‘ne Oma für ‘nen Zehner umgelegt wird, wo Banden marodieren, Mädels gegen ihren Willen klargemacht werden und auch gegen TTT, abschotten. Ich brauche diese Käseglocke!
"Nach meinem Wissen wurde das riesige Transportflugzeug ‘Gigant’ im Ostfeldzug eingesetzt." Eine Bemerkung in einem Buch, untertitelt mit "Ein Gladbacher Soldat."
"Wie habt ihr euch kennengelernt?"
"Nun, wir mögen beide Pernod"
"Sie silberzüngiger Teufel!"
"Schwer glaublich, daß Papier einfach Arbeitsmaterial sein kann, das nach Gebrauch nicht auf der Rückseite nochmal genutzt oder archiviert wird, sondern wegge- und verworfen."
"Und- engagierst du dich noch in der Politik?"
"Nicht mehr in der Bundesrepublik."
"Können sie Investitionen im Osten empfehlen?"
"Ja, wenn sie gute Anwälte haben."
"Ob du Kohle hast oder nicht, niemand sollte von einer anderen Hand gerichtet werden, als von der eigenen. Könntest du das Sesamstraßenleben Oscars führen? Kynismus ist nicht besser als andere Ismen und doch ist deine Herztonne groß und größer geworden."
"Ich will es nicht."
"Du könntest ohne es nicht bestehen."
"Es ist die Entdeckung der sachsen-anhaltinischen Langsamkeit, mit einem verspielt-apokalyptischen Lächeln auf den Lippen."
"Wenn du meinst."
Auch Connor spielte auf der Klaviatur des öligen Charmes und sagte zu der Rothaarigen mit den blauen Ohrringen:
"Du hast mich grad’ geblendet, diesmal nicht mit deiner Schönheit, sondern deiner Uhr!"
"Wer hat Angst vor Beowulf ?"
"Genau! Grendel mußte die Rolltreppe herauffahren, um in die Hölle zu gelangen."
Es war ein schrecklicher Abend und doch ging Connor als einer der letzten, wie immer von der Angst geplagt, etwas zu verpassen. Das Frühstück um fünfzehn Uhr zudem Duncan geladen hatte, war anmutiger.
"Hier, schau’ watt ich geschrieben hab. Kam druff als ich ‘ne Krieg-der-Sterne-Figur im Regal im Suff anjeguckt hab."
"Laß uns Lambrusco holen und danach kannste’ mir den Dreck vorlesen"
"Maybe him, maybe her" (Robert Smith im niederländischen
Fernsehen bei der Ansage von "Why can’ t I be you", 1987)
"
Dekadente Agonie eines Befehlsempfängers. Die Zwillingssonne blendete ihn. Ein am Boden liegender weißer gepanzerter Soldat. Den linken Arm streckt er nach oben Die Uhr muß gestellt werden. Er trägt eine weiße Maske, unter der seine, durch den Niederschuß gepeinigte Gestik nicht zur Geltung kommt. Das Hoffnungs-Los gezogen. Von weitem rief jemand mit weinerlicher Stimme: ’Connor, Connor!’ Der gepanzerte wird nur ein Name auf einer Verlustliste sein. Der rechte Arm ist gerade vom Körper weggestreckt, in der naiven Hoffnung die Schmerzen ein wenig zu lindern, sie erträglich zu halten. Wie aussichtslos! Du Naivling, vergessen, alleine, Schmerzen. Nur noch eine, dem biologischen Tode nahe, weiße Spielfigur. Die anthrazitblaue todbringende Waffe liegt zwanzig Zentimeter von ihm entfernt. Wenn er schon niemand anderen mehr töten könnte, dann wenigstens sich selbst. Er erreicht sie aber nicht. So ist er seinen Gedanken hilflos ausgeliefert. Ein Rebellenschuß streckte ihn nieder. Rebellen. Ob der Gepanzerte von der Sache überzeugt war, für die er kämpfte, wird der Rebell, die Rebellin nie erfahren. Sie streckten ihn nur nieder. Er war das Arschloch, das das System verkörperte. Todeskrampf. Vielleicht ereilt ihn der Tod. Vielleicht nicht. Er wird die Personen, die ihn in diesen Krieg schickten, nicht mehr zur Verantwortung ziehen können. Hinter der weißen Maske ist ein Kopf. Dort müßten Gedanken sein. Er wird eventuell hinterfragen, ob es nötig war in einen Krieg zu fliehen, von dem er nicht wußte, ob es sich lohnt dafür zu sterben. Lohnt es sich für irgendeine Sache zu sterben ? Sterben ist so eine unangenehm endgültige Sache. Wieder ist so etwas wie ‘Connor’ zu hören. Der Soldatenlakai hat beide Beine ausgestreckt, wiederum in der trügerischen Absicht, die körperlichen Qualen so gering als möglich zu halten. Es war wohl nur eine Reaktion des Leibes, diesen total zu entspannen, um die Pein zu ertragen. Beherrscht der Körper den Geist? Wäre es nicht das beste gewesen, einfach ohnmächtig zu werden? Jetzt ist er es, geistig. Die Ohnmacht gegenüber der Ideologie, die er sich kritiklos hat diktieren lassen. Es liegt sich schlecht auf unebenem rosa Untergrund. Sekunden können ein ganzes Leben verändern. Ein paar Sekunden vorher stand er noch, bereit zu töten, das er neutralisieren nannte. Von geschickt propagierenden nichtkämpfenden Machthabern in die Schlacht entsandt. Er trug seine Waffe wie eine Krone, hoch über dem Kopf. Als Zeichen seiner ihm kurz verliehenen Macht. ‘Connor, Connor’. Die Stimme kam näher.""Betroffene Scheiße! Du interessierst dich noch für Frauen, oder" "Ich glaub’, du hast recht. Gib mich ma’ dein Einwegfeuerzeug. Als ich jung war, sympathisierte ich mit der törichten Rebellion. Jetzt bin ich auf der richtigen Seite. Wie gerne hätte ich Lord Darth Vader gedient." "Mensch, Connor, nich’ direkt in Sack und Asche gehen, so sind sie, die Sünden der Könige. Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein. Prost!"
Er setzte noch einmal die Stahlmiene des herben Ledermannes auf. Danach lagerte er die Lakritzschnecken im Kühlschrank neben dem Harzerroller, es würde wieder das alte Lied vom Durchfall werden. Er nahm die zweistündige Analogfahrt in Kauf um zu ahnen, daß die Leute zum betrinken dort nicht besser sein werden, gerade in der Nähe des Lufthafens.
Der Rhein-Main-Burschenschafter mischt sich ein, sagt, "Nationalismus ist doch friedensstiftend. Wer sein Land liebt, achtet auch andere Länder"
"...und zwingt ehemalige Nachbarn, sich gegenseitig den Sack abzubeißen. Danke nein!", erwiderte Connor.
"Du weißt einen Scheiß!"
"I degree today that life is only taking and
not giving / Frankfurt is mine and it owes
me a living...", nach Morrissey
Frankfurt ist mein! US-amerikanische Militärgeistliche in Tarnanzügen in einer "Frankfurter" Imbißbude. Außer den beiden caucasians bin ich der einzige Weiße dort. Doch da gibt es Zwiebelringe, wie sie weder in Mönchengladbach, Koblenz oder San Francisco denkbar sind. Und weiter- Gedankensplitter an einen Neuen Englischen Film.
"Ich muß auf ein schwules Rettet-die-Ozonschicht-Barbequecue"
"Du heterosexistischer Schleimer"
"Du meinst Marx war eine phillipinische Lesbierin?"
"Ist dir eigentlich der Unterschied zwischen Sex und Sumoringen klar?"
"Ich erzählte ihm, daß ich gerne einen Roman geschrieben hätte mit der Thematik ‘Neunundachtziger versus Tekkno-X-Generation’ oder den neuen Korporationsgassenhauer ‘Der kranke Fuchs’". Dann kam Betroffenheit; ich sah die blonde britische Bankierstochter in einem Sommerkleid. Braungebrannt, sich von ihrem Freund verabschiedend, Dafür hätte auch Connor Camelot verlassen, Lancelot watt inne’ Fresse gehauen (unbedeutetend ob mit der Faust oder auf Säbel) und darüber nachgedacht coram publico Hand an sich zu legen. Während er an Faßmann dachte, moserte Betroffenheit:
"Du, ne, weißt du eigentlich, daß dir Soziale Kompetenz fehlt?"
"Sag hurtig an, Waschlappen!"
"Weißt Du ... Sozialkompetenz bedeutet, situations- und personenbezogen sich verständigen können. Gedanken, Gefühle und Einstellungen anderer Menschen wahrnehmen können und grundsätzlich zur Verständigung bereit sein. Sozialkompetenz ist erforderlich für Kommunikation. Menschenführung, Entwicklung von Gemeinschaften sowie für die Persönlichkeitsentwicklung der Beteiligten in Vorgängen, Proceßen und Abläufen im Miteinander .... Unternehmen....systematisches Denken.... christliche oder humanistische Grundlage....Gesamtheit des Individuums....".
So definierte Wolfhard-du-ne? das. Dürfen protestantische Pullover dies? Erlaubt ihm Dörte Doppelname das? Aus dem off kommentiert dann noch ein britischer Ästhet, ungefragt:
"Der Haß ist, daß mußt du erst noch lernen, intellektuell betrachtet, die Ewige Verneinung. Vom Standpunkt der Emotionen aus betrachtet, ist er eine Art Auszehrung, die alles tötet, nur nicht sich selbst." Wie lange kannst du noch Sozialverträglichkeit vorführen?
Darauf hin erwidert Connor:
"Preußen war ein Identitätsangebot für die Zonis, denen die Wirren der Wiedervereinigung alles nahm, selbst die vielzitierten Nischen. Vierzigjährige Kurlandschlachten: eins, zwei, drei, alles ist vorbei. Es blieb noch nicht einmal der Stolz auf die friedliche Revolution- von der samtenen wird heute noch im Ú Fleku gesungen."
Es ritt an ihren Tisch, der König der Tränensäcke. K. immer noch in Unterhaltungshaft. Beinah-Todesursache: Dummheit.
Gibs auf, 1991 in Hoyerswerda, es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte:" Ey du Fidschifotze...ich sing’ doch keine Lieder. Verpiss dich wieder nach Vietnam!" Der Friedhof liegt voll von Bekannten. So etwas hörte man / frau, wenn man Vormittags in wissenschaftlicher Ergänzung zur irgendeiner obskuren Mathematikvorlesung eine Talk-Show (wörtlich: Rede-Schau; besser "Selbstdarstellung") einschaltete. Und erst was einem durch den Kopf geht und die Schamesröte in ihn treibt. Die Gedanken beim sehen einer wirklich schlechten Rede-Schau, in der Verwandte meiner Freunde auftraten: Eins: Margarete Schneinemarkers braucht mal wieder ‘nen Riemen und der Säckin wogender Busen hämmert den Takt dazu. Zwei: Besser wäre noch, wenn sie ma’ richtig durchgeleckt würde. Drei: Neulich in Zentral-West-Oberfranken, sonntags: Die Frauen kochen grüne Knödel, diese müssen um zwölf Uhr fertig sein, denn dann kommen die Männer vom Frühschoppen und um viertel vor Eins wollen sie zum Fußball....
Im Polizeibericht war nichts zu finden über die Leiche des ca. 30 Jahre alten Mannes, der im Stadtpark sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Die Leiche wies tiefe, teils vernarbte Wunden auf, die man als Folgen eines selbstverschuldeten Treppensturz erkannte. Ob Angehörige benachrichtigt wurden, ist uns unbekannt. Vermutlich nicht, es gab keine besonderen Gründe, sich genauer mit dem Kadaver zu beschäftigen. Laut ärztlichem Gutachten starb die Person gegen fünf Uhr morgens.
"What she said was sad/ someone hasn’t noticed thatI’m dead/ and deceided
to bury me/ God knows I’ m ready" Morrissey, "What she said", 1985
Sieh es: du steht vor deiner ersten Prüfung, es geht dir so, wie damals, als Blossom in Prag war. Denk’ an die Filme; Erinnere! Wie kann man so einen wahnsinnigen bekämpfen? With heart, faith and steel ! At the end- there can be only one. Die meisten Menschen haben Angst zu sterben. Dies ist nicht dein Problem. Du hast Angst zu leben. Die slawische Möglichkeit eines Restrisikos. Selbst wenn du könntest, du kämst nicht zurück. ‘t Is een soort tovennarij! (Und sie lieben sich doch. Nicht wahr? Mach ruhig den Walter Kempowski) - der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm (sic!). Der Moment des ersten Kusses, Religiös, zärtlich unbedacht. Diese Augen, diese Augen. Vor ‘nem halben Jahr. Ja.Ja.Ja! Wenn’ s ein Junge wird nenn’ es Marie. Abtasten und auch schauend abwägen. "Ja, gehen wir zu mir". Regen, endloser Regen. Endlich wieder diese Angst enttäuscht zu werden. Aber könnte man ohne diesen Thrill leben? Diese Lamas tragen Ohrgehänge aus menschlichen Knochen. Keine Blicke -jetzt! Ich kann kaum mehr den Kugelschreiber halten. What she said was someone hasn’t noticed that I’m dead... Textsignale, Connor, zu deiner These! Hoffentlich verwandeltst du dich in einen Käfer, Schreibtischtriebtäter! Du und dein Erfolg im Leben. Die Liebe, die Liebe, in einer Himmelsnacht! Hangover am Nachmittag. Offenes Fenster bei Licht zieht eh nur Insektenschweine an. Gang durch die Krebsbaracke in Köln bei Nacht; sieh nur: Kimba, das weiße Blutkörperchen! Zeig’ nie deine ehrlichen Gefühle, genauso brilliant ist auch der Preis. So geht es allen nach einer Nacht mit mir und dem Mund der Königin. Ist das alles? Nein, ein blinder Geist mit Kleidung doch schrieb er an diesem Pamphlet mehr selbst als Ulrich Wickert und das Stichword:
But still I’d leap in front of a flying bullet for you-
Morrissey "What difference does it make", 1984
"Wie einsam kann mancher sein, wenn er nicht mit
der ausgehen kann, mit der er will" , Heiko
Schomberg, Toskanareflektionen 1989, unver-
öffentlicht
"Berichte mir."
"Wie anzufangen", nuschelte er in sein Glas, "es war am Kaffeeautomaten kurz vor Elf."
"He, Connor, die Dichtung hat die Kraft, Fesseln zu sprengen."
"Hmmh. Eins: die Aussage stimmt. Zwei: die Aussage stimmt nicht", unterbrach er Duncan. "Doofmann, das traume Harren wird abgelöst von einer Wirklichkeit, die dann doch milde stimmt."
"Weiß ich doch! Sie sagte ‘ kannst du mir deine Smiths-Jacke leihen, ich muß für Medienwissenschaften mal in die Kiefernstraße’, ich meinte zu ihr- das können drei Jahre bewirken -sei mir nicht böse, aber du siehst aus wie ein Weihnachtsbaum!"
"Weißt du noch welchen Titel du der Kassette gabst, als du damals aus Italien wieder ins Rheinland zurückkehrtest?"
"Ja, dadurch und Literatur wird Möglichkeitssinn erst geweckt."
"Groß! Die fleischgewordenen Vergeltungswaffe 2, neutralisiert durch den warmen Schlund der Königin. Nur er konnte die körperlosen Geistwesen, mitsamt dem erschaffenen- und noch zu zerstörendem Universum -vernichten."
"Das ist es doch. Gott werden durch ausgedehnte Intimküsse!" Es war anderthalb Jahr’ vor lilagewandeten ToleranztugendterroristInnen, derer man des Gemächtes verlustig gehen konnte. Da war noch die Fernsehmoderatorin mit dem morbus basedow, die zu debil war, sich für ein medienwissenschaftliches Seminar anzumelden. Dabei wurden nur Name, Fächerkombination und Fachsemester verlangt. Heute verdient Plumperquatsch 20.000 DM im Monat. Die Krajina rechtmäßig besiedelt aber besetzt.
"Wir verabredeten uns zu seinem Theaterbesuch und sie kam zu spät. Ich war damals zu verliebt und überfuhr die Warnsignale."
Die Wirtin entgegnete, in rheinisch-hoffnungslosem Bemühen um Hochsprache: "Mein Mann woar de’ letzte Woch’ zumm Nervenarz’ (gestört durch Menschen, Karlfreitag, 5.IV.’96 um 3.24 Uhr.)
"Ich bin kein moderner Mann. Wenn ich dich nicht mehr lieben darf, will ich nicht dein Freund sein, sondern dich hassen."
"Du schaust und schauerst/ Deine Lippen dünsten/ Der
Himmel küßt/ Und/ Uns gebärt der Kuß"(Abendgang)
Das ist nicht meine Welt
Irgendwo in dieser langweiligen vorneunundachtziger Republik. Joseph B. Wamann hatte eine Autopanne. Es sprang einfach nicht mehr an. Ein Haus, er geht hin, verspricht sich Hilfe davon, klopfte. Die Tür ging auf, eine Familie im Türrahmen, zwiegespalten. Der Vater und die Tochter sind ihm gegenüber betont gastfreundlich. Bieten etwas zu trinken, zu essen und ihre Hilfe an. Der Rest der Familie: Die Mutter. Behaart. Dichter Vollbart. Grimmiger Blick. Sie hat manchmal eine Liasion mit einem Tunichtgut aus Westfalen. Unzählige dreißig Zentimeter große, ebenfalls stark behaarte Kinder. Grotesk. Paarhufer. Sind sie Buhlteufel? Wamann hat Angst. Aus Versehen klemmt er einem der Kinder den Huf in einer Tür ein, abgestreiftes Horn bleibt zurück. Er muß zurück zum menschlichen, genormten Teil dieser Familie. Keine Abenteuer mehr. Doch Spannend. Angst. Angst. Angst. Die Tochter gefällt mir, ich kenne sie. Sie existiert wirklich. Sie ist. Nebel. Joseph B. in einer Umkleidekabine. Dort trifft er eine Freundin und benutzt ihr Haarspray. Er bietet ihr zwei DM für einen Kuß. Zwei langhaarige Männer kommen aus dem Nichts auf ihn zu und behaupten ihn zu kennen. Wamann ignoriert sie. Sein Interesse beschränkt sich auf die menschlich aussehende Tochter eines Vaters. Sie ist kein Paarhufer. Diese Familie ist krank. Oder- Abteilung für Wiederholunsfragentäter- ist Joseph B. Wamann es? Plötzlich fallen ihm drei Finger seiner linken Hand ab. Einfach so. Er muß mit der Tochter intim werden.. Er schlief mit ihr. Sie sagte, sie heiße "Venus libitina". Was für ein merkwürdiger Name. Jenseits ist dann, wenn der Schiedsrichter pfeift. August, stramm stehen!
"Ich ruf’ dich an, okay?!"
Wieder in der Langeweile, so wollte es der Lebenswandel.
"Zum Main, zum Main zum deutschen Main, wer wird des Grales Hüter sein..."
"Während einige es immer wieder schaffen, aus Unmengen Biers Natursekt zu machen, schaffte es nur der große Magier Hilmar Kopper-Field aus Erdnüssen Scheiße zu machen."
"Frankfurt, we ‘ve a Problem - iss ein Topfgericht mit Blinsen!"
Es waren Weißkragenidioten. Zigarettenrauch eingehüllt in 400 DM teuren After-Shave-Wolken los geht´s- der Sucher als Märchenerzähler der Moderne, selten arbeitende Kopffabrik und geplatzte Cheques.
"Hast Du schon mein neues Sakko gesehen, das nur soviel kostet wie ein Mittelklassegebrauchtwagen ?"
Wenig Männer, die sich für Frauen interessieren. Hier. Er sollte eigentlich den widerwilligen Lügenbaron machen. Danke Plastikleute, mit wenig Charakter, noch beschissenere und devot-krankmachende Kundengespräche; eben: Das Inhaltslos gezogen. Wenige sprechen hessischen Akzent der wird hier auch nicht auf Tiefgang gesetzt. Alle Begriffe auf angelsächsisch, um die Leere zu verschleiern. Manchmal schreiben, um nicht total zu verblöden hier alle-so auch Connor?
Fröstelnd und unverfroren werten sie die Splendidisolation als pure Arroganz. Verbindet sie sich mit extraordinären Statussymbolen wie mit prunkvoller Villa inmitten eines gärtnergepflegten Parks, einem silbrigen Gefährt von 600er Sternengröße, einer wesentlich jüngeren, attraktiven Pelzträgerin et cetera, mögen sich Gefühle von Neid zu einem Haß-Staccato steigern. Zum Neid oder Haß gesellt sich karrieristische Begierde, was das Objekt schon aus Abwehr- und Selbsterhaltungstrieb noch einsamer macht.
Was zur Hölle ist eine Splendidisolation...?!
Polizist: "Was haben sie denn da?"
Biedermann: "-ich?"
Polizist: "Wenn man fragen darf."
Biedermann: "Haarwasser."
Conner sagte: "Österreich hat sich den 68iger Kulturbruch erspart. Achtundsechszig, das ist unter anderem in der Bundesrepublik die konsequente Absage an Pflicht, Staat, Institution, Gemeinschaft , "an die haltenden Mächte" gewesen zugunsten eines zersetzenden, alles durchsetzenden Individualismus und falsch verstandenen Liberalismus. Dann zieht er die Kopfhaut, das betroffene Organ, nachdem er sie von einem Ohr zum anderen durchtrennt hat, vom Schädel, das Geräusch war jedesmal unschön. Das Reißen beim Skalpieren klang wie das Öffnen einer billigen Glanztrainingsjacke mit Klettverschluß. Er war im begriff, sich vom Thema fortzubewegen, dies konnte nicht sein, denn dieser Kelch ist - gesellschaftlich betrachtet - an Österreich vorbeigegangen. Das pays réel gibt es noch. Die political-correctness-Zensur ist noch sehr sanft- und ich wünsche mir, das es so bleiben mag. Bei österreichischen Promotionsfeiern, alle Professoren im Talar, stehen Korporierte als Ehrenwache im Vollwichs neben seiner Magnifizenz. Rituale Initiationsriten gliedern und strukturieren die Gesellschaft, formen sie zur Gemeinschaft. Der deutsche Jesuslatschenträger, der sich seine schmucklose Promotionsurkunde bei der Poststelle der Universität abholt, weiß gar nicht, um wieviel seelische Nahrung er sich gebracht hat, bzw. gebracht wurde. Die Ollivetti ist heuer meine wirkungslose Waffe, ich bettele um / mit Gefühl. Derweil der Araber am Niederrhein steht, werft ihr Molotowcocktails auf Asylanten, auf territorial herausgeforderte; Richtig? Falsch? Nie festlegen, was? Mir schlägt noch nicht mal Empörung ins Gesicht. Blut, Blut und Kekse, Blut, Blut und Kekse! Nennt es Wahnsinn, Kunst und Wahnsinn, Krampf und Blödsinn. Was bedeutet ein Seidentaschentuch in dieser Schöpfung? Du wirst es verlieren, alles unter ungeheurem Druck! Blut, Blut und Kekse, Blut, Blut und Kekse! Gesucht und lebend, man kann sich nicht allem entziehen, auch nicht durch aggressives Weglaufen. Und morgen? Morgen gieren wir nach: Blut, Blut und Kekse, Blut, Blut und Keksen....Die Haarfarbe deutsch, ich leide nicht daran, ihr Toren, es geht um sie, die mir zeigte, daß es auch ganz andere Dinge als Leiden geben mag, mit denen man trotz Befall bestehen kann, in dieser, immer mehr auf den Einzelnen, auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Welt, die die leere Worthülse "Selbstverwirklichung" zum goldenen Kalb erhoben hat, ist es unser Auftrag, Alternativen aufzuzeigen und anzubieten.
"Mehr Pathos!"
"Ich kenne sie, sie können nicht schreiben", sagte der Lektor, Connor meinte, "das ist noch gar nichts, sie sollten mich dichten hören!" Der wahre Künstler hilft der Welt durch die Enthüllung mystischer Wahrheiten. Analogiemann rülpst, "Satan, Kiffen, Wittgenstein- das vorstellende Subjekt ist wohl leerer Wahn. Das wollende Subjekt aber gibt es. Wäre der Wille nicht, so gäbe es auch nicht jenes Zentrum der Welt, das wir das Ich nennen und das der Träger der Ethik ist. Gut und Böse ist wesentlich nur das Ich, nicht die Welt." Spanien hat die schönsten Neofaschistinnen Europas.
Geschenkgepränkel: "Ich hatte den Body extra etwas größer gekauft."
"Das war gut."
"Also nicht weil ich dachte, du habest zugenommen, sondern weil du so groß bist und dann tut das an der Mumu weh."
"Nee, das zieht sich dann in den Arsch hinein."
Dazwischengedrängelte Fernsehfetzen.
"Nimmt ihre Tochter Nachhilfe in Englisch ?"
"Ja, tut sie!"
"Danke."
Wieder einmal hatte Stefan Derrick die Welt gerettet! Es war November. In den Achtzigern war er die Reclamausgabe eines Casanovas, ("Ob blond, ob braun, ich l...e alle Frauen, mein Schmerz ist groß"); hätte man ihn darauf angesprochen, so wär er bereit das Fasadenschattenleben abzustreifen, auf das Verhör des Obers, "Was möchten sie haben?", hätte Connor mit, "Einmal Sofa-Kartoffeln mit grünen Wolldecken!", geantwortet. Er blickt in den Spiegel, sieht sich. Es ist etwas von mittlerem Wuchs, mit einem langen, dürren Hals, ein abgezehrtes Gesicht, pechschwarze Augen, geblähte Nüstern, vorstehende Wulstlippen, fliehendem Kinn, einem Bocksbart, behaarten spitzen Ohren, Hundszähnen und einem spitz zulaufenden Schädel:
"Wären Klagen und Jammern olympische Disziplinen, käme alle
vier Jahre ein warmer Medaillenregen über Deutschland nieder."
(Hendryk M. Broder)
Dann war es soweit. Der Vor-Leser, den Connor in Düsseldorf schon über Schnitzler, Kafka und den völlig überschätzten Thomas Mann hat schwadro-referieren hören, eröffnete die Schlacht um "...das ist mir ein zu weites Feld". Die Kulturmaschinerie brach los, der deutsche Vulkan erupierte, "Der Spiegel" brachte ein zu köstliches Titelspiegelbild, das Ausland schäumte, die Niederlande voran, ein Land, dem man in Ambivalenz verbunden sein kann, doch deren Game-Shows zur Hälfte aus Fragen zu/über/um Deutschland bestehen (unter mir, zählt es nicht) und das Feuerchen lodernd hielt der "Bunte Stern".Wirre Haare mischen sich ungefragt ein:" Ich lese ‘Ein weites Feld’ ganz anders als die Kritiker. Ich lese es mit den Werken von Fontane, Bismarck, Nietzsche und den Fontane-Biographien auf der linken Seite des Tisches- auf der rechten liegt das Buch von Grass" Dazu? Arbeitsgemeinschaft sozialkritischer Alzheimerleidender, ASA. Sogar in Frankreich, den Volkskrant konnte Connor nicht dazu beurteilen, selbst in hessischen Großstädten wird man schief angeschaut, wenn man mit quaddeligen Hautausschlag den Bahnhofskiosk verläßt, nicht alle sind durch weggeworfene Spritzbestecke abgestupft. Der französische Übersetzer von Günther Grass, Jean-Pierre Lefebvre, hat auch eine lustige Deutung parat, das schlechte Abschneiden sei Folge der rechten Presse! "Schon lange ist Grass von einer gewissen rechten Presse als ‘Asiat’ behandelt worden und er selbst kultiviert weiterhin sorgfältig dieses Bild mit seinem Kirgisenschnauzbart und seinen rabenartigen Haarsträhnen. Übrigens ist er ein Mensch, der stets an Flußmündungen lebte. "So ganz unanheimelnd klingt dies in meinen Ohren nicht. Joseph Beuys hat 1939 - 1945 für das Deutsche Reich sein Leben eingesetzt. Le Monde findet, Günther Grass fahre fort, seine Rolle als Kassandra des neuen Deutschlands zu spielen. In der Vitusmetropole durfte ich diese Stimmen vernehmen: "Blamiert sich politisch. Aber schreiben, das kann Grass immer noch. Seine Prosa ist kräftiger denn je...test it!"( BILD Hamburg) "Ganz und gar mißraten"(Der Spiegel) "Unlesbar...Grass ist in diesem monströsem Alterswerk müde und erschöpft am Boden einer verplapperten Sontagspredigt angekommen"(Die Zeit) "Ehrgeizige Allegorie auf das utopische Einheitsstreben der deutschen Nation und dessen allemal üblen Folgen. Die Umsetzung...ist Grass nicht gelungen...überspült von der Flut einer fontanesken Prosa"(Focus) "Trocken und ledern" (Die Woche) "Auf dem trockenen Acker des alten Linkskonservatismus sitzengeblieben" (Wochenpost) "So wurde dieses Zeugnis bester Absichten, heroischen Fleißes und der Abwesenheit jeglichen Kunstverstandes eine Totgeburt" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "Künstlerische Pleite...Stammtischgeschwätz" (die tageszeitung) "Dient dazu, daß ein verbitterter alter Mann seine sattsam bekannte politischen Botschaften in Umlauf bringt...Greisengemurmel" (Der Tagesspiegel) "Hat den langererwarteten Roman der deutschen Einheit hingekriegt...ein großes Buch"(Stuttgarter Zeitung) "Kühner Entwurf einer Topographie der deutschen Seele zwischen Politik und Literatur"(Süddeutsche Zeitung) "Beschwört mit großer Sprachkraft...seine Berliner Schauplätze und die herben ostdeutschen Fontane-Landschaften"(Hamburger Abendblatt)- In einer der best sortiertesten Buchhandlungen des Niederrheins warf ich einen kurzen Blick in das Werk, mich sprach es nicht an und ich hätte es vermutlich auch nicht verstanden. Nicht jeder kann ein Walter Jens sein. An Deutschland leiden die meisten Autoren, weil ihnen nicht genug Aufmerksamkeit und Geld geschenkt wird. Alle fühlen sich ausgegrenzt, mißachtet und diskriminiert, belogen und betrogen. Gib mir eine Maschinenpistole und ich rotz’ diese kleinen stinkenden Männchen weg! Am elften November mußte er sein Scheitern vorausahnen und der Eindruck des gealterten und resignierten Künstlers verstärkte sich um ein vielfaches, Tote Werbezeichen hin, tote her: Es war verdammtes Lichtgesindel.
Das Ende vom Lied der prototypischen Fremden in der Nacht: "Je regrette mes faults, je sais que j’ai fait beaucoup de faults, mais je crois que c’est trop tard maintenant d’ avouer mes faults. Pardon. Je ne peux que dire que je le regrette. Merci pour tous! je t’ aime bien à cause de cela!" Sie hatte nicht den Mut, es auf deutsch zu schreiben, er wandelte zwischen Käufer und Käfer und wußte doch so sehr um seine gallo-romanischen Defizite...und Connor ging mit. Sein gesundes Ich hatte mal gewonnen. Ihre roten Fingernägel und ihr blaues Kleid faszinierten ihn. Sie war billig und nuttig und gut. Ein Spiegel, strategisch günstig angebracht, er wollte dieses Französische-Krimi-und-literweise-Rotwein-Gefühl haben. Johnny Fontane würde an dieser Stelle weinen. Sie, rücklings zum Spiegel stehend, küßt ihn und schließt die kontaktlinsenblauen Augen. Er wühlte mit seiner Zunge in ihr herum, schließt das Denken wie Augen nicht, sieht im Spiegel seine linke Hand, die den festen weißen Hintern massiert und hält in seiner rechten eine Flasche Gleumes Alt. Dann noch diese Worte in Gedankensplittern:
"Dann möchte ich dich noch um etwas bitten. Tu deiner neuen Freundin bitte nicht solche Dinge an, sie hat dich bestimmt sehr lieb und es würde ihr bestimmt sehr wehtun. Mir würde es jedenfalls so gehen, wenn ich an ihrer Stelle wäre! Auch wenn sie ein’ hübscher Zeitvertreib ‘ ist, wie du sagtest, denk bitte auch an ihre Gefühle. Ich weiß, daß du oft von mir verletzt worden bist, doch das ist noch lange kein Grund, andere Menschen zu verletzen, die dir nichts böses angetan haben. Es tut mir leid, daß ich dir wehgetan habe und es ist traurig, daß es so ein Ende gab mit uns."
Austauschbare Worte, die ihre Gefühligkeit überraschend schnell verloren.
That's life, I can't deny it,
I thought of quitting,
But my heart just won't buy it.
If I didn't think it was worth a try,
I'd roll myself up in a big ball and die.
Das einzige Mittelmaß, das er akzeptierte war das Halbdunkel zwischen gesund und krank. Sie meinte wohl, sie könnten wieder zusammenleben. Er würde schreiben wenn er könnte und noch ein bißchen damit warten. Erst mal wieder vom letzten Reinfall erholen. Die Wahrheit ist eben manchmal ganz einfach, doch hängt sie selten an den Lippen Michelle Piccolis. Man singe ihm hymnische Reigen auf seine Gesundung, doch hoffentlich bleibt der Krankheitskeim in ihm. Und er ist ein Rollenspiel und häufig sogar der, den er vorgibt zu sein. Behandschuhte Extremität, die totalitäre Versuchung und der Dunstkreis aus Stearin. Nicht zu transportieren, Tallowimmobilie, Kunst gleich Kapital, Marx als Sammler, Connor als Jäger. Es gibt keine gefährdeteren Menschen als die Begabten- es droht der Absturz in die Mittelmäßigkeit.
"Jawoll, das ist nicht mehr das Land, für das mein Großvater zweimal beinah fiel."
Immerhin war ihm klar, daß die Unschuldigkeit ihrer Liebe verloren war.
"Du wirst sie nicht im Chaos finden...."
"Vorhin hast Du mir vorgeworfen, ich sei Oberflächlich und Selbstgefällig!"
"Selbstgefällig warst du nie!"
"Flimmert der Fluß, flammet die Flut, umfließen wir tauchend
tanzend und singend, im seligen Bade dein Bett! Rheingold!
Rheingold ! Heiaja heia! Heiaja heia!" (Richard Wagner)
Amerikanische Helden sterben jung und schnell. Sie sterben bei Feuerüberfällen, in Kriegen, Downtown, an Drogen, Alkohol oder unerklärlichen Unfällen. Nach ihrem Tod hinterlassen sie ewige Jugendlichkeit und keiner macht sich die Mühe, sie zu exhumieren. Wie sterben deutsche Helden? Dies sind Fragen und Impressionen aus Nordnordspanien , die Connor bewegten, fischend, filternd.
Los Angeles. Um 6.40 h aufgestanden, die Tür der Toilette war ohne Inhalt von innen verschlossen, niemand darin und ich mußte sie gewaltsam öffnen. Wir hatten gestern 48 Dosen Bud, guter Auftakt in sicherem Hotel, das hier anders heißt. Best Western- der Motelwechsel beruhigt meine schwachen Nerven. Drei Karten und vier Briefe an B. geschrieben. Wir werden als gute Devisenbringer nach Beverly Hills fahren und wir sprechen eine Sprache, die neunzig Prozent der Einwohner Los Angeles’ nicht verstehen: "Englisch". Durch Unachtsamkeit hatte die schlimmste Katastrophe angezettelt, die mit seit 5 Jahren widerfuhr- ich rasierte meine Kotletten ab. Davon abgesehen war mein erster Stuhlgang außerhalb Europas sehr gut. Rot als Haupt- nicht Signalfarbe, im Schweinsgalopp durch das kalifornische Lebensgefühl - veränderte Erzählperspektive für 30 Dollar eingeschlossen - das wir noch nichtmal oberflächlich verstehen werden. Los Angeles erinnert mich an ein gigantisches Köln- grüne Welle als mistery virus, die Stadt der Engel in der niemand Englisch spricht. Auf Eindrittelbeschluß der Wunsch ist, fahren wir nach Disneyland (KDF fährt in’s Legoland...) Ich werde mich der Unterhaltungselektronik wollüstig hingeben und die Rebellen bekämpfen. Anhänger des Imperiums als ich jung war, sympathisierte ich mit der törichten Rebellion... bäh, Wiederholungen gefallen nicht. Sitze beim continental breakfast und amüsiere mich über den beginnenden Haarausfall eines Mitreisenden. L.A. - ich hasse die Abkürzung - ist eine Stadt voll von Gebrauchtwagenhändlern, 12 used-cars-Läden auf 4 Meilen. Ich befürchte Verständigungsprobleme - denn ich spreche nur lebenserhaltendes Spanisch wie "una cerveza por favor". Endlose Fahrt bei glühender Hitze in geräumigem Leihwagen, auf dem Rücksitz kann ich leben, schlafen und wohnen bei den mehrstüdigen Fahrten. Ich habe, ohne Nationalmasochist zu sein, selten einen Staat gesehen, der so exzessiv seine eigenen Symbole feiert. Wenn der Staatlich geforderte und forcierte Patriotismus wegfällt, wenn die IDEE auseinanderbricht, dann bricht auch das Haus auseinander! Fragiles L.A.-Gebilde, noch und wieder ruhig- kein Rassenkrieg. Und die Omnipräsenz der pc! PC -darf man als Deutscher sowas schreiben und etwa kritisieren? US-Amerika als alternde Diva. Die Sonne in der Stadt der Engel, die Morgensonne ist ruhig und weich, der Smog mild, ein würziges Bitterfeld auf meinen Lippen. In der Nachmittagssonne sehe ich den Puls und die Energie und das Leben dieser Stadt. Wenn die Sonne untergeht, wird es dunkel. Dem Trivialmann, wird es ungemütlich bis bedrohlich. Dann die Könige und Subjekte auf den Straßen, die Kakalakenwarnaufkleber, "englisch"/spanisch. Wenn Kakalaken ihren Kopf verlieren, sterben sie an Hunger. Sittlicher Freischärler im Dickicht der Metropolen und verlebter White-Thrask-Dreck. Disneyland. Vermutlich kann man nicht mehr dagegen angehen - und wenn nur halbherzig, weil man es befürwortet, denn es ist eine Glaubenssache: Ohne Amerikanisierung haben wir nicht die geringste Chance, Europäer zu werden und miteinander unser Haus des Friedens zu bauen, Franzosen und Deutsche voran. Wie immer schaut niemand rückwärtsgewandt in die Geschichte und niemand kann sich scheinbar an die prosperierende Phase Österreich-Ungarns erinnern...."
Bevor es auf den Weg geht und ich mich in meiner Einliegerwohnung flegele, ab in ein KFC-Restaurant. Der Hunger der Alten Welt wird preiswert befriedigt, auf Cholesterinwerte achten wir so sehr wie ein 106-jähriger. Konrad Adenauer bedient mich, wir nehmen zwei Bier und er vertraut mir mit Schulterblick auf den manager an, "daß für ihn, wenn er als Kölner Oberbürgermeister in die Reichshauptstadt fahre, bei Braunschweig die asiatische Steppe beginne, in Magdeburg ziehe er immer die Vorhänge seines Bahnabteils zu, und wenn er über die Elbe komme, spucke er aus dem Fenster." Gestern unerfreuliche Begegnung gehabt. Ein Farbiger (nicht Neger- aber auch nicht afro-american), zelebrierte das Fleisch unter der dünnen Plastikhaut. Wir unterhielten uns auf rheinisch, jeder für sich sprechend, der Neger, mit seiner Frau, die jeder weiblichen Rap-Gruppe hätte entsprungen sein können, hinter uns gehend. Ich bemerke es als einziger: " ya fuckin’ krauts, ya fuckin’ krauts" In Nervenbündeln, gewittert schwach. Divine mosert, "shut up, let ‘em go". Er, der afro-american Modernisierungsverlierer, zündet uns nicht an, doch springt auf unsere Motorhaube. Wir fahren los und nach 4 Meilen ist nichts mehr von ihm zu sehen. Eine stunt-show, wie wir Pauschalreisende sie wirklich ungern erleben. Wir fahren nach Anaheim, "the happiest place on earth", Disneyland. Die Illusion ist perfekt- ich habe den kurzen Anflug des Gefühls, Nordamerika sei ein Jahrhundert lang weiß gewesen. Religiöse Sektierer und Irre, von Ureinwohnern über den Winter gebracht und mit Genocid entlohnt. Disneyland, eben! Ein Wunder. Nur anglos als Angestellte- selbst für die bodenständigen Aufgaben. Kein Müll und selten Kakalaken auf den Straßen, Raucher fast immer Touristen. So bereitet ihr Eure Kinder nicht auf den Krieg Jeder gegen Jeden vor. Eher mit "don’t shit where you eat" So etwas Intellektuelles -"unbequeme Weisheit", sagt der weinerliche Westdeutsche -hätte ich von Whitman oder Bukowski erwartet. Die Erde ist unsere Urmutter. Ein Grafitto an einer Achterbahn, von der mir gerade wieder schlecht wurde. white trash lebt. 2 Jahre bevor ich Pulp fiction verinnerlichen durfte, creutzzug in Kalifornien- die Soldaten ziehen hinein wie in einen Gottesdienst...Wieder Los Angeles Im Mutterland der Systemgastronomie- 2 Big Mäcs für 99 cent- special offer ich blühe auf und wahre meine Burgerrechte. Fünfter Brief an das Mädchen. 7.10h auf dem Weg nach Hollywood unter dem Zwang "alles" zu sehen und auch zu filtern. Zigaretten leider nicht so preiswert wie Burger. Nordamerikanische Vielfalt, die dem Dokumentator des Profanen eine Aufzählung wert ist: Mc Donalds, Burger King, Jack in the Box, El pollo loco, Carls Jr., Wimpy... to be continiued...Wir hatten gestern Abend 2 24er packs Budweiser und politischen Verkehr. Budweiser läßt mich meine eurozentrische Weltsicht langsam überdenken. Coors und Miller auch. Doch kennen sie den Unterschied zwischen Budweis und Budowice ? Warum sollten sie auch? 7.55h - Manchester Boulevard. Sprächen die Menschen hier nordenglischen Dialekt- ich könnte sie vielleicht verstehen. Sitze auf irgend’ner blöden beschissenen Bank in einem blöden beschissenen Land und habe wiedermal 30 Dollar ausgegeben für irgen’nen blöden Vergnügungspark Universal Studios- das beste daran- im Themenpark: "Bates motel- Mutter am Fenster sehend- "Sie ist eine Hure, Norman", "Nein, Mutter!" Dies stimmt slightly versöhnlich. Durchschnittlich starkes Verlangen nach Sex- vermisse sie und schaue trotzdem jedem Arsch und Titten hinterher. California hat viel davon. Echt!? Und führe mich nicht in Versuchung sondern ins Silikonwunderland, Amen! Doch kein baywatch Plastikgesocks. Was für ein Tag. Erst muß ich ein Photo mit Frankensteins Monster über mich ergehen und von Kindern auslachen lassen (was habe ich der Schweizer Eidgenossenschaft getan) ließ es über mich ergehen- als Sahnehäubchen haben wir noch einen schwulen Reiseführer instead of bikini girls with machine guns.... keine Gerüche oder Empfindungen "she doesn’t like california" Vierte Karte an Blossom. "Planet Hollywood" Sam führt uns durch die wunderbare Welt des Films, Kulissenvogt. Wollte ich es genau sagen, müßte ich ergänzen, daß er nicht nur gay ist - sondern auch ein Schwarzer. Wenn die freie Rede schon ein halsbrecherisches Risiko ist, so nagele ich die Gleichgültigkeit den TTTWächtern ins Gesicht. special FX, die mich doch wieder Kind werden lassen jeder nennt sich beim Vornamen denn das ist professionell. Dienstleistungsgeisteshaltung, wie ich sie aus germanoslawia nicht kenne. Brennende abstürzende Hubschrauber, King Kong wie Jesus auf Plastik, zusammen-fallende Brücken. Empfinde die Gänsehaut, die ich beim Tode Klaus Kinskis spürte. Fahrt durch die Spartacuskulissen Springflut, simulierend. den Pazifik durchquerend. Die rheinisch-pazifische Achse erstorben, doch mir bedeutet sie 6 verschiedene Western in 6 verschiedenen Straßen für 6 verschiedene Welten. Die Tram fährt uns an little Europe vorbei- scheinbar habe nicht nur ich kindliche Vorstellungen vom jeweils ANDEREN (die schweren Herzens revidiert werden müssen). Die perfekte Simulation eines Erdbebens, wie sie die Menschen von Kobe bis Eriwan mit Stolz erfüllen würde, beeindruckt mich TOTAL. (der weiße Hai schnappt nach meiner Hand und doch ist mein Photoapperat nicht mit Brillianten besetzt, obwohl ein Hauch Gesinnungsjapaner).Ein Eistunnel erzeugt Rückblick der schmerzt.. Die Zwillingssonne ein Relikt der früheren Betroffenheit, der jugendlichen Suche. Die Nordamerikaner haben keine Vorstellung von Europa und ich will mir dies auch nicht für sie anmaßen. Siehe oben. Doch zugegebenermaßen auf eine diffuse Weise fasziniert. Erlebnisterror Für einen guten Effekt würden sie also ihre Mutter verkaufen (stretch out and wait, Norman) "you were a great audience. Thank you" Floskeldealer- ecetera pro patria ... und dann verdammte er die häßliche Frau mit dem gelben Hut, die ihm den Blick auf den work-out-Hintern des blonden Giftes verwehrte... Wo bitte geht’s nach Florida?
T
oleranztugendterror - wie sangen es schon dieRamones:" the TTT took my think-tanks away...."
I know I’m refillable.
Brief an Blossom. "Kein Dolchstoß unter dieser Nummer." Ludendorff hob nicht ab. Leide an Sinnüberflutung (talk klingon to me). Lustige japanische Reiseleiter mit bunten Schirmen, zuviel Eis in den soft drinks. Die Eiswürfelmasse, crushed ‘n’ amorph wird verdammt wie die gigantische Gelbheit des Hutes. Die perfekte Illusion. Davon werde ich träumen. Und berichten ? Einkaufsliste zwingt uns, 3 Würfel ( viva Lost Wages ! ), 32 Dosen Bier und 30 Hamburger (Carls Jr.) zu kaufen. Reich über die Lage wird man nicht informiert- warum bin ich nicht in der Lage, in einem Ballungsraum wie Los Angeles eine german newspaper or magazine zu erhaschen. Gezielte Desinformation- Zeitung wie Fernsehen- der Europateil von USA Today ist mehr als dürftig. Oh wo bist du, gelber Gott Absinth? Dreißig Käseballen irritieren die hispanischen Bediensteten. Doch preiswerten kann die Kalorieninformation nicht sein. "18:28:56- your order is 6 - 30 CH / Burger". Was soll die Landschaft beschrieben werden, wenn man im Imbiß viel mehr voneinander erfährt. Stärken uns für den nächsten Tag in Venice Beach. Sollte mich jemand nach meinem Eindruck von ELL-ÄH fragen, was könnte ich unreflektiert antworten ? Ein Schnellrestaurant neben dem anderen in darwinistischer Konkurrenz zum Gebrauchtwagenhändler, der für uns Deutsche Immobilienmäkler bedeutet Nicht jeder dort ist König von Spanien-doch erzählt selbst der frisch aufgenommene, noch feuchte Boden, die Geschichte der hisspanischen Rückeroberung. Latinos c/a Anglos- dieser Staat ist für die Wespen verloren. Die Wespe sticht, die Lesbe nicht. Hören Zarah Leander und Morrissey auf schlecht ausgebauten Straßen, auf denen die Ampeln auf der anderen Seiten sind, Unfälle für den UNGEÜBTEN provozierend und Zeit für Betroffenheit. Die schlimme Haltung, eingeschlichen selbst in mein Hirn, anfällig für weinerliche Verschweizerung und sie müssen mir ausgerechnet den Spiegel vorhalten. Illegale Mexis, verarmter weiß-braun-gelber Mittelstand, Rodeo Drive, dekadente Einkaufstempel mit model-Türstehern (jeder Mensch ein actor) ölige Haare- ich komme mir so häßlich und verwachsen vor. Richtig fun erst dann, wenn die Fassade wegbricht.... School of beauty MOCLA- wir fahren vorbei- warum wird nicht das festgehalten und hündisch bewundert, was sie uns wirklich voraushaben ? Penner mit Bärten und Wollmützen bei über 30 Grad Celsius. Jeder dritte sieht aus wie Nick Nolte in Down and out in Beverly Hills. Zu viele nichtsnutzige Palmen. Noch nie so viele Schrottautos auf den Straßen gesehen, wie in dieser bilingualen Metropole, die sie nur noch bis 2010 sein wird. Deutsch sein in Zeiten des Kulturgerangels bedeutet Zerrissenheit und Verdinglichung. Der GesinnungsTÜV kümmert sich hier zumindest nicht um Kraftfahrzeuge. Venice Beach. Die Intelligentsija kann das Volk nicht leiden. Und doch, tönernder Kopfstand: wir Intellektuellen sind blöder, als wir glauben; das Volk ist klüger, als wir glauben. Venice Beach. Ein Strand wie von den Einstürzenden Neubauten erfunden. Am Strand könnte - die Mär von den europäischen Filmemachern erzählt werden, aufgesogen die KOLPORTAGE / das BILD der Bikinischönheiten. What does besetzungscouch means to you....?! Suche nach der Hauptdarstellerin, die gottseidank schon gefunden wurde. Mindestens ein drittel aller hier vegetierenden vertierten Gefährte, müßte aus dem Verkehr gezogen werden. Fahren oberen Mittelklasseweihwagen- habt Dank für die Klimaanlage, die uns den schwitzenden Berufsverkehr- der Pendler schlägt aus und am Straßenrand die überschminkte Nutte- überstehen läßt. In West-Hollywood: Brief sechs an B.. New York Times lesend, die euromanischen Pixleinformationen werden nicht erhascht. "Nationalist serbs say they will ease siege of Sarajewo". Übersättigt legend, sich in San Diego mal in Nachtleben zu stürzen. Angst davor in Los Angeles- eben nicht alle Engel. Weggehen könnte in L.A. zu gefährlich sein. Es muß mehr gelesen werden. Santa Monica Boulevard "don’t hunt what you can’t kill" Freie durchtrainierte Oberkörper. "I wish they all could be alsatian". Mongolische Getränke- Diätcola, entkoffeiniert und crystal- es gibt schlimmeres, nur was? Astronauten, die ihren eigenen Urin trinken oder Rugbyspieler, die sich an den Ersatzspielern gütlich halten? Zum Meer, zum Meer- der Anteil der Chinesen unter uns gering, die Europasicht des Pazifik-Venedigs, Titten und Ärsche, abgerundet durch originelle, schräge Typen. Touristische Hochglanzklischees werden nicht bedient, leider, sage ich, leider! Alles unglaublich billig. Kalifornische Straßen erinnern mich an die Ostzone, während der Fahrt fast unmöglich, Notizen zu machen. Kommentar eines Mitreisenden: "Jetzt kommen Puppen, da träumt der Führer von." "Latinos sind alle Türken." Unverständnis. Pazifik voller Haie und Kriegsschiffe, rieche die See, sehe die ersten Rollschuhidioten, fit for fun und den zweiten, die dritte, das vierte... Viele Obdachlose hier, kein Glanz. Stumpf, Hanf in Hanf mit selbstgemachten Pappplakaten: "The face of the homeless". Werbeaufdruck auf Mülltonnen- komiges Volk. Kein Platz für eine Hochzeitsreise- Palmenansammlungen lenken ab, so das die Gefahr besteht, über den Haufen gerollt, gefahren, gelaufen, geschossen zu werden. Sie denken das auch und schauen gespannt auf meine Schuhe. Huckleberry friends. Wieder 300 $ abgeholt. Die Sonne kämpft sich durch den Smog, wir nach San Diego. Einseitige Korrespondenz, die keine ist und diesen Titel doch zurecht trägt. Love was dead in Gigapolis (kleiner Kohlenkeller) Camino Las Ramblas, Pacific Coast Highway- das Auge fährt mit. Am Atomkraftwerk vorbei- Warnschild: "Possible Dust Clouds next 11 Miles". San Diego gefällt mir gut- 2 Big Mäc für 1.99 Dollar nach 4 p.m.! Gewohnt jovialer Empfang beim check-inn ("I’m Lee José Sixpack- oh, your from germany, have a good time all in, all in") Latinoon-Koreaner-Chinesen-Drusen. Wir haben das Gesicht verloren- sie wußten, daß wir einen großen Kühlschrank fürs Bier brauchen. Ein chinesischer Arbeitsameisendienstleister bringt ihn vorbei und wir geben verschämt 2 bucks Trinkgeld, die er mit einem Lächeln aus Cobalt nicht annimmt- "all in, all in!". Die Ameise wird uns für die Schmach töten. Mit einem langen Messer. Verfuhren uns und landeten auf einem Marinestützpunkt, wir werden leise belächelt, die fragwürdigen Devisenbringer als bemitleidenswerte Idioten, die mit der Größe von Gottes eigenem Land nicht umgehen können. Soldat trug eine blütenweise Uniform und war es auch. .Je näher wir Mexiko kommen, desto weniger Latinos im Statt-Bild. New Helmstedt. Kampfbedingungen, betrunken. Brief 7 / Karte 4 wird um einen Nenner ergrenzt. Nach Mexiko, endlich das Abenteuer wagen: Wasser trinken ohne das Wissen um öffentliche Toiletten. Verrückter und auch ent- als das Baden von Nuklearwaffen in Andernach. Information erhascht, San Diego ("warum schreibt denn keiner S.D. ?") ist die zweitgrößte Stadt Kaliforniens mit einem malerischen Hafen.. 3 Mutanten pauschalisiert- gestern Abend, wir würfelten und die Bierdosen stapelten sich, es klopft, ein Vertreter der langen Messer steht vor unserer Moteltür, und ewig grinst der Chinese mit Funkgerät. Er stellt sich vor, wir erhöhen uns nicht, als security guard joviale Sprüche absondernd stellt er unseren Fernseher auf irgendein Unterleibs- und Tittenprogramm. Verlegenes Grinsen scheint Völkerverständigung. Eine Gallone Trinkwasser in Tijuana und dann nach Sarajewo, mit Norbert Blüm durch Rheinhausen, the last frontier tanks in the Venlo-area. Noch drei Meilen bis T. Frontera Internacional, umständliche Grenzkontrollen, LAX ein Scheißdreck gegen Pankow gegen San Ysidro. Werden dort ausgeraubt werden und fallen... Gott sei Dank nicht Engelland. Tijuana. Grenzstadt die du bist wie Venlo, geheiligt werde deine Schande, wie auch wir uns schämen in US-amerikanischen Narben. Dein Roermond komme.... Marienborn in der Pampas, keine Fußballweltmeisterschaft hier. Zum Frühstück Tacos im Jack in the Box die schlechstesten, die ich je aß- was wundert Moz erklingt ("Interesting Drug") in Mexico- kein Überfall wurde auf uns verübt, sondern Taxen, Frauen, Drogen, Esel uns "angeboten". Maximilian, den unseren umgelegt, eventuell zurecht, Scheiß Straßennamensgebung, "Straße der Revolution", Japaner hätten in der Wüste camps gebaut. Multi-Kulti wie es mir angst machen sollte und doch kann ich diesem Kong(l)omerat nichts. Ghettoisierung durch Sprachbarrieren, werden ständig verkaufgesprecht auf deutsch, niederländisch, französisch, britischenglisch angesprochen und merken dadurch, wir leben noch. Probieren Tequila in Läden, die am Ende noch von uns existieren. Kauf ohne Geschmack. Buk in L.A. nicht gefunden. Habla Espagñol, United States Border Inspection Station. für Europäer blöckisches Warten, Landsleute bemerken’s hätte mich wohl nicht getraut Chinanski anzusprechen. Wurmmann. Kreaturen meines Alters, die mir die Schuhe putzen wollten. Kann schlecht mit umgehen, mein Magen moralinsauer. Die Stadt kann ihre Armut nicht verbergen, mexicoached, wo Lebensnerv ? Selbst Prenzlauer Berg wühlte meine Wohlstandsfälle nicht so auf. Und doch: "Away with angst, Germans!"
" Ich versuchte zu schreiben, ich existierte kaum, meistens
tippte ich dreckiges Zeug..." (Zwei Trinker, Charles Bukowski)
Kaffeerauschgeplauder, nur ihm kann man treu sein.
"Ich will nicht länger mit dir zusammen sein, Connor."
Es waren Wochen voller Elend, Strapazen, Leid und Tod auf beiden Seiten der Front, wo Menschen wie Tiere zu vegetieren gezwungen waren und trotzdem beispiellose soldatische Leistungen vollbrachten.
Den Glauben nur benutzen, um die Massen zusammen zu halten. Das traume Harren wird abgelöst durch betäubte Wahrwelt, die endgültig milde stimmt. Ob auf Seite sechszehn oder Seite siebenundachtzig - unerheblich - es geht um das Einfangen eines Lebensgefühls! (" Er ist rothaarig von Natur aus, rothaarig....") Schreiben bei Kerzenlicht, Liste unvervollständigt. Es ist vergleichbar mit dem alleinigen Feiern einer Abschlußkneipe... vermutlich. Ich komme mir lieblich vor wie Goethe. Doch ich kam immer später als er. Ich bin das akademische Korps, das ich eigentlich nicht sein will! Nicht verdient habe. Warum nicht . Bismarck-Reich und Rheinbund-Staat, ich kenn’ die Folge dieser Addition nicht. Warum auch, ich bin als Deutscher ungestüm, einfältig, streit- und trunksüchtig. Also ab in ein Ausflugslokal im Binger Loch. Kunst ist Tod ist Kunst. Von Campingplätzen kommend, tummeln sich die deutschen Fahrradfamiliengemeinschaften, die das Ufer zur Lebensbedrohung machen. Kevin-André, mit neongelbem Plastikhelm geschmückt, als Vorausposten schlingernd, Kindermilzschnitte, Vati und Mutti, das Cellulitisgesäß in helmfarbene Stretchhosen gezwängt, bilden das Verfolgerfeld. Wenigstens spielt niemand flippigen Acid-Jazz wie in der Mainmetropole. Connor erhascht Sprachfetzen von zwei Joggern, ihrer gefährlichen Tätigkeit im Palmengarten scheinbar entronnenen Literaturliebhabern: "Nein, das tut kein Autor"
"Jaja"
"Wenn einer ‘ne neue Form findet"
"Ja?"
"Dann nutzt er sie auch"
"Jaja!"
Was eine Nation als ihre elementarste Schicksalsfrage betrachtet, ist von Volk zu Volk verschieden und Zeitenwechseln unterworfen. Für die Deutschen war es am Anfang des Mythos 20. Jahrhundert, der Platz an der Sonne, von dem die Existenz abhing, in der Mitte der Lebensraum im Osten. Am Ende, so scheint es, ist die Frage von Wagnerischer Schwere, die nach der Höhe der Abgeordnetenbezüge. Es ist ein buntes, gemütlich zusammen wohnendes Völkchen von Prostituierten, Drogenabhängigen, Juristen, Jugendbanden, Fußballhooligans, Ärzten, Sonnenbebrillten Geisteskranken, Hausfrauen, Amokläufern und sonstigen Verbrechern. Connor belauscht ein Gespräch in der U-Bahn. Sie hatte ihre Menstruation, der Kahlköpfige wollte ein alternatives Kompliment machen und sagte, freudestrahlend in Erwartung eines Lobes: "Boar, schade das du momentan außer Betrieb bist!"
"Widerlich!! Wie ein gemeiner Bauarbeiter!"
Was konnte die Wiking-Jugend bloß gegen Bauarbeiter haben?
Die schlimmsten bleiben die Intellektuellen - sie kannten das Volk nicht. Völliges Fehlen einer Demutisierung, von wenigen bei Bier ertrunken und erfordert. Eben doch: wohnen, dämmern, lügen. England ist die perfekte Drogensucht für einen Konservativen.
Er stand auf dem Klo und pinkelte. "Wer war noch der Neffe von Spartacus? Negercus, hahaha"
Im stehen, Deckel hochgeklappt. Es war dunkel draußen, spritzte wenig und im hochgeklappten Mansardenfenster sah er spiegelverkehrt eine Auseinandersetzung. Dies faszinierte ihn über Wasserlassen und Nachtmahl hinaus. Gegenstände in einer 1 - 2 Stockwerke tiefer gelegenen Wohnung flogen, minutenverzehrend. Dann wirkt eine Person die andere, Geschlechterbestimmung unmöglich, das Opfer hatte lange Haare und kann ein Mann gewesen sein. Manchmal bleibt auch einer liegen - dies war auch diesmal so. Vielleicht war er Zeuge eines Totschlag geworden, wer wird das schon herauswinden; Opfer rechts oder links, die Erinnerung verfliegt, dann geht Ignorantenmann weg. Ohne Händewaschen. B. huschte in die Küche, am Klo vorbei, wo Connor stand und das tat, was sie nur im sitzen machte, dafür aber bei geschlossener Tür. Er trank Heineken aus der Flasche, mehr negatives gab es nicht zu berichten, als er die Polizei rief.
"Du hast mich erschrocken, Du dunkler Schatten!"
Er wünschte dem Molekülmann einen Zehenzettel, dann ging er in die Uni, die keine war. Aus dem Radio hieß es, "Sie verkauft Zufluchtsorte..."
Er führte den Freudentanz einer liebeskranken Kakalake auf.
"...it’s cruesome that someone
so handsome should care..."
"Bleib Du Du. FAntifa."
Humboldt wird in Emm tagtäglich vergewaltigt- die freie Lehre mit einer roten Billiardkugel im Maul.
"Andrea Horn das Ding in den Mund stecken, das wäre doch deutsch-deutsche Verständigung", dachte er sich. Und als Flugblatt ein sicherer Selbstmord. Die einzige im Fachbereich, die sich feminin bewegen konnte, hatte das absolute Gurkengesicht. Auch die fröhliche Wissenschaft konnte sie nicht retten. Gurkennase ging wie eine Frau und schleimte wie ein Mann. Von der Warte des kranken Fuchs aus gesehen sind es Bekenntnisse eines Außenseiters. M. ist eine schöne Stadt. Göttingen auch. Sogar Bremen könnte es sein. Wie können so schöne Städte einen solchen Scheißdreck ausbrüten ? Man kann dort ungefährliche Dinge studieren und müßte sich dann nicht selbst bemitleiden und nahezu unberührbar werden wegen des Toleranztugendterrors political correctness. Definition eines Kommilitonen :"pc ist, wenn man, ähem, pc ist, wenn mensch etwas dummes sagt und dann alle auf ihn einschlagen (bildlich gemeint ?), aber mit fairen Mitteln, also ohne Schreib- oder Publikationsverbot." Ich studiere Politik und habe Verlangen nach einem Automatenkaffee. Unfair gehandelt. Darauf hin der erste große Fehler, korrekt beschrieben: Mann/Schwuler fragt seineN FreundIn: "Soll ich dir einen Kaffee mitbringen ?" Die beiden lila gekleideten kurzhaarigen Frau/Lesbe/Mädchen, wittern sofort chauvinistischen Sprachfaschismus. Ich rückgratloses Schwein in den Grenzen von 1989 ! Wie konnte ich den Versuch wagen, zuvorkommend zu sein. Solche Dreckskerle gehören auch zu dem Ungeziefer, die Damen (nicht Frau/Lesbe/Mädchen) aus dem Mantel helfen würden ! Benimmskinheads, geistige Brandstifter wider die Emanzipation. Es ist noch nicht vorbei und er schlecht. Erinnere ein Flugblatt, daß vor geraumer Zeit auslag und in dem die Frage gestellt wurde: "Warum wird Marburger Politik zumeist von weißen heterosexuellen Männern mit bundesdeutschem Paß gemacht ?". Ich übe Normalo-Terror aus. Der Kaffee verfehlt seine Wirkung nicht, also suche ich die Toilette auf. Um das Repressionsfaß zum überlaufen zu bringen, wird dort tatsächlich im stehen (!) gepinkelt. Diskriminierungsausscheidung. Einem rechtsradikalen Schmierspruch ("Braun zu braun gesellt sich gern") entgegnet mensch antifaschistisch mit "Du HitlerIn !" Ich muß grinsen. Warum ergehe ich mich in diesem charakterlosen, unreflektierten Terror und schade meiner bewußten Umwelt? Es ist an der Zeit, daß ich mich beim GÜV mal so richtig andenken und durchreflektieren und andenken lasse. Beim entspannten Lesen im Buch eines Marburger Politologieprofessors (Titel: Den vorläufigen Endsieg des Kapitalismus begreifen), denke ich sehnsuchtsvoll an meine Zeit an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zurück. Eine Zeit, in der ich noch nicht begriff, daß Toleranz, freie Rede und intellektuelle Redlichkeit die Worthülsen sind, die die bürgerlich-patriarchale HERRschaft stützen. Und die schlimmste Leiche im Keller kennt man weder im Antifa-Ratschlag, noch im Frauen/Lesben-Referat: ich bin Verbindungsstudent.
Schade nur, daß man den Zieher beim Walroßmann nicht mehr sehen konnte.
"Danke, Connor, daß du dich noch erinnerst."
Wladiwostok näherte sich im Sauseschritt. Er hatte sich nicht in eine Zeugin Jehovas verliebt und durchlebte trotzdem eine Ohne-Worte-Trennung. Eine junge Eurasierin sitzt in einem leichten Sommerkleid auf einem Sofa. Niemand will sie beschlafen. Sie liest in einem Buch Die wahre Geschichte vom blaßblauen Bocksgesang.
Aus dem Hintergrund müßte Rahn rufen, Rahn ruft:
Etwas selbstverständliches ist verschwunden, hat sich aufgelöst und hinterläßt zur Erinnerung ein Wort.
Es gibt das Wort Deutschland. Deutschland, das Land der Deutschen, ein Wort ohne Anwendbarkeit... Einmal schrieb ich einen Satz, mit dem ich mir meine Schwierigkeiten zu erklären versuchte. Ich schrieb ihn mitten auf ein leeres Blatt, als Vertretung aller anderen Sätze, die dort hätten stehen sollen und nur durch ihn zunichte wurden: ‘Deutschland gibt es nicht mehr.’ Das war es. Mehr gab es nicht darüber zu sagen. Trotzdem blieb ich unruhig. Ich mußte diesen Satz verstärken, ihm eine Erläuterung geben . Ich schrieb: ‘Es gibt die Bundesrepublik und die DDR, es gibt die ehemaligen deutschen Ostprovinzen, die jetzt zu Polen oder der Sowjetunion gehören, aber es gibt nicht mehr Deutschland. Und es wird es nie mehr geben.’ Das klang, als wollte ich mir etwas einhämmern, das ich nicht fassen konnte, nicht begreifen wollte, obwohl es ein einfacher Tatbestand ist , den zu fassen und festzuhalten ein einfacher Satz genügt- : Deutschland gibt es nicht mehr."
Aus dem CD-Player kam We hate it when our friends become successful / And if they ‘re Northern, that makes it even worse / And if we can destroy them / You bet your life we will...
"Möchten sie ein Stück kalte Pizza?"
"Gerne."
"Sammeln von Brosamen, die vom Tische alkoholisierter Unterhaltungen fallen"
Deutschland, Deine Studenten, Deutschland, deine Berber. Ein neuer Penner ist in der Stadt. Einbeinig, einen dunklen Mantel wie der Karusselbremser tragend, keine Schuhe - nur einen durchgewetzten Strumpf. Er pöpelt Türken an, flaniert auf der Hauptstraße (auf Höhe des einzig amerikanischen Kaufhauses) und pfeift mit fünfzehn bis siebzehnjährigen Gangstas, deutscher und amorph süd-osteuropäischer Ethnizität, auf den Fingern um die Wette. Dann droht er mit seinen Krücken herum und deutet schnapsvoll Karatetritte und -schläge an. Der Neue in Emm! Denn was im Laboratorium Berlin nicht gelingt, das wird auch in ganz Deutschland nicht gelingen.
"Sie trug ein Kleid aus bordeauxrotem Samt und sprach eine slawische Sprache. Sie sagte: ‘Zející rány vzpomínek.’ Keine Ahnung, was es heißt, denn ihr deutsch war so schlecht nicht, mit bayrisch-tschechischen Zungenschlag"
"Europa hat eine Mission zu erfüllen. Die Tekkno-Generation gebärt schwäbische Lederkerle, auf Motorrädern, neongelbe Wehrmachtshelme tragend, der Islam erobert Europa und der heilige Stuhl schaut in Rufmordnähe zu. Heilige Scheiße ! Falsch parkend auf der Datenautobahn, mit Staubsauger auf dem Rücken fixiert. Oder schreiben wir lieber Vorbereitung eines Angriffskrieges - es geht um kleine überschaubare Gemeinschaften und nicht global village- das pazifische Zeitalter, alle rufen ‘the french stink’. Kann nur die australisch-bodenständige Sicht der Dinge sein, doch wir fürchten den Gürtel; derweil: Achtung Baby ! Spanien ! Französische Republik ! und die militärische Konfrontation zurecht."
"Ihr Mangel an Glauben ist bekla-
genswert!" (Lord Darth Vader)
"Haben sie eigentlich noch ein Verhältnis zu Ernst Nolte?"
"Seit seinem Weggang nicht mehr. Er hat meine Bücher verrissen und ich seine rezensiert. Ich habe ihn schon vor 20 Jahren durchschaut. Viele hielten seinen Auschwitz-Ansatz für einen Ausfall - ich konnte dies in der Fortsetzung seines Ansatzes schon immer sehen."
Zwei 16-jährige unterhalten sich danach im Linienbus. "Ey, kennst Du den Bela Althans. De’ is’ voll megafascho drauf.". Der Rest war Zweig’n’ Kotelettenmann kontra Kommunistenmann. Kurhessen mit österreichischem Habitus. Der Österreicher, ein Gemenge aus Ur-Bajuwaren, Ur-Slawen, Alpen-Etruskern, Kelten, Tataren, Magyaren, Rumänen, Slowenen, Tschechen, Slowaken, Kroaten, Bosniaken, Dalmatinern, Italienern; und natürlich Juden, denen die Österreicher kulturell viel verdanken und mit denen sie so kriminell umsprangen. Adolf Hitler war ein österreichischer Brei- mit allerlei Zutaten aus oben genannten Völkern, daß sein Großvater ein jüdischer Fleischhauer aus Graz war, ist nicht bewiesen und auch nicht widerlegt, wie Gott. Doch Fritze wußte, daß auch er den Teufel nicht wider- oder verlegt hatte. In Philadelphia erschießt eine 14-jährige einen 19 Jahre alten Studenten. Motiv: Lust am Töten. In Los Angeles erschlägt der 14-jährige Tony Hicks einen Pizza-Auslieferer. Motiv: Appetit auf Pizza. In Dallas erschießt der 18-jährige Toronto Patterson die 25-jährige Kimberly Brewer und deren Töchter Jennifer, 6, und Olli, 3. Motiv: Die vergoldeten Autofelgen an ihrem Wagen. Raubtierkinder vs. Hausfrauen intim.
Deshalb aß Connor nur, was eine Seele hat und wenig Kalorien. Buttercremepizza. Schönheit ist unnahbar. Aber sie will bewundert werden, auch mit Halbblicken. Interregnum zwischen Scham und Schaustellung; auf dem Parkett dann, im Schutz der Öffentlichkeit, ist die Preisgabe gestattet. Und Connor ahnte sein Anachronistentum, ohne blaugefärbten Spitzbart, wahlweise geflochten. Auf englischsprachige Zeitungen scheißende Frauen, zungen- und schamlippengepierct, im internet oder worldwideweb, hier sind die Mittneunziger. Sie bringen sich anpinkelnde Hexen von der Ostküste und deutsche Kinderpornos auf den Rechner und es wird schulterzuckend hingenommen. Wein ist, was man trinkt, wenn das Bier alle ist. Urin nicht!
"Tell all of my friends
(I don't have too many
Just some rain-coated lovers' puny brothers)
Dallow, Spicer, Pinkie, Cubitt
Rush to danger
Wind up nowhere
Patric Doonan - raised to wait
I'm tired again, I've tried again, and
Now my heart is full
Now my heart is full
And I just can't explain
So I won't even try to"
Auch das würde ihn im Moment nicht retten. Er setzte sich in den Garten und hörte New Romantics, True.
"Den Holocaust macht uns so schnell keiner nach." (Hendryk M. Broder)
Connor las zur Zerstreuung und Menschwerdung durch Ablenkung; er machte sich ein Gratisstadtzeitungsvierfarbhochglanzexzerpt:
"Wer schickt der Bundesregierung Kohl mal ein Simcity, damit die mal begreifen, wie das mit dem Regieren und der Wirtschaft funktioniert. AXS" "Doktor, (38, 180 cm, 75 kg) langjährige Praxiserfahrung, peitscht Frauengesäß fachmännisch. Chiffre: 43/95-5938" "...es nervt, wenn man so viel Scheiße schreiben muß" "Schüler, 17 Jahre, verkauft getragene Unterhosen mit Schuß o.ä...." "Männer hört die Signale, auf zum anderen Geschlecht! Ich blas die Fanfare, mir ist ein jeder recht! Chiffre: 43/95-5865" "Suchen künstlerischen Häkler für Mochichischlafsäcke für Grog-Parties! Spätere Aufnahme in den Plüschclub möglich! Chiffre:44/95-6454" "NS muß nicht immer Nationalsozialismus bedeuten" "Ich möchte einen matriarchalen FrauenLesben-Circle gründen. Welche hat Lust ihre eigene Kraft und Idee mit einzubringen? Im Zeichen der Göttin! Chiffre:44/95-6764" "Erste Menstruationshütte Würzburg...während ihrer Blutung zurückzuziehen, mit uns und anderen Frauen und/oder gar nicht reden, Tee trinken, nichts tun, einfach da sein... sich vielleicht mit Gleichgesinnten verbünden...und öffentlich werden..." "Attraktive Studentin, 29, 175cm groß u. schlank, langes blondes Haar, verschickt ihre traumhaft duftende Wäsche und vieles mehr. Bei Sympathie ist späteres Kennenlernen erwünscht. Liste gegen Rückporto 3,- DM anfordern. Also bis bald, ich freue mich schon. Chiffre: 47/95-8286" "Die Wollsocke- Liebestöter oder Aphrodisiakum? Unsittliche Fotoserie zu einem umstrittenen Thema, anzufordern unter Chiffre:47/95-8021" "Unsere gefräßige Bratpfanne sucht Inhalt zum Heißmachen, am liebsten dicke Wurschtl mit Majo! Chiffre: 47/95-7946" "Dominantes Ehepaar, Anfang 40, sucht devote Sie oder Paar für lustvolle, schmerzhafte, devote Spiele. Chiffre: 48/95-8679" "Na Mädels! Seid ihr noch fit im Schritt? Dann kommen wir auch mit! B.m.B....Chiffre: 48/95-8801" "Hast Du (w.) Lust, gelegentlich von einem einfühlsamen 34j. Mann den versohlen zu bekommen? Dann schreibe mir. Chiffre: 01/96-0479" "Ist ihr Sohn häufig blaß, schlapp und müde? Vergessen sie Sanostol! Verpassen sie ihm lieber endlich einen Freund (22). Bestellung unter Chiffre: 01/96-0516" "Bse-freier Bulle sucht Rindvieh, das ihn mit seinen Eutern wahnsinnig macht. B.m.B....Chiffre: 14/96-7659" "Brüste Schwänze, geile Säcke, bis ich Dich wieder wecke. Ob Mann, ob Frau s’ist scheißegal, bei mir wird jeder Akt zur Qual.B.m.B. Chiffre 14/96-7441" "Zwei Satansbraten (26J.) suchen zwei Engels-Zungen zum Austausch von Körperflüssigkeiten. 4 for fun! Chiffre 14/96-7640" "Frau mit geilen Füßen sucht schlanken Fetischisten mit notwendigem Werkzeug. B.m.B. Chiffre: 14/96-7440" "2 männl. Schlampen (26/175 u. 30/178) suchen die geilsten Drecksäue in GI/WZ/MR u. Umgebung. Keine sexuellen Interessen. Okay, gelogen. Bitte mit Bild. Chiffre: 14/96-7564" "Geile Hummel (M.,26, 180, 80) mit langem Stachel zum Mehrfachstechen, sucht süße Blume für hemmungslose Bestäubungen an jedem Ort. Chiffre: 14/96-7427" "Knackiger Tankwart (27), groß, breit, muskulös, mit potentem Einfüllstutzen, sucht hübsches Mädchen zum Volltanken. Chiffre: 14/96-7426" Connor war zwar nicht in einer Großstadt, doch waren die Zeugnisse der Libidinösisität von Zugereisten und Eingeborenen aus den dörflichen Inzestgebieten ein um’s andere Mal bizarrer oder eindeutiger. Selbst die Veranstaltungshinweise wurden immer schlechter und so gab er das Lesen der Gratisvierfarbstadtzeitung einfach auf. Der Altpapiermann schützt das Recht. (Graf Zahl fand es im legitimen Vorläufer der visuellen Sozialdemokratie, Lindenstraße, zu platt, das Dugal behauptete, 68 wäre 89 auf den Kopf gestellt.)
Was bleibt dem armen Mann angesichts des selbst für ihn kaum durchschaubaren Beziehungsgeflechts übrig, als die Frage mit der bekannten Floskel abzuwehren: "Laß gut sein, Schatz, das ist zu kompliziert, das verstehst du nicht."
Zuflucht in musikalische Durchhalteparolen....
"I will be
In the bar
With my head
On the bar
I am now
A central part
Of your mind's landscape
Whether you care
Or do not
Yeah, I've made up your mind"
Kneipe. Marmor, innen. Er voll wie ‘ne Eieruhr, sie libidiös, vorstellbar anders’rum. Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Bachmann auch zu dir... "Guten Abend."
"Guten Abend."
"Wie weit ist es zu dir?" "Weit ist es, weit."
"Und weit ist es zu mir."
Es kam nicht zum Geschlechtsverkehr oder geronnenem Blut.
Die Welt war aus den Fugen; fliegendes Oxymeron über flämisch Belgien, ein jodanischer Kunstflieger, dies wäre verleichbar mit einem Taxiunternehmen, deren Fahrer sich alle aus dem Ebsdorfergrund rekrutieren. Zu kleiner Genpool und jeder Strahlenflugzeugführer ist mit dem König verwandt. Da muß nicht zwingend was gutes rauskommen. Am Boden als Zuschauer, Arschlöcher, die sich gegeseitig Aspirin mit beigemischtem Marzipan als Synthetiksuperwohlfühlhatzidroge verkaufen.
Sind die kleinen Meerestiere erst mal an Bord des Kutters, geht alles sehr schnell - und vor allem maschinell: Der Fang kommt zunächst in eine Sortier- und Siebmaschine, wird dann gespült und gereinigt, anschließend in einem Kessel mit Meerwasser gekocht, wodurch die Krabben ihre rötliche Färbung erhalten. Dann wird der Fang gekühlt in Kisten verpackt. Im Hafen wartet ein Lkw, der die frische Ware in die Verarbeitungsbetriebe bringt.
Dort werden die Meerestiere entschält - maschinell oder per Hand. Einige Betriebe ziehen es vor, ihre Ware Hunderte von Kilometern nach Polen zu kutschieren. Wegen der dortigen Billiglöhne rentiert es sich für die Betriebe, die Krabben mit der Hand schälen zu lassen, anstatt mehrere Dutzend der über 100 000 Mark teuren Schälmaschinen zu unterhalten. Da der Kühlkreislauf hierbei nicht unterbrochen wird, bleibt das Fleisch dennoch frisch.
Das Krabbenpulen erfordert besonders für den Laien ein Höchstmaß an Geschick. Dabei muß der Kopf des Tieres zwischen Daumen und Zeigefinger einer Hand genommen werden. Mit der anderen Hand greift der geübte Puler dann das hintere Ende und dreht das zerbrechliche Geschöpf so lange, bis das Gehäuse in der Mitte durchknackt. Jetzt kann die Schalenhälfte abgelöst
werden.
In HTML verbreitete er seine kleinen Weisheiten....
"Du steckst dein Ding in meinen Mund und hast
dann moralische Bedenken?!" (Demi Moore)
Connor wachte in einem Fremdbett auf.
"Gott würfelt nicht, Blossom!"
"Wenn er’s tät’, wärst du kein Schock-Aus!"
"Kopfschmerzen, ein Pochen rechtfertigt den blöden Beginn. Friedrich der Große...nach der Schlacht im Teutoburger Wald. Ich bleibe die ganze Nacht wach, was bedeutet k.D. für dich? Dieser Herbst ist bereit für Fehler, Makel wie: Vorausblicke, gefühliges Im-Nebel-die-Entwicklung-Sehen, wie wird es weitergehen? Genauso gefühl- und stilvoll wie bisher? "Blinky Palermo watet durch den Nebel...ich will dabei meine Ruhe haben."
"Laß ihn auch in Ruhe, er ist nur eine langweilige Hete, er interessiert sich nur für Quarktaschen."
"Keine Briefe mehr, keine Kämpfe mehr, nichts, nichts, nichts... nur Loslösung. Ein seltsamer Wind, es gibt keinen Anlaß, doch spüre ich ungute- aber selbstzerstörerische Entwicklungsepochen. Möglicherweise nur eine Frühabendsdepression und ein unerträglich franko-romanisches Essen. Rosé, mit Paprikapaste gefüllte Oliven und Croissants. Wie verrät man 2000 Jahre abendländischer Kultur...nicht?!"
"Es geht also um die Anordnung des Universums und die Ästethik ihrer Brustwarzen. Aber es muß doch mehr geben..."
"Gebunden, immerhin frei. Dieses Spiel habe ich gewonnen."
"Nenn’ es nicht immer Spiel"
"Ich gewann mehr als sie"
"Du hast was mit deiner Friseuse"
"Der Begriff der Schuld ist ein mannigfaltiges Gebilde"
"Sexuelle Anziehung auch."
Sie kannte sich schon sehr lange und stiegen ab und an miteinander ins Bett Es gab scheinbar kein Entfliehen mehr, und Connor rülpste so animalisch, wie einige Sachsen Big Mäcs aßen. Er kalauerte:
"So - dies war das Lied vom altersschwachen Muezzin. Schalten sie auch nächste Woche wieder ein, wenn es heißt: ‘Verwahrloste Kinder im Kofferraum’. Guten Abend."
Wer nicht demütig ist, ist dumm. Doch Dummheit gibt einem das Gefühl von Unendlichkeit. Dies würde er in einer Redeschau sagen und hernach das Wort ergreifen und Gefahr laufen, das er weggedrückt würde:
"Halligen sind Marschinseln vor der Westküste Schlewig-Holsteins. Sie entstanden nach Sturmfluten im Mittelalter durch Schlickablagerungen. Es wohnen wenige Menschen auf Halligen, jeder kennt jeden, man hat Traditionen herausgebildet, die bei den meisten Festländern zumindest Unverständnis, wenn nicht sogar Feindseligkeit auslösen. Zwar sind die manchmal überalterten Halligbewohner Neuerungen gegenüber nicht verschlossen, doch werden diese kritisch geprüft und beäugt. Das Meer und die Naturgewalten erfordern Zusammenhalt, Solidarität, gegenseitige Hilfe. In jeder Situation. Und wenn die Sturmflut kommt, alles bis auf die Warften überschwemmt ist und man als einzige trockene Rückzugszone nur noch die höher gelegenen Häuser hat, wird nicht resigniert- nein, dies ist der Anlaß zu den oft lustigsten Festen. Die prüfenden Bewohner haben nie den Kontakt zur Außenwelt verloren- dies obwohl es wenige sind, die sich entschließen auf eine Hallig zu ziehen. Die Neusiedler werden genau beobachtet. Die , die sich zum bleiben entschließen, haben eine, eben dieser oberflächlichen Festlandaußenwelt schwer vermittelbare, Gemeinschaft gefunden, in der sich alles durchstehen läßt. Man lebt von Fischfang und Viehwirtschaft, die schleswig-holsteinische Landesregierung will Alt wie Jung ständig zur Aufgabe der Halligen und Umsiedlung bewegen und ist jedesmal überrascht, wie sich die Fischer und Bauern vehement dagegen wehren. Und dann gibt es ja auch die Lichtblicke. Man entdeckt neue Erwerbsquellen, wie zum Beispiel den Tourismus. Und alle Welt ist überrascht, daß die Bewohner es wieder geschafft haben, ihr diesseits zu verteidigen zu erhalten- nein mehr, zu neuem Wuchs und Reichtum zu verhelfen. Dort werden "Kinder" noch "Kinder" genannt und nicht "kleine Menschen", die Eltern werden nicht mit dem Vornamen angeredet und niemand spricht von "HalligbewohnerInnen". Und doch sind sie modern und verfolgen genau, was um sie herum passiert. Leider fordert die feindliche See ab und zu ein Leben- das Meer verschlingt ihn einfach. Doch dies bestärkt die Bewohner nur, ihre Hallig niemals aufzugeben, sondern dort zu bleiben und noch härter zu schaffen. Die Geburt eines Kindes auf einer Hallig ist immer ein großes, ja fast epochales Erlebnis. So selten dies auch geschieht, so gebührend wird es gefeiert....Wir sehen, dieser besondere Schlag Mensch, konservativ, wie progessiv, hängt nicht dem nach, was gestern war, sondern lebt im Einklang mit dem, was immer ist. Spekulationen sind das trojanische Pferd, vergiftet durch Erwartungshaltung. Zu bedenken ist aber: Wer nicht demütig ist, ist dumm. Zusammengefaßt: Dummheit gibt einem das Gefühl von Unendlichkeit."
Blossom und Connor im Mai, am Bahnhof, ihr Ziel ist die alte Hauptstadt, sie beabsichtigen die scene zu besuchen, die Krabbenpulerinnen von Krakau. Ein Zug fährt ein, wahrnehmbar das Geräusch, wenn Glas auf Glas reibt; wie Schaumstoff auf Glatteis, nur durchdringender. Ungeduldig, wenig fröstelnd, stehen sie am zugigen Bahnsteig.
"Wann kommt denn der blöde Zug?"
"Er wird in vier Minuten einlaufen."
"Nein, nicht einlaufen, nachher finden wir keinen Platz mehr. Er soll ‘reinkommen."
"Naturalismus inne’ Buxe!"
Die Krabben werden in der Nordsee von nicht ausgeflaggten deutschen Trawlern gefischt, der Fang an Bord tiefgefroren / schockgefroren, mit dem Kühl-LKW nach Krakau geschafft und dort königlich befreit, polnische Hausfrauen und Akademikerinnen pulen dort von Hand, in Hygieneschutzkleidung, die jeder bundesrepublikanischen Intensivstation zur Ehre gereichen würde. Danach gehts wieder Kommando zurück auf den deutschen Feinschmeckermassenmarkt. Kein Deutscher - immer noch nicht - will mehr von Hand Krabben (Katrin, it was really nothing) ihrer Rüstung entledigen, so geht dieser Job in den Osten, da auch in Gefängnissen eher Papiertüten geklebt als Krabben verzehrfertig gemacht werden. Die Polen arbeiten sehr sorgfältig und doch spielt vieles mit hinein, dennoch scheint es sich zu lohnen, Lastkraftwagen auf europäische Reise zu schicken um das zu tun, was sich industriell, wie auch der Verbraucher merkt, nur zähneknirschend erledigen läßt: Krabben pulen. Dies machen Menschen besser als Maschinen, obwohl sie nur für einen Bruchteil im Cisoderland arbeiten. Und das wissen sie auch und darum verehren sie westliche Autos. (...)
Das Resumee: Eine Krabbe hackt der anderen kein Auge aus und ich fahre auf dem Fluß des Blutes. Leben in der Angstzone. Er kroch nicht wie Yngling aus dem Ei, sondern aus der gelben Liebhabmaschine. Er fingerte ein Fisherman’s aus der Tüte, legt es sorgfältig in die geöffnete Handfläche seines Gegenüber und sagte: "Der Atem Christi."
Es ist preiswerter, in polnischen Hotels eine Fernkopie nach Chattania loszuwerden, als innerorts mit den - nun rosa-graufarbenen Dienstleistern. Auch jenes würde sich ändern. Homo faber trifft Homo ludens. Es war kein Traum um vier Uhr morgens, den er Dugal faxte. Es war noch nicht einmal eine Bestandsaufnahme, es war eine Wortanhäufung, "(...) diese unglaublich attraktive Frau, braune Haut, viel davon, schlank, lange Beine, werbefernsehenschön und doch real und voll Esprit. Sie trug ein schwarzes Mini-Kleid, und wo ich war, wußte ich nicht, es war bedeutungslos. Ich beuge mich zu ihr und frage sie, sie liegt auf einem Bett, wie sie dort hinkomme und ob ich sie küssen dürfe. Keine Antwort ist auch ‘ne Antwort und sie tut das nicht. Ich lege mich neben sie und küsse ihren Rücken. Feuchter als mir recht sein sollte, sie scheint einverstanden zu sein. Sexuelles Verlangen, packender als Ladendiebstahl! Ich beginne damit, ihr Kleid herunter zu pellen, erst die Träger über die Arme, dann einfach ziehen. Sie bittet mich aufzuhören. Ich möchte uneinsichtig fragen "warum?", und erhalte prompst die Antwort, als ich ihren Rücken und Po betrachte. Sie sind voller Brandblasen und nässender Ekzeme. Gesagt wird: "Ich würde gerne mit dir schlafen, doch ekele ich mich vor mir selbst!" "Es macht mir nichts aus", erwidere ich und benetze lippig mit geschlossenen Augen ein Ekzem, derweil ich ihre Kniekehlen streichele..."
Ich schrieb dann den Brief an eine Person, die aussieht wie eine kaputte Darstellerin in einem französischen Problemfilm..., eine erotische Existenzialistin. "Je mehr gute Ficks ich habe, desto gnädiger betrachte ich die Welt. Es geht, trotz allem, nur um den gefolterten Poeten und die Fragwürdigkeit von Beziehungen, nicht zum ersten Male. Und Hitze. Schreiben bei Kerzenlicht mit dem Kompletten Assoziationsappendix., eine nette morbide Wohlfühlluft bei diffusem Licht. Und eine Belgierin, wie sie einem echt gefallen könnte...lebensunfähig. Oder nur ausgelebter, negativer Narzißmus, wegen ihres Großvaters Degrelle eine linke Apologetin Adolfs? Es ist kurz vor Zwei, alles erdrückende Hitze herrscht. Belfort. Zu warm zum schlafen, zu warm zum denken und vermutlich auch zu warm zum sterben! Lethargie bei nahöstlichen Graden- unerträglich steht die Hitze. 1932 - es gab schlechtere Jahre. Das schlimmste am Wachzustand: alles was ich schreibe- tausendmal geschrieben, gedacht, gelebt. Was würde ich alles tun, wenn es Selbstbestätigung brächte? Es ist zum heulen!" Waldbrände bedrohen die Vororte von Ulan-Bator. Seelenvergiftende Selbstironie wird laut gestellt.....
"You don't know a thing about their lives
Books don't save them, books aren't Stanley knives
And if a fight broke out here tonight
You'd be the first away, because you're that type
And the Year 2000 won't change anyone here
As each fabled promise flies so fast
You'll swear it was never there
Oh, have you ever escaped from a shipwrecked life ?"
Rückblende (Die Zeit auf Europas Boulevards)...
Langsam ging er durch die Reihen. Er denkt an die Sache an New York, die ihn nach Manchester gebracht hatte, ein vier Jahre währendes, nordenglisches Exil. Berry schlendert durch die Straßen Manchesters. Ein Straßenmusiker spielt Saxophon. Berry sprüht ein Graffito an eine heruntergekommene Hauswand und beschreibt dann sein Verhältnis zu anderen Menschen. Er vergleicht andere Menschen mit Zimmern, die zu Beginn interessant seien und doch schnell alltäglich und bekannt werden. Es werden verschiedenen Zimmer gezeigt, eine Küche, ein Billiardzimmer, ein bürgerliches Wohnzimmer und eine Gefängniszelle, es sind Episoden. Berrys Beziehung zu seiner Freundin wird eingeführt. Man ist gemeinsam einsam. Er kann nicht schlafen in dieser Stadt. Berry tanzt, die Freundin schaut weiter gelangweilt und phlegmatisch aus dem Fenster des schäbigen Zimmers. Ein Anflug von Zärtlichkeit, er steht vor dem Spiegel, reflektiert sein Leben, die Freundin steckt ihm eine Zigarette in den Mund, die einzige Berührung im Film. Er liest ein Buch und trägt er seiner Freundin daraus vor. Ein sexuell motivierter Mord an einem jungen Mädchen wird beschrieben. Freundin: "Ich will nicht mehr allein sein." Berry: "Jeder ist allein. Deshalb ziehe ich herum." Er wird wieder zum herumtreiben gezwungen. Manchester zieht ihn an, der Drift. Seine Freundin reist Seiten aus dem Buch, aus dem er ihr vorlas. Berry legt dar, das sein Geburtshaus im Krieg zerstört wurde. Es wurde von den Chinesen zerbombt. Berry verläßt das zerstörte Grau Manchesters. Dann kommt er in einen grünen Flecken Manchesters. Im Hintergrund ist Artillerie- und MG-Feuer zu hören, dieser wird überlagert von Bombermotorengeräuschen und dem Knarren von Maschinengewehrnestern. Er sieht Manchester wie nach einem Luftangriff. Zusammentreffen mit dem Kambodscha-Veteran. Er reißt Berry zu Boden, glaubt an einen Hubschrauberangriff. Berry beruhigt ihn und erklärt, es seien Engländer und damit keine Bedrohung für sie. Danach referiert er über sein Traumauto. Der Veteran läßt die Geschichte nicht an sich heran. Berry: "Was sagst Du dazu?" Der KamVet: "Ich lebe dort" , und zeigt auf eine Hausruine.
Berry besucht seine Mutter in einer Psychatrie. Er stellt sich bei seiner Mutter vor. Sie blickt apathisch in’s Leere und erkennt ihn nicht. "Ich wußte Du warst mein Sohn". Währendessen lacht die Zimmergenossin. Hysterisch. Draußen ist Flugzeuglärm zu hören, es wird als Kriegsgeräusch interpretiert. Sie fragt: "Ist wieder Krieg?". Er verläßt das Krankenhaus und wird wieder vom Drift erfaßt. Schlendert zielos durch Manchester. Autos werden einzeln in den Häuserschluchten und vor der Ruinenkulisse gezeigt. Eine Latina, offensichtlich verprügelt, mit Gesichtsverletzungen und entrücktem Blick, sitzt in einem Hintereingang und singt laut auf spanisch. Er will ein Gespräch beginnen, ihr helfen. Sie will dies nicht und fordert ihn auf zu gehen. Er geht nachdem sich die Frau hysterisch gebährt. Wie ein Schlafwandler läuft er durch Manhattan. Dann hält er kurz inne und spielt JoJo. Er geht in ein Kino. Der Film "Savage Innocents" wird gezeigt. Er kauft Popcorn, will mit der Verkäuferin ins Gespräch kommen, diese hat keine Lust auf Kommunikation, antwortet knapp. Er geht weiter. Zum ersten Mal ertönt das "Disappointed"-Thema. Er trifft auf den Mann auf der Bank, der entweder mit Drogen vollgepumpt oder von Alkohol betäubt, einen Witz erzählen will.
Berry kann darüber wie Belgien nicht lachen und verläßt das Kino. Nacht. Er läuft wieder herum. Sieht einen Saxophonisten. "Was möchtest Du hören?!" Disappointed klingt kurz an. Er läßt ihn spielen und schlendert weiter. Morgengrauen. Berry liegt vor der Skyline des (kriegs)zerstörten Manchester auf einem Stück Pappe wie ein Obdachloser. Er wacht langatmig auf. Redet unverständlich mit sich. Kurz ist das Sonnenlicht ausgeblendet. Er focussiert die Straße, sieht ein Auto und entscheidet, ein Auto zu stehlen. Er wirkt immer noch zu verschlafen, dreht sich wie in Trance. Er will seinen Plan umsetzten, den Autodiebstahl, und wartet auf ein Opfer, an einen Briefkasten gelehnt. Ein Auto mit zwei Insassen fährt vor. Der Mann verläßt das Auto, die Frau bittet Berry ein paar Briefe einzuwerfen, der unwirsch reagiert, die Frau tut es selbst und Berry nutzt die Chance, den Wagen zu stehlen. Eine Prostituierte verlacht das schreiende Opfer und empfiehlt ihr, die Straße so schnell als möglich zu verlassen. Wieder Nacht, Straßenschluchten. Berry fährt mit seiner Beute, aufreizend langsam. Er sucht die Garage eines sichtlich nervös wartenden Hehlers auf. Der bietet ihm 800 Dollar für den Wagen. Da Berry das Geld braucht, nimmt er das miserable Angebot an. Berry geht "nach Hause". Will zu seiner Freundin, die nicht an ihrem angestammten Platz am Fenster ist. Er wirkt leicht enttäuscht. Packt seinen Koffer. Schaut lange auf seinen Reisepass. Berry verfaßt einen Brief, eine Notiz. Und wieder die New York, New York. Symbolträchtig zieht er die Tür, sein bisheriges Leben in Manchester, hinter sich zu. Wasser. Wellen. Hafen. Es zieht ihn aus Manchester weg. Berry trifft auf sein europäisches Ebenbild aus Berlin. Der Ankömmling erzählt Berry, das er Berlin verlassen mußte und hofft in Manchester Erlösung zu finden. Manchester ist des Niederländer Hotel Lux, dort will er leben. Berry berichtet von seinen Plänen. Sein Ebenbild, erklärt darauf hin Berlin zu Berrys Hotel Lux. Sie gehen in unterschiedliche Richtungen auseinander. Er betritt das Schiff. Reflektiert seine Nachricht an seine Freundin.
"I’ m a certain kind of tourist, a tourist that’s on a permanent vacation."
Er sieht sich - New York, New York ertönt - auf dem Schiff um, blickt auf ruinöse Beiboote und Dreck. Der Blick zurück auf Manhattan. Es wird peu á peu kleiner. Das Ende des Films. Nahezu vier Minuten wird Manhattan gezeigt, der erste Teil des hoffnungsvollen Liedes Disappointed wird wieder und wieder gespielt. Dabei läuft der Abspann.....
She gets too hungry,
for dinner at eight
She loves the theater,
but doesn't come late
She'd never bother,
with people she'd hate
That's why the lady is a tramp
Ich aber beschloß mich in die Schmollecke zurückzuziehen und schuf mir damit das graniterne Fundament meiner Unberechenbarkeit,von der ich heute noch zehre. In diesem Sinne: Nie wieder Faschismus - Nie wieder Erdbeben...
"Er ist Hans ynn allen Gassen. Ein Steyn, den man hyn vnd wider waltzet,
bewechst selten, also lernet nichts redliches, er gebe sich denn auff eines
allein, vnd lerne das wol. Denn der ynn alles gassen wonet, der wonet
vbel." (Joh. Agricola)
Siena. Die große Gestalt stand auf. A. schlief noch. Er trank eine Flasche preiswerten Chianti auf dem Balkon, ein wohltuendes Gefühl von schwerer Nichtkörperlichkeit. Enttäuschung über sie mildern, ohne seinen Arzt oder Apotheker zu fragen. A. war nett, doch hatte das Charisma eines Erdbeereises, ließ nichts an sich kommen und bewegte sich in emotionalen Schwankungen von Anrufbeantwortern.
"Ich geh noch mal raus", sagte er.
"Was ist den los?", kam ihre schlaftrunkene Antwort.
"Nichts".
A. schlief wieder ein oder war diplomatisch genug, zumindest so zu tun. Desillusioniert, die Umgebung nicht sprengbar, raus. Connor nahm eine von den Pillen, er wollte sie nicht mehr nehmen. Der weltenaufweichende Alkohol förderte die Inkonsequenz. Siena war eine ehrliche Stadt, er verklärte sie zurecht. A. auch, doch nur betäubt zu ertragen. Ein Blitz schlug in sein Gehirn, dieses viel zu enge und aufgeräumte Hotelzimmer hatte ihn zermürbt, trieb ihn auf die Straße. Er warf die Postkarte ein, die er dem Brieffreund aus Manchester geschrieben hatte: "Legalize Wo Sing Wo! Fuckin’ pissed, C.".
Die alte deutsche Frau ergänzt ungefragt den als Landsmann erkannten:
"Die Nazibiester mach’ ich nitt meh’. Aber der Hitler woar noch goldig gewesen. Da konnste’ noch wegjehen als Frau."
Der Hotelgang war dunkel gewesen. Dunkel plus Lichter plus Siena ergab Erträglichkeit. Der Platz, die riesige Muschel und Wein. Ströme von ihm und Touristen in seiner Stadt. Er setzte sich in ein Café, "Chianti Classico prego".
So trank er vier bis neun Gläser. Der Griff in die Tasche, kein ghibellinischer Superheld in ihr aber ein weiterer Blitz in seiner Hand; noch in Form einer Tablette aus Mailand, wenige Augenblicke später in seinem Kopf.
"Mein Kassenarzt meint/ ich werde nicht alt/ mich regt leider
garnichts auf / alles läßt mich eiskalt." (Hildegard Knef)
"Alright- she wants the young rhenanian, young rhenanian, young rhenanian, young rhenanian- she wants the young rhenanian...", summend, er fühlte sich von allen beobachtet und saß doch alleine am Tisch, mit dem Rücken zum Platz, todsündendt! Connors Alarmglocken schrillen, er hat den Eid erfüllt, dafür verdient er Ordensschlaf. Eine junge Frau setzt sich, nach Freiheit fragend an seinen Tisch, eine Deutsche, nicht näher zu beschreiben. Er ignoriert, heuchelt keine Politesse, nuschelt, steht auf, geht. Eine Frau im Hotel reicht, Explosionen im Kopf auch, nicht im Unterleib. Connor sieht sein Hotel. Unter dem Einfluß von Wein und Chemie übergibt er sich auf dem Il Campo; seinen Mageninhalt kehrt er fein säuberlich zusammen und steckt ihn in die Jackentasche, als Geschenk für A. und ein Tag, an dem er sich schwört, mit Drogen aufzuhören, deren Wirkung von einzigartiger Geschlossenheit sind. Prag, gottseidank vor der samtenen Revolution, er dort, alles war totalitaristisch, alles war ausgezeichnet. Ein Tag wie jeder anderer, er war noch am Leben. Und voll. Sitzt vor irgendeinem schäbigen Hotel in Prag 9, in der Hand einen Zehnkronenschein, aus Trotz nicht schwarz getauscht. Er zerreißt den Schein in kleine Stücke und beginnt damit, diese in den Mund zu stecken und schluckt. Als nächstes realisiert er einen Wagen nicht bekannter Bauart mit der Aufschrift "VB". Neue Erfahrungen sind immer achtbar, denkt er nach dem morgendlichen Aufwachen. Wer kann schon beurteilen, wie tschechische Ausnüchterungszellen von ihnen aussehen, obwohl er Luckies und Zehner West dabei hat. Zähneputzen wird durch die Berlinerinnerung ersetzt. Einen einfachere, da naivere Zeit ohne humorige Spontaneität. Die Subkulturinsel, David Bowie im Kopf, ihr Pendant Pankow gut genug, um wenigstens den Mindestumtausch zu vertrinken. Die große Hand bewundernd, sehnt er sich nach einer Partnerin - wie konnte er damals ahnen, daß er sich noch zu hassen versuchen wird, je mit den Frauen begonnen zu haben. Mit Dugal in einer Kneipe, ein Schnitzel von der Größe Saigons inhalierend und Wodka-Lemon schlürfend. Tut ihnen gut, so glauben sie. Pubertäre Trauer aufgrund eines nicht gehabten Akts mit einem häßlichen Mädchen. Es war wie Manchesters Feldwege bei Nacht. Keine Ambitionen für Deutsch-Ulan-Bator, der Guardian meldete - wir kommen dem Ende der Reise nahe - ihm polnische Ehefrauen, die Marrokaner anheuern um die Geliebte des deutschen Ehemann vergewaltigen zu lassen; dies tat er zweimal und nahm noch Geld und Schmuck des Opfers mit. Die Briten druckten dies mit Nationalitätenangabe, undenkbar wie Astronauten, die aus Geldmangel oben bleiben mußten oder Hanseaten, die ihre Querschnittsmutter einfach die Kaimauer herunterstießen. Die Zahnbürste, eben nahezu metrisch erworben, trug er im Mund und es irritierte niemanden, nicht zuletzt ob der Dämmerung. Der Hulmerist nah, er reibt die rote Bürste über die Schneidezähne, das Zahnfleisch blutet und er genießt diesen Moment, die Zeit verwischt. Wie war das?
"Rufst du mich an, du Eintagswesen?"
"Look the sky - it’s like heaven!"
Idiomatische Mängel bedeuten nicht, daß man die attraktive Haarbandträgerin nicht beschlafen kann, auch wenn sie im Nachhinein Frankophilie gesteht. Wiedereinmal wird ein Volk ermordet, look the sky - it’s like heaven! Worte, einer großbrüstigen Engländerin gegenüber geäußert. Dies ist schon lange her....Eine Blindenampel monotont vor sich her. Er denkt an Woody Allen, den einzig us-amerikanisch als Muttersprache sprechenden Europäer, nicht aber an...
Die ewige Frau kommt zu Connor und bittet ihn, sie zu begleiten. Er bringt sie nicht nach Hause, zwar sagte sie, ihr folge ein Unbekannter, aber sie wird sich wohl geirrt haben. Oder darauf hoffen müssen, keine Geliebte zu sein. Er war code star. Connor nahm den Bus der ihn in den Süden von M. brachte. Natürlich war dort die blaßgesichtige Pennerin in Hosen aus zusammengenähten Arafathalstüchern. Tiefe Gleichgültigkeit, er ist zu sehr mit sich beschäftigt. An der Free Trade Hall verlangt ein Besoffener von ihm Feuer und er hat die Hose voll, weil Zweimetermonstren nicht rauchen sollten beim Raubüberfall. Doch gibt er ihm Feuer mit einem billigen Feuerzeug, welches er aus einem karikierenden Moment einmal kaufte, "Gott mit dir du Land der Bayern". Der Brite fragt, was die Aufschrift bedeute. Keine Konversationslust, keine Iren hier, "No idea!", antwortet er, keine Ahnung. Die Voraussetzung für jede menschliche Bindung, für jede Beziehung ist - so schrecklich es sein kann und man versucht es zu vermeiden - letztlich das Gespräch, dies kann bei zwei Menschen von sehr verschiedenenem Bildungsniveau nur auf der niedrigsten Ebene liegen. Trivialität in Wort und Tat ist bezaubernd.
Connor schaute auf die öffentliche Wetterkarte im Fernsehladen, spürte wieder den Phantomschmerz und bedauerte, daß die Entente 1919 nicht die Winterschlacht und den Marsch bis Berlin gewagt hatte. Einiges wäre anders gelaufen. Nach seiner Rückkehr läßt er sich wieder bei ihnen sehen, den Stadtteilkönigen im Buntglasbunker. Reicht ihr Horizont nur bis zum nächsten Saufabend?
"Es ist super Connor, sich mit seinen Freunden besaufend, denkst du an den nächsten erotischen Friseurbesuch"
"Dafür machst du gern und immer Kompromisse"
"Das Bier und der Schnaps sind angenehm kühl, die Zigaretten schmecken gut, Herr Wirt!" "Das ist die Hauptsache"
"Die Welt ist so schön!".
"Du nimmst die Wochenenden sehr wichtig..."
"Das sind sie auch!"
"...Wir haben Spaß, an Wochenenden werden neu Bettkantengeschichten geschrieben"
"Prost, die "Weld issssst scho ssssschön!"
Die Bekannte wollte am Vormittag nur Kaffe’ saufen und frühstücken, er hätte beinahe mit ihr gepoppt.
"Wie?"
"Ich meinte ‘Zeig’ mir deine Narbe!’
"Namen und Körper"
"War sie gut im Bett?"
"Die Welt..."
"...die Welt ist manchmal noch verrückter als Scheiße!"
"Jedem KZ seinen Kräutergarten!"
"Wie rechtfertigt man unsensibles Umgehen mit Vergangenheit, dem Erdball und sich"
"Du hast Glück"
"Glück ?! Ein Meer von Schmerzen."
"Nein, Glück ist und bleibt ein Schaumbad mit Hiltrud Linnemann!"
Das Un-Glück nähert sich von hinten, mit schneidener Stimme und asymetrischer Kurzhaarfrisur, vermutlich zurecht aufgebracht:
"Ich hab’ lang nicht mehr so ‘ne beschissene Unterdrückerdenke gehört wie von euch Schweinen!"
"Ich bin ein guter Demokrat, ich beuge mich ihrem Urteil", entgegnete Connor und damit war die Sache für ihn erledigt und den allwissenden Erzähler auch. Ihm waren Menschen, die drei Tage bluten und doch nicht sterben zu suspekt, die Sichelschwänze beginnen sofort mit dem Aufbäumen. Es geht nicht um zeitlose Kunst, es geht nur um’s Sammeln und Klauen. A dreaded sunny day, so I meet you at the cemetry gates...Keats and Yeats are on your side while Wilde is on mine...
Am Tag darauf, die Versöhnung im Supermarkt. "Einwegfeuerzeuge, Streichhölzer, geräucherte Mardernasen" "Wo bitte geht’s zur Bücherverbrennung?" Blutleerer Raum eines hölzernen Trauerspiels. "Wie ensteht so was?" "Nur Geschreibsel, entstanden nach der Begenung mit der Kuh, die uns das Ding abknipsen wollte, weißt du noch? Und dann ‘nen doppelten Wodka"...
Sollte ich wieder mit dem Trinken beginnen? Kein Entrinnen für Verlorene? Als ich damals nach einem one-night-stand suchte, hast du wirklich drüber nachgedacht, dich vorzuschlafen? Alle ihre Briefe eingekleidet in Aluminiumfolie, sie bedeuten nichts mehr, außer Verschwendung von Rohstoffen. Silberne Lügen - gebündelt in den Abfall? Das Leben ist wie eine Aubergine, dies hat zwar keinen Bezug und noch weniger Geist, aber ich dachte, schreibste’ was, biste’ was. Achtbar, profund - halt tiefgehend und ernsthaft, skeptisch hinterfragend, selbstzweifelnd - tolerant und kritisch. Böse, Oberflächlichkeit als Lebensform, Jagd nach extrovertiertem Sex, abgeschmeckt mit Intoleranz. Dazu verminderte Kritikfähigkeit und degeneriertes Selbstmitleid. Wille zur Macht! Also gehe ich wieder in meine Stammkneipe, ich brauche diese Kneipenatmosphäre, diese Leute mit ihren laienhaft ausgeführten Tätowierungen. Man umgebe mich mit kaputten Trinkern.
"Es ist wiedermal unglaublich, was du alles auf Bierdeckel schreiben kannst." "Es sind nur Geschichten vom täglichen Sterben, sich um sich selbst drehend." "Man wird dir bei deiner Schrift name-dropping vorwerfen." "Und nicht umsonst - ich will so sein wie er, einfallslos, verkommen und alt!"
"Ach nee! Nach der Zerstörung des zweiten Todessterns waren auf einmal alle gegen Lord Vader."
"I like New York in June", spielte es, knisterte es, Musikprodukt einer alten C 90- Universum-Audiocassette ohne Zigarettenspenderigel.
Der unvernünftige Wimpernschlag, eine handvoll Unvernunft, kann der schönste Augenblick des Lebens sein. Was aber ist denn dann, wenn der Tod durch Abwesenheit glänzt, verflüchtigt sich dann auch unsere Zeit und wird in Tagebucheintragungen beweint, in denen der Verfasser über Zeitsand, der durch die Hände fließt, lamentiert? Der Schnitter begrenzt das Leben und verleiht jeder Handlung Einzigartigkeit. Nichts ist annulierbar, kein Auswärtstor wird entledert, alles zählt. Wenn der Tod unsichtbar ist und das Leben sicher scheint, gibt es keine wirklichen Kostbarkeiten mehr, der Wimpernschlag bleibt der kurze Moment niederer Bedeutung, Dinge Menschen, Beziehungen werden austauschbar, Kühlflüssigkeiten in koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken. Alles is’ drin, Einen "Augenblick, verweile doch du bist so schön" wird Unwahrwelt, denn vielleicht kommt noch etwas besseres. Das Leben wird zur inhaltslosen Form.
Er hörte Sting’s Fragile und bedauerte es zutiefst, daß er einige Lieder überaus hörbar fand, gehörte Stink doch seit der Schildkrötennummer in das Regal jedes guten Gesamtschullehrers. Er hatte total abgebaut - "wir rauchen mit dem Regenwaldtellerlippenhäuptling einen Joint!". Schade. Die Achtziger waren schon eine feine Angelegenheit. Moz gehört zu denjenigen, die sie repräsentieren wie nur wenig andere. Connor stand am Weststrand und ihm klang Killing an arab in den Ohren. Es kann auch Jumping someone’ else’s train gewesen sein. Das Wetter war das Bombenwetter, er konnte nicht surfen, sonst wäre der Spaziergang im Sperrfeuer noch unterhaltsamer gewesen, auch spannender. Das Leben war in diesen Momenten nicht so schlecht, Ausgaben und Probleme weit weg, man lebte für den Moment und empfand dabei noch nicht einmal Schuld. Die Haltung des pokneifenden Rattenrudels. Und ein guter Tag, an dem dich niemand mit Bezin übergießt und anzündet.
Über den niederrheinischen Auen erklingt der Kinderchor: "Walter ist in Inge, Walter und Inge. Verliebt, verkalkt, verheiratet!" Schlecht tanzen verboten! In Krefeld ertönt der Muezzin noch nicht, zu Unrecht, kann der Hahn doch noch so vieles von ihm lernen. Connor stellt sich nach der Lektüre die Frage, warum auch die meisten konservativen Frauen, egal ob liberalblondiert oder Neurechtschwarz, meist Disteln sind, im Gegensatz zu attraktiv und leicht bekleideten Kämpferinnen - her mit den andersemanzipierten Schlampen. Die Wortwahl des Bösmenschen? Später drängte ihm CNN auf, wie Prag fett wurde, ausgezehrt im Totalitarismus, hungrig nun, wucherte zwischen Karlsbrücke, Altstadtkern und Zonensiedlungen ein Speckgürtel aus Tankstellen, Gewerbeunterkünften, deutschfeindlichen Bullen, die Zigeuner jagten und Supermärkten. Und Restaurants, die dollarmarkselig die Preise verlangten, die sie auch vor einem Jahrfünft verdient hätten. Hinzu eine dreißigtausendköpfige US-Amerikaner-Kolonie, von denen sich 132 Prozent für avantgardistische Intellektuelle hielten. Die Kräne drehten sich nicht im Herzen der Stadt, denn Bauland war dort so angeglichen wie Speisegaststätten böhmischer Provenienz. Prag war wie alles andere geworden, eingeholt vom Schicksal aller europäischer Metropolen: Das Gesicht verloren und der Planungsplastikchirug ferner als Schnellstraßen und Kaufhäuser nah. Verantwortlich für Baukultur die verfemten Banken und Hoteliers, die Wachstum bedeuten. Sie erben die Wenzelskrone und Rattenschwanz Kafka verräuchert Weihnachtskneipen uff Mallorca.
Der Student, der sich in Prag als Österreicher ausgab, weil er als Fink Opfer war und damit Star, sagte zu ihnen:
"Also ich komme gerade von der Toilette und spüre die Good Vibrations und da wollt’ ich mich mal vorstellen und Euer Laufverhalten studieren, ne. Aber, menschlich seid ihr wirklich nicht so gut drauf, das hat der Heilpraktiker, mit dem ich eben ne halbe Stunde telephoniert habe, auch gesagt. Typisch deutsche Vorurteile."
Connor entgegnete:
"Seit Parsifal geht es in der deutschen Geschichte um tumbe Toren, die in Abenteuer hineinstolpern."
" Aber nicht wieder
NSDAP wählen wie
beim letzten Mal !"
Das hatte er auch nie verstanden, wie Leute sich trotz Arbeitslosigkeit in Kneipen betrinken konnten und mindestens 50 DM pro Abend dort ließen, obwohl sie schon um 14 Uhr den Buntglasbiertempel der Gemütlichkeit betraten. Er denkt an "Halbglatze, den gescheiterten Buchbinder". Sozialbetrüger, wie er sich stolz nennt, obwohl er’s nicht versteht. Besoffen erzählt er allen Tresianern, wie "geil er den Staat abzockt" und sich nebenbei noch schwarz als Gärtner verdingt. Da schließt sich der Kreis zwischen AStA-Gammlern und Dummrechten. Es ist Weihnachten 1989. Hoffnungsloses Antrinken gegen die Verlogenheit der Christen. Und Lieder. "In Deutschland gehen, in Deutschland gehen, in Deutschland gehen die Lichter aus. Und das nicht nur zum Sendeschluß - nein auch beim Multi-Kulti-Stuß. In Deutschland gehen, in Deutschland gehen, in Deutschland gehen die Lichter aus."
Doch Duncan teilt diese Meinung nicht, Duncan Hartmann, eigentlich "Detlef" Hartmann, ging in Glasgow zur Schule, wo sein Vater, ein belgischer Jude aus Wien, eine gutgehende Sodbrennerei hatte. Er wurde von seinen Mitschülern immer gehänselt und nahm deswegen den Namen "Duncan" und die Sympathie seiner Altersgenossen für die Sozialdemokratie an. Jahr um Jahr abreißend war es Grün-Weiß-Hessen, die vor der Tür die unerquickliche Grußbotschaft los wurden. So blieb nur das Feststellen.
Die Beziehung endete mit einem gleichzeitigen Orgasmus am Nachmittag und ihrem Unfalltod am Abend. Besonders interessant ist dabei auch das Zusammen- oder Nebeneinanderleben von Germanen und Kelten auf einem recht kleinen Raum. Manches Mal gab es dann mit dem Plasma-Nudelholz auf die Weichteile, nachdem alle Billigbrand soffen.
Dann sagte er häufig so etwas wie: "Drückt zurück den amerikanischen Imperialismus in den Computernetzen. Und laßt ihn mit der Kreditkarte zahlend, die Kalaschnikow kaufen, mit der du ihn abknallst." Verbalo-Terrier; cisvogesische Synergieleistungen und verwirrte Taugenichtse, die ohne Abschluß den normalen Weg diskreditieren mit den Worten, es zähle der Mensch, sein Können, und "nicht der abgefurzte Stempel einer lesbisch-deutschen Uniprofessorin!" So einseitig gebrieft wankte Connor zur Universität und hatte prompt einen unguten Auftritt auf der Lahnbrücke, dort unterhalten sich zwei Kommilitoninnen, eine sagt:
"Du, ich könnte das Studium nicht machen, wenn sich meine Mutter nicht so sehr engagieren würde."
Connor: "Hat sich deine Mutter nicht schon genug bei deinem Apfelsinenhintern angestrengt?!"
Sie guckte so pikiert zu Boden wie 102 Prozent eines jeden Studenten, wenn das erste Referat in der einführenden Sitzung eines Seminars verteilt werden sollte. Und er setzte seine Feindfahrt fort, der bunte Wolf wird niemals alt. EM - ein weiterer unschöner Kaffee in der Universität.
"He, Liese, kommst du morgen mit zur FrauenLesbenparty? Nur 3 Mack Soliknete und mehrere DJanes."
Connor drehte sich um, tippte einem der beiden auf die Schulter und kommentierte es gewohnt bodenständig-entnervt mit, "Oh man, Puppe! Dose auf Dose klappert!", ließ seinen Kaffee stehen und ging früher als nötig ins Seminar. Es war zum kotzen, die deutsche Schlichtheit in der Uni, der Schlabberlook wird nicht überall als Zeichen geistiger Überlegenheit empfunden, sondern als farblos und langweilig. Er blickte zur Decke, an seiner Hand Aufwärmungsfett der kalten Baguettes. Die Spinnweben bewegten sich zum Takt der alten Musik. In der Ferne. 2 Glühwein, 2 Weißbiere und 5 0,5 l Kölsch. Ergänzt um Fertigspaghetti aus dem Nord-ALDI. Dann las er zur Zerstreuung in seiner breit bemessenen Freizeit.
"Er schüttelt den Kopf und denkt an frühere Feindlagermeldungen. Danach sollte unter dem Kommando des neuseeländischen Generalmajors Sir Bernhard Freyberg mindestens dreißigtausend Soldaten die Insel verteidigen (es waren rund zweiundvierzigtausend) - Engländer, Griechen, Australier und Neuseeländer. Und was haben wir dagegen eingesetzt? fährt Wenger in seinen düsteren Überlegungen fort. Runde fünftausendfünfhundert Fallschirmjäger - wenigstens für den ersten Angriffstag - und insgesamt dreizehntausend Gebirgsjäger..."
Straßburg
Des Poipoidrom geschmorte Kosten: 600.000 bpm, 24 m seitenlang im Quadrat, offen werden alle hier 4 Hauptstädte vorfinden. Das Poipoi: am Eingang zu diesem ersten Saal marodieren wilde Besucher mit einem Rad von 5 m Durchmesser Kopfkunst. Ist das, was die Künstler Marone nennen?
Und umgekehrt. Auf der Außenseite des ersten Rades befindet sich ein Odem des Weihnachtsmannes, das dem Besucher helfen wird, sich seiner Meinungen zu entledigen. Was den Erben der Höhe betrifft, so wird ihm Stuttgart zur Hilfe kommen und ihm ins Gedächtnis rufen: "Sie ist treu".
Es sind ihm Formsachen mitzuteilen, wer seiner narrt, ist demzufolge ein Künstler mit Attitüde, das AntiPoipoi, 9 Stufen höher, er findet keine Sprichwörter, da die bekannten Sprüche mehrerer zur siebten Vergangenheit wurden; sie essen den Tag des Jüngsten Gerichts. Stufen tiefer liegt das Eigentliche, in der Nähe des vierten Gebäudes finden sie einen Poipoikindergarten, der Mieter Vokale liegt betrunken auf schwarzen, blauen, roten Perlen. Hommage an Arthur Rimbaud. Spiele, wie, die amerikanischen, die sich selbst erzählen, "Der König geht sich selbst voraus, spiegelt sich", können sich auch damit vergnügen. Am Ufer entlang zur Nordstadt.
Dort die Inschrift:
thabula Rasse
the gentlerevolution
felix / a / angelt
Angler
gelost
los
los
an
samtos
nostories no
theorie des conventions
maribor / Drau
robbst felix
l'art fonctionnel
noart / elf / An / Ton in Lisa
Die Be-Lohnung selbst legt das nahe. Man ist versucht, von einer Magie des falschen Namens zu sprechen. Solche liegt bekanntlich darin, etwas dadurch in Mißkredit zu bringen, daß man es mit dem falschen Namen belegt. Und eine Irreführung und Einverständnis ist es in der Tat, wenn die Gehalte dadurch definiert werden sollen, sie seien trans-modern und wichtig. Wollte die Postmoderne einfach trans-modern sein, eine Zote wäre sie, darin ja gerade das Innovationsschema des Modernismus es fortwarf und war damit schlicht modern. Das hat niemand außer Stuttgart in seinem Buch der Moderne eindrucksvoll dargelegt. Ginge es um eine Verwerfung und Überwindung der Moderne, so endet man geändert. Nur hievte die Tradition, von der man sich lossagt, niemand auf Podest oder vor dem Ofen hervor Die Postmoderne macht jedoch gerade Urlaub vom Dissens - und Anti-Pathos des Modernismus nicht mehr mit.
Sie geht stakstend zu einem prinzipiellen Pluralismus und hört Worte bei der Kranzniederlegung deutscher Hochschulen und Ministerialdirektoren des Hilfsbundes der vertriebenen Elsaß-Lothringer im Reich. Straßburg, unser Stolz und unser Kleinod, und die Sonne von Altdeutsch-Land, der Namen bedeutungsvoller als alle Jünger-Helden und den Vertreter, die eine Heimat gefunden haben.
Lesen, Gaben des Gorki Vaterlands. Und tief in uns das "Straßburg" der franco-allemands!
"Was bleibt, sind die Erinnerungen, die die Menschen zwischen sich und dem
nahen Tod auftürmen wie Möbel vor einer Tür, durch die jemand eindringen
will"
"Was bleibt, ist das Geschriebene."
"Außerhalb des Geschriebenen ist der Tod."
Joviale Aufwallung gegenüber dem Vaterland, dies notwendig, denn:
Die einst so heimeligen Straßen sind makabre Trampelpfade, Dornenwege ins Ungewisse. Rechts im Bild der Wasserturm; von Leben nichts zu erkennen. Ein Riesenschuttberg menschlicher Vergänglichkeit und ausgerotteter Lebenskultur. Eine auf den ersten Blick tote, verlorene Welt, eine der sagenhaften Vergangenheit überantwortete Weltstadt; jeder Wiederaufbaugedanken ist vermessen. Ein Chaos, dem ewigen Untergang gleich. Die einstige neubarrocke Schwulstigkeit ist glasklarer Zweckmäßigkeit in unnatürlicher Harmonie gewichen.
Deutschland lieben. Pollen mit Dellen erinnernd, rufende, selbsternannte Mahner. Manchmal sind in die Aura der Langeweile lokale Einkaufszentren und Industriemuseen in allgemeine Schemata integriert. Wir kommen!!!!
Bla, bla Plagiator.
Dead White Machos
Wir gingen nicht gerne aus. Es war die Angst vor Überfällen. Aus diesem Grund war auch das Schwimmen in Pazifik nicht angstfrei. Haie- außerdem sind wir gute Deutsche. Er kann den Exportniedergang der deutschen Autoindustrie nicht verstehen. Das amerikanisch-japanisch-deutsche Triumvirat beherrscht die freeways. Die geographische Nähe zu Mexiko ließ mich mehr VW-Käfer als in der Heimat sehen. Erholung vom Niedergang der Hälfte des Nationalstolzreservats, Kraftfahrzeuge und / oder Fußball, bei einer giant pizza mit two toppings (28 inches). Komplexes ausgeklammert. Bunte Trivialitäten, als Dienstleistungsvorbild ist dieses Land nicht zu schlagen, ehrliche Hochachtung. Eine Pizza, größer als ein Schreibtisch wird hineingetragen, ich plädiere für Photos zur Dokumentation der geschmackvollen Albernheit. San Diego stark bewölkt. Schade, wollten heute einen Strandtag machen, Marinestützpunkte haben aber auch ihren Touristenunterhaltungswert. 10.00 h Ortszeit, Dugal überredet mich zu einem Bier. Der Pazifik ist kälter als die Nordsee und schon 2 Meilen westwärts kann ich diese Aussage nicht mehr aufrecht erhalten. Und doch ist dieser Strandabschnitt ein Phänomenen; hier gibt es richtige Weiße, Mittelstandsanglos, eine aussterbende Art, ich sollte ein R-Gespräch mit Tübingen führen. Verblüffend dreiste Möwen kreisen über unseren Köpfen, sie bedienen sich an unserem Picknickkorb (Plastiktüte, Diät-Sprite, Käseballen, USA-Today). Wir hindern sie nicht daran, da wir um unsere Augenlichterkette fürchten. Spitze Schnäbel, kurz vor dem Eindringen ins Gehirn; sie lassen mich meine Wahl des Studienorts nur plausibler erscheinen. Am Strand macht sich wiederum Enttäuschung breit. Wo sind die kalifornischen Mädels, die photogenen Barbiepuppen, diese knallgeilen Luder, die uns in Hochglanzpostillen immer angeboten werden. Nicht da und es ist mir auch egal denn Burritos haben eine viel größere Wirkung auf mich. Attraktive Blondine mit Kind joggt vorbei, alles fließt. "Wie schön können junge Mütter sein" "Wie schön können ältere Schwestern sein". Kein Konsens unter Pauschalis. Eindrücke mixen, Tijuana vs. Rodeo Drive, L.A., welche Steigerung hält Las Vegas bereit. Lebt Elvis zurückgezogen im Mittleren Westen? Wäre er heute so dick wie Marlon Brando? Der Hypochonder in mir erwächst aus einem mittleren Sonnenbrand. Bin sicher, daß ich Hautkrebs bekomme und Elvis in vier Jahren treffe. Einen "Stern" in San Diego erwischt. Muß gerade der mir Berichte aus dem postotalitären Sonderterritorium im Gottesland vermitteln? Skins im früheren Osten Berlins und ihre Liebschaften, untertitelt mit: "Manchmal schläft sie mit einem 16-jährigen. Dann pißt ihr Bomber zur Strafe in den Mund." Pressestadt Hamburg, danke schön. Sie brennt nicht. Wir sind quitt! Und doch können auch US-Amerikaner lachen. Heitere Anekdoten über Polizeibrutalität: "We treat you like a King!". Die Truckerfahrer in der Wüste sind alle geklont, Baseball cap und Ion-Tiriac-Bart. Beziehungskrisen in South-Central: "Oh Doggy Dogg, du liebst mich nicht mehr. Immer wenn ich dich brauche, mußt du aus dem Auto heraus auf Leute schießen." Zwei Wochen nach dieser herzergreifenden Szene kam es zur ersten drive-by-ejeculation in Ell-Äh. Hören B`52’s "Rock Lobster", viele aufgeschlitzte Reifen links und rechts der Bahn, Fahren mit Tempomat wiegt in den unsicheren Schlaf. Doch ich habe mein Zeltlager auf dem Rücksitz aufgeschlagen und sehe die Wüste, verstehe sie für Momente. Dann pennt er wieder ein. Während das erste Indianerresevat passiert wird, stelle ich mir die Einrichtung gleichartiger in Balkanesien vor und kann die Vorwahl Tübingens immer noch nicht erinnern. Los Alamos. "Was haben wir euch denn damals geschickt: Befruchter?" Komödiantenleben in der White-Dead-Macho-Rückzugszone. Betroffenheit schleicht sich in meinen Blutkreislauf, halbschlafend: durchqueren ein Land, in dem Millionen potentielle Obdachlose verhungert sind, verhungert am amerikanischen Traum. Natürlich wirkt die Aussicht auf einen charboiled burger wieder beruhigend verdrängend und eigentlich ist es mir doch egal. Doch die große Zerrissenheit: Carls jr. oder "Home of the whopper: whopper 99 cents"! Dementsprechend lieber Bier und junk-food als Erinnerung an den Alten Kontinent und Sozialdemokratie; Genauso schrecklich war die Sache mit dem Schmiß von Fritz, die von der Mensur herrührendende kleine Narbe wurde später unglücklicherweise vom Steg seiner Brille verdeckt. Aber das war nur ein Zwischenspiel. Keine blinder, 106-jähriger Schwiegervater hält die Hand auf. Wieder keimt die Begeisterung für Dienstleistungskundennähe. Ein Dodge-pick up, in der Wüste, kein Aufkleber wie "Achtung Damen - meiner ist 18 Meter lang!", sondern "How am I driving?". Darunter eine Telephonnummer, unter der man seine Meinung zu den Fahrkünsten des Menschen abgeben kann. Mojave-Wüste und nur 2 Gallonen lauwarmen Wassers dabei. Dann wird nach Strandung der Ostberliner gemacht. Noch 222 Meilen bis Las Vegas. Noch 4 bis 5 Stunden bis zur Wahrwahrnehmung steingewordener Hotelberichte aus der geo. Was man alles liest, wenn mann sich auf Flügen langweilt...
"Wir leben in der Todeszone als gejagte Hasen, als Beuys’sche Hasen. Das leuchtet dem Sozial-
wissenschaftler ein: Der Hase hat - dank seiner langen Hinterläufe - nur so lange eine Chance
gegen seine Verfolger, wie es bergauf geht; nimmt er den leichten Weg abwärts, überschlägt
er sich." (Hans Martin Frese)
Dem Vakuum entfliehen gleich KDF (Krisis des Fatalismus)
Aufgrund der schlechten Versorgungslage sind keine Gefangenen zu machen und Beutewaffen einzusetzen, doch auch auf Publikumsbeschimpfung oder Pazifierung des Landes ist zu verzichten. Connor saß an der Theke und schlürfte schlechten Kaffee. Er hatte in dieser Zeit schon zuviel schlechten Kaffee gehabt. Er schaute auf den Ausschenker, sein Name war Kreissäge. Sie hatte den Auftrag, Frau General v. Tane zu entführen und ins Hauptquartier zu bringen. Die Gefahren lauerten: Die Rebellen werden nach Einschließung versuchen, ihre Intelligenz zu evakuieren. Deswegen ist es wichtig, soviele ihrer Befehlshaber als möglich gefangen zu nehmen. Oder auszuschalten. Sie werden mit dem Hubschrauber in das Nebenkampfgebiet fliegen. Es wird Feuerwechsel geben, keinen elektrischen Strom, Frau General ist festzusetzen (was denn nu?!) und zum Landeplatz zurückzukehren. Und sollte der Hubschrauber nicht sofort landen können, so müßt ihr die Stellung halten, laßt euch nicht ‘rauswerfen. Sollte es die Situation zulassen, so könnt ihr Gefangene mitnehmen. Informationen und - es darf hierbei nicht das Leben für schon gefallene riskiert werden. Wiedergänger, Störer des Lebens, selber ein Untoter, grizzly-ghouls, lebendige Tote in materialistischer Reinheit und unsterblichen Phantasmen. Wer sich den Normen des Nationalstaates nicht anpaßt fliegt ‘raus? Connor führte zu viele Ausländer in seinen Reihen fest, um dies zu beherzigen. Niemand kroch aus einem Ei und Ynling wurde immer noch vermißt. Vielleicht wird er Zahlungsmittel, vorstellbar, bei den bestialischen Labyrinthmorden. Und ihre Mittel gingen zu ende - vierzig Mann und nur noch 6 Packungen Toast, einige Servietten und Papierhandtücher, ein wenig Curryketchup, manche abgeschweißte Wurst, leidlich Käse, zwei Kerzen und eine Glühbirne. Der Mensch erscheint im Holodeck. Sie hatten mehr: drei Eier, Suppenwürfel, Tee, Essig und Öl, Mehl, Zwiebeln, ein Glas mit Senfgurken, Reibkäse, Sardinen (eine Büchse), Gewürze aller Art, Knäckebrot (fünf Pakete), Knoblauch, Himbeersirup für Enkelkinder, Anchovis, Lorbeer, Grieß, Salzmandeln, Spaghetti (ein Paket), Oliven, Ovomaltine, eine Zitrone, Fleisch in der Kühltruhe. Damit ließe sich die Aktion nicht lange herauszögern. Wie verhielten sich die Dauerziele zu situationsspezifischen Strategien ? Dies wollte keiner der Räuber wissen. Der Kohlenschipper mit den animalischen Lauten: "Ein Leben hamm’ we’ nur, ein Leben sag’ ich!"
Die Wirtin in Nonchalance: "Du fängst dich gleich ‘ne Ohrfeigen ein, Mann!"
"Jawohl, für die einen ist es Prora - für die anderen die längste Praline der Welt.". Er war verwirrt durch rothaarige Schlampen. Auch noch am nächsten Tag, wie ihm schnell bewußt gemacht wurde.
Die Entdeckung der Langsamkeit. Neulich in der Anne-Frank-Ausstellung: Er steht vor einem Bild der Waffen-SS-Division Charlemagne. Neben ihm ein ca. 12-jähriger. "Ich dachte, nur Deutsche wären in der SS gewesen!". Connor: "Nein, mein Junge! Viele tapfere, freie europäische Männer (Völker?) haben zusammen mit den Deutschen gegen den Bolschewismus gekämpft." Auftritt des Gutmenschenlehrers. "Das können sie so doch nicht sagen." Wie denn sonst? Nach dem Frischmachen ward Connor wieder der Hörnige und hoffte auf guten Verkehr.
"Kein Scheiß - ich glaub’ ich werd’ von Tag zu
Tag blöder!" (Rödelheim-Hartreim-Projekt)
Der König sitzt in der Wunde, er sieht aus wie die Mischung aus Rebecca Siemoneit Barum und Pipi Langstrumpf. Schrecklich vorstehende Hasenzähne. Das Leben als Finanzamtsachbearbeiter wäre für ihn ein action-film. Einsamkeit auf Ebene Vier und Gestank im Foyer. Er schützt die Gottheiten und wird dafür unangemessen entlohnt. Stoffräume in violett. Er habe ethisch und moralisch keine hohen Wertvorstellungen sagte sie einmal. Die anderen Dinge, die sie "seine kleinen Tricks" nannte, seine Abneigung gegen Elektrogeräte etwa oder die Erstickungsängste beim Baden, legte er bald ab, nur mit dem Schlafen wurde es nicht besser, selbst auf dem Balkon fand er immer seltener Schlaf und gewöhnte sich lange nächtliche Spaziergänge an. Von einem dieser Spaziergänge würde er...
Die Augen der Taiga implizierten einen Motivationsschub beim Beobachten der vorbeiflanierenden Besucher. Die meisten waren sehr blond und er hoffte so sehr auf die Rückkehr der Kelten. Es war das Herz der Invasion, Entscheidungstagswillkür. Nicht Palermo watete, sondern eine Argentinierin mit grünen Stretchhosen, einem prachtvollen Hintern und bezaubernder Ungepflegtheit. Sie war groß, dünn und schmuddelig. "Alte" Frauen, zwischen dreißig und vierzig übten in letzter Zeit eine beachtliche Ausstrahlung auf ihn aus. P. ging und dann kam endlich der Nebel. Stabile Balance war nie Teil seines Lebenskonzepts. Schritte die näherkommen, der König hat keine Angst vor der Entdeckung durch die Kelten. Er hat die Gene des letzten Wikingers. "Da ich Dich liebe, zeigt Dir mein Energiestab seine Triebe". Es würde ein Schauproceß werden. Das Verständnisdefizit für die Monarchie irritierte ihn; es war eine Frage der Zeit und der Störungen, bevor sie ihn niederreißen würden. Er bekämpfe seine Höhenangst nicht und schweißnasse Hände griffen nach Metall. Spinat explodiert in sanfter Dreiteilung. Die Nasen der untergebenen hinterlassen ein metallisches Geräusch, die der davonrennende nur wie durch Watte wahrnimmt. Eine Rose verwelkt und Draht bricht. Für dich soll’s tote Rosen regnen, dir sollen alle Cyborgs begegnen. Er war nicht mehr der Mann, den sie Stuttgart nannten und er ließ 3 Tote im Nordtrakt zurück. Die Geschichte der Dummheit muß neu geschrieben werden und die der Sonnenuntergangsvisionen auch. Es ist eine Frage des Wetters, des Selbstbewußtseins durch eine bestandene Prüfung, des Redens mit Weintrauben und von Katechismuslehrern, die saufen. Unter den gleichgesinnten politischer Fatalismus, unter den Alten verbrecherische Dummheit. Er wollte nicht mehr König sein. Pac-man oder Ossi Spengler - alles das gleiche. "Vielleicht heißt Gott Maggi und hat einfach ‘nen Würfel in die Suppe geschmissen." Kann sein. Puppenwunder ohne Hohn; die Gouvernante sprach so ein falsches Deutsch, daß sogar die Besucher niederländischer Zunge schmunzeln mußten. Und doch wird ihr demnächst als Anerkennung ein Eimerchen Walnüsse dediziert werden. Nie kamen wahnsinnige Säureattentäter noch Astrid Streibel um dem König den Tag bedeutsamer zu gestalten. Kein Surren des Torwächters. Er litt unter großem Bellhusten, wie er wirklich bedenklich war. Wie eine Nullnummer im Regen, einer Comicfigur gleich, ein ackernder und gackernder Ästhetikdespot. Ein Bildungsbürgergespräch bedrängt sein Ohr; "...er variiert die Architektur, der Architektur willen. Er zitiert Säulen. Ich fühle mich wohl. Diese Straßensituation. Am Anfang waren alle sehr überrascht und ich war sehr begeistert. Die Symbole werden ästhetisiert. Die Akustik ist unangenehm. Das Haus rutscht nicht in eine Ecke. Marmor wird durch Kunststoff hochgezogen, das fällt mich nicht." Was ist Linsensuppe mit Essig gegen herbeidebattierte Ästhetik - ein Traum in einer ruchlosen Welt. Sie war übellaunig, so übellaunig wie eine mtv-Moderatorin, die einsah, daß sie einfach keine Titten hatte und man ihr die Vergrößerung im Gegensatz zu Katey Segal nicht nachsehen würde - und wäre dies auch noch ihr einziges Manko gewesen...
Er schrieb, eine Kippe in den Händen - langsamer als sonst und sie attestierte dem Prinzgemahl, das es nichts zu bereden mehr gäbe. Er hätte die Möglichkeit, sich nach Finnland abzusetzen. Oder nach Bad Homburg. Mir ist es nicht gelungen, die vierte Dimension, die Zeit, erfahrbar zu machen und deswegen, nur deswegen, werde ich abdanken. Lieber interessante Unterhaltungen als britischer Tierschutz und Langeweile. Angekündigte Menschenmassen erscheinen und dies harmoniert nicht mit der eben genommenen Coca-Cola-light; steckte er genau in der Mitte des Tempels und wußte, daß er einen guten Tag haben werde?! Besonders für’s Auge? Es war lustig, den Mondmob beim Langweilen und nicht Verstehen zu beobachten, doch ließ sich damit nicht ein Reich regieren. Gähnen aus vierzig Mündern. Kulturkastration in Nizza. Wie können Könige angesichts unglaublich frecher Dummheit lächeln? Verlangen nach einer Pistole um alle Synonyme, die sie bedeutet wegzuballern. Der Serbe vor der Tür - nein: "Königliche Hoheit, es handelte sich um einen Fehlalarm!" Am nächsten Tag herrschte sinnlose schlechte Atmosphäre zwischen König und Königin. Herrscher: "Ich liege nicht gerade im Bett, sondern diagonal. Denn da wachsen Gummibäume. Aber nur nachts." Sie war knatschrot und ein kleines Teufelchen. Eine Gruppe Jugendlicher stürmt den Palast. Sie, die Römer, stehen im Brennpunkt der Schlacht. Die Hoheit verfällt in Vorfreude auf eine gute Schlägerei. Und doch wird er den Aristokratenjob nicht sein ganzes Leben lang machen wollen. Die Gouvernante ruft: "König - ich bleib auch nicht allein, ich finde jemanden. Ich lerne jemanden kennen." Pause. "Nee, is’ auch scheiße." Todmüde und starke Blähungen, es liegt am guten Essen der Leibköche, der er aus ganz Europa an seinem Hof versammelt hat. Und am Döner Kebap zum Frühstück. Noch 3 Platten sind übrig geblieben, wenig harmonisierendes Sein; Querdenker, auf Grundplatten sitzend, umgeben von Säulen, Säulen und Säulen. Notwendigerweise herrscht große Armut in Arad. Der König war sich bewußt, ein alter Mann geworden zu sein. Ein alter Mann. Mit Blutdruck von 340 : 270 und einem Cholesterinwert von 7000. Es herrscht Verfall und er überlegt sich, Faber-Lotto zu spielen. Der König hat niemanden da, der seinen Verfall dokumentieren kann. Aber er hat noch eine wirklich gute Palasttoilette. Verdammt gutes Papier, goldene Amaturen (è WASSERHÄHNE appromenturen), grüne Kacheln und sie ist sauber. Ein Hofberichterstatter spricht ihn auf die Pflegeleichtigkeit des Bodens an und es entwickelt sich ein ernsthaftes Gespräch. Damit ist die Abdrehertroika im Endzeitpalast komplettiert. Die Gouvernante sagt: "Boar, Hoheit, die Schreiberlinge können langsam zu Hause gehen." Das Grammatikverbrechen war ihr Todesurteil, Kriemhilds Rache gleich. (Hier Platz für die Beschreibung von Kriemhilds Rache / Krieg den Hutten, Frieden den Tschechen). Nach der Tötung fiel es dem König für Momente schwer, einen ordentlichen Gedanken zu fassen. Er zerstreute sich, an den Lumpenmann denkend, in dem er sich vornahm, einem Papiersarg zu basteln. Dazu wollte er handgeschöpftes Papier aus den Berichten der Boulevardpresse benutzen, weil ihm das kritisch erschien. Und doch wußte er, daß es ebenfalls Kunst gewesen wäre, "Die Wacht am Rhein" auf kölsch zu singen. Eine Menschenhand manipuliert an Gottheit 6 und durch den Tod der Gouvernante sind alle Schätze der Rhetorik auf ewig verschüttet. Der Bratensauce weinende Gott wird in sich gedreht werden müssen. Der Raum auch. Und dann wird wieder über Hängung, Luftzirkulation, Licht und das Ficken diskutiert werden. Er haßte es jetzt schon. Der ganze Raum leuchtet und das Kabinett wird speichelleckend gutturale Laute ausstoßen, dem König sagen, was er für eine brilliante Idee hatte und hinter seinem Rücken mosern, um wieviel besser sie es getan hätten.
"Laser trifft Autor. Oder: Dänen lügen nicht!"
"Hier lag der sterbende Bruno, keine Sorgenpause. Sie hatten wohl Angst vor Ansteckung. Weit weg von dem Zelt standen Weinbauern mit ihren Frauen. Die eine Frau weinte schreiend, so sehr, daß es bis zu der kleinen Gruppe am Zeltende drang. B. mit fast blinden Augen, meine Frau tagelang schluchzend und ich selbst. B. lag in dem Zelt mit dem Kopf ungefähr in der freien Luft, da die eine Zeltwand aus dem hausartigen Zelt entfernt worden war. Sein ganzer Körper war mit einem Laken zugedeckt, der Kopf teilweise von einer Papiertüte mit Löchern für die Augen bedeckt, das ganze Untergesicht war von Krankheit verwüstet, weg, so daß nur die Zähne im Oberkiefer mit der strammen Haut darüber hervorstachen. In den vorherigen Mund waren fünf/ sechs Cigarren reingesteckt, weil er Cigarren liebte. Mit den Augen rief er seine Frau an und hob den Kopf, so daß sie ihre Hand unter ihn legen konnte. Das war seine letzte Liebeshandlung. Zu mir sagte er mit merkwürdigem Laut, an einer Stelle unten im Hals geformt, daß sein künsterlisches Leben kürzer war, als wir glaubten, weniger als ein Jahr, und daß er mit Entsetzen und Lähmung über sein Schicksal wegginge..."
"Der typisch österreichische Schriftsteller ist ein armes Schwein. Den ganzen Tag sitzt er verbittert zu Hause und wartet darauf, daß ihn ein anderer Schriftsteller anruft, damit sie sich im Kaffeehaus verabreden können, um über das Feuilleton zu schimpfen in dem ihre ungedruckten Werke nie besprochen werden." Lydia Mischkulig hatte wohl eine andere Haartönung als Grass.
Berlin, 1991, außen. Aufforderung für die Autofahrer: "Hupt gegen den Krieg". Wir im Rheinland beschränkten uns darauf, in der Haupteinkaufsstraße zu sitzen, Dosenbier zu nehmen (Paderborner Pilsener, 49 Pfenning, 0,33 l) und uns öffentlich zu machen. Und zu trinken. Wir wahren Freunde, mehr Bier als Öl, keine Blut für Bier.
Sieben Völker in einem Reich, die Geschichte vom tapferen Aufschneiderlein. Irland ist die letzte k.u.k.-Republik, dominiert von Katholizismus und Keltentum.
17. März 1926: Die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund
scheitert zunächst an dem Anspruch Brasiliens auf einen Ratssitz.
"Normalerweise bekomme ich nie einen hoch. Wenn ich aber zu Hause alleine über die zarte Oberfläche der Strümpfe mit meiner Hand streichele, regt sich bei mir ein phantastisches Gefühl. Mein Schwert wird dann auch richtig groß. Ich umwickele es mit einem Strumpf und besorge es mir im Sologang. Deswegen muß ich immer einige Strumpfpaare auf Vorrat haben. Das ist sicher etwas außergewöhnlich, aber Hauptsache ist für mich, daß ich meine Erfüllung finde." Ja, so waren sie, die Tresengespräche im Buntglasbiertempel. Und es gab auch noch Marianne, genannt Kornröschen. Das intellektuellste was sie nach, vor, während des Konsums von dreißig Korn sagen konnte war: "Die Bundeswehr braucht nicht zu wichsen, kommt alles bei Marianne inne’ Büchsen." Oder "Ich mach’ dich fertich wie de’ Salat." Danke, ihr wart ein aufmerksames Publikum. Licht am Ende des Biertunnels, die Wirtin rieb wie die Wiedergängerin Zeige- und Mittelfinger gegen den Daumen, ein leichtes Schnalzen war zu hören und sie sagte: "Wo du nicht bist sei Jesu Christ".
Haargummi zog es in die Revolution. In Mexiko verschwand sie...
"Pat-Buchanan- Door - A new beginning is in the offing!"
Der Zyklus leuchtete und machte die Sabberer selbstzufrieden. Rituale alter Lebemänner. "Ich ahne was er macht, doch gesehen habe ich es noch nicht", wisperte der Minister für Volkstumsfragen dem König zu. Er wünschte sich britischen Blutwein mit gesäuertem Schwielenbrot. Die entartete Welt als Zufallsregime, gegen das er sich zur Wehr setzte. Slowenien war länger Teil Österreichs als Salzburg. Es war wie ein Amoklauf im Mülleimer. (Müllimker) "Ich habe mich auf Joyce bezogen" "Und für den Führer getötet", ergänzt der König Beuys. Der Minister war ein frustrierter Idiot, vor sich auf der Flucht, und er sah aus wie der Schokoladenonkel von nebenan, der sich mit elfjährigen, ostdeutschen Bengels umgab. Ein Lakei in Cowboystiefeln winselt: "Treffen sie eine Auswahl, Hoheit." "Lassen sie alle Gefangenen erschießen, die an einem ungeraden Tag Geburtstag haben. "Danke, Hoheit, mir Wohltat." Elbe und Limes störten bei der Romanisierung und brachten den Jugendlichen einen schnellen Tod. Spitzbübig grinsend versuchte er dem Kabinett zu erklären, warum die Gefangenentötung die Moral der Truppe heben würde. Die Gattin des frustrierten Idiotens blickt kritisch auf die Sonne, um die sich alles dreht; sie ist eine unattraktive Frau, verbittert, die wenn überhaupt, außer dem Minister nur einen wenig phantasievollen Liebhaber hatte. Wichtige Industrielle - Chi-Chi - begrüßen sich mit Bussi hie, Bussi da und draußen vor’m Palast spielen ganz in der Amerikanisierung aufgegangene Kinder. Der König kann sie sehen, sie ihn aber nicht. Die Scheiben der Endzeit spiegeln voyeurfreundlich. Königliche Kaffe’zeit und bis dato noch keine Abenteuer von altem Format erlebt. Der Franzose im Kabinett war ein Künstler, er sprach akzentfreies Hochmittelniederdeutsch, doch hatte die unangenehme Angewohnheit, immer eine erloschene Pfeife im Mund zu tragen. Den kalten Rauch mitbewertend, sah er aus wie Bonvivant Engholm als Tucke für Araber. Sein Guthaben: Er hatte zerwühltere Haare als W.Jens und R.Smith. Dem König war so langweilig, daß er ernsthaft darüber nachdachte, "Krieg und Frieden" zu lesen. Er dachte an die Märchen, die seine Mutter ihm vor der Internatszeit immer vorgelesen hatte. Es war die Geschichte von einem Riesen. Dieser sonnte sich im Mißerfolg; auch er konnte das brasilianische Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht zerschneiden. Das vergangenen riß ihn beim Übergang in die Tiefe und im Sturz fiel ihm ein argentinischer Fußballnationalspieler aus der linken, enganliegenden Gesäßtasche. Der Clou an der ganzen Geschichte war, daß der Spieler eine weiße Hose statt einer schwarzen trug. Sonst war alles beim alten. Weiß-hellblaues Oberteil, weiße Stutzen. Doch sollte man sich in der Wahl der Hose immer vom Gegenspieler unterscheiden. Der mitherausgefallene Ball zersprang am Boden in zwei eckige Teile. Wie die Liebe beginnt auch die Kollaboration mit Zufällen. Der frustrierte Minister geht in eine Bar und bezahlt seine Monatsrechnung. 600 Mark - auf Nachfrage erklärt die Bartenderin: "Ohne Alkohol läuft bei dem nichts." Das neue Volkstumskonzeptpapier wird dem König gereicht und er legt es brüsk wieder aus der Hand. "Wollt Ihr mich verarschen, das Dokument ist ja total zerfetzt." Ein kleinlauter Sekretär schleicht sich zum König und erklärt: "Alle Leute denke, Papier habe eine Vorderseite und Rückseite. Beide Seiten sind gleich - das wollte ich zeigen." Der König hielt die Erklärung für einigermaßen pfiffig und ließ den Sekretär nur martern, nicht aber umbringen. 2 Barbiepuppen flanieren vorbei und bezeichnen den Tugendwächter als lebendiges Kunstwerk.
"König, wir sollten einige Touristenattraktionen und Häuser unter Naturschutz stellen"
"Ah - man darf sie dann nicht mehr jagen oder abpflücken!"
"Nein, ich habe Denkmalschutz gemeint."
Der König dachte verträumt an den Flirt mit der ersten Neuseeländerin, die er je sah, zurück. Doch 26 Flugstunden können eine Beziehung problematisieren und sie beließen es beim Austausch von hübschen Floskeln. Die Gouvernante war so blöd, daß sie sich noch im Dezember 1991 einen Jugo kaufte. Er hatte ihr Leben wohl zu recht ausgelöscht und ihr damit noch einen Gefallen getan. Es waren Irre beim Essen, Debilfratzen, er war häufig unfreiwillig Zeuge von Unterhaltungen über Unterleibsoperationen geworden.
"Da’ iss’ aus die frische Narbe de’ Eiter, Blut und die janze Ursel jekomme’"
Die Welt ist voller esoterischem Schwachsinn und grammatikalischer Schwerverbrecher. Er könnte sich durch Abdankung entziehen, hätte dann aber keine Macht mehr über Leben und Tod. Der Frust-Minister schimpft von Ferne über die restaurative Gesellschaft. Irgendwann würde er auch noch an die Reihe kommen, aber im Moment war er noch ein nützlicher Idiot. Wer über Landminen stolpert, den bestraft das Leben, dies wird der Titel meiner Memoiren sein, denkt sich der König. Bald wird er Feierabend haben , Pfannekuchen essen und dann seine Papiere und Bücher ordnen. Dann Entspannung auf 3 m... und guten Kaffee. Vielleicht noch ein wenig Poe lesen und überlegen, wen morgen der Tod ereilt. Der Frust-Minister ist Kandidat Nummer Eins. Da dachte der König an die Zeit, als schlechte Laienschauspielerinnen, blondgefärbt, ihn nicht seiner Abstammung, sondern seiner Texte wegen kennenlernen wollten. Starke Regenschauer im Gotenland. Blossom bemerkte: "Wenn ich dünne Oberschenkel wie hätte, sähe ich aus wie ein Storch." "O.K., ein Grund Sodomist zu werden."
"Habt ihr einen kleinen fetten Schurken gesehen?"
"Das Königreich ist voll davon!"
"Ein wahrlich eindringliches Buch!"
"Habt ihr wieder Pornos gelesen, Lakai!?"
Im Gotenland sammeln sich Penner. Auch er hatte dort in euphorischer Atmosphäre manches Dosenbier gehabt. Er war ein viel zu leichter Geist und wußte, daß er wieder etwas mit Tiefgang schreiben mußte, dessenungeachtet halfen auch winterliche S-Bahn-Depressionen nicht dabei. Andere Zeiten eben, doch dachte er daran, wie er mit Todesverachtung Stuttgarts Leiche ausgeweidet hatte und seiner Bestimmung entsprechend sein Hirn genoß und sich darüberhinaus - er mußte seinem alten Kameraden und Freund diesen Dienst erweisen - sein zerschossenes Hirn und seine zerquetschten Hoden aß.
"She paints her face with some plastic tools/ she washes her hair with
some plastic shampoo/ plastic people/ you gotta go"(Frank Zappa)
Die Wiedergängerin dozierte über grüne Westen unter denen Tucken am Hof silberne Rollkragenpullover tragen. Der König frug noch nich’ mal, warum sie wieder auferstanden war - er nahm es einfach hin. Er zog sich in sein fürstliches Exil zurück, hatte weiche Knie, wußte daß er nur auf Toilette allein war. So nahm er eine Salmiakpastille, eine Zigarette die ein Scherge ihm auf Zuruf immer dort hinlegte und hatte guten Stuhlgang. Er hatte dort immer eine schöne und bedächtige Zeit (ohne kleine Staatsgeschäfte). Eine Untertanin rennt durch die, Zuschauer zugänglichen Räume, die der Feinschmeckerkönig natürlich einsehen konnte ohne bemerkt zu werden, selbst durch das Personal, wenn er sich zu einer Augensafari aufraffte und in diesen Momenten nicht daran dachte, wie Königsfamilie und Kommerz zusammenpaßten. Sie hatte aubergine Haare, plastikmäßig, Pagenkopfplastik ungeachtet dessen war sie gut, gut, gut. Noch ein paar Staatsgeschäfte, dann zurückziehen, von Vertrauen umgeben sein, wichtige Unterhaltungen, danach ein Vollbad, Spaß, eine Thunfischpizza. Wann kommt endlich der Minister ohne besonderen Aufgabenbereich, der immerhin mit dem Knie denkt? Auch nach Ladenschluß dachte er noch an seinen kleinen Kohlenkeller, der vielbeachtetes und einflußreiches Königtum war. Er erinnert sich an den Belgier, den er zum Tee geladen hatte und der im Rahmen des small-talk etwas, den König nicht loslassendes gesagt hat: "Kein Gedicht über den Gegenstand Fisch kann so viel enthalten wie das Wort Fisch selber." Nun ja, gute Worte, besser als sich vor dem Schlaf den Kopf über Mätressen zu zerbrechen, Illustrierte zu blättern oder sogar eine Audienz bei der Gemahlin zu wagen.
...ja, der Captain war eine Frau, dies war nicht sein Problem, da konnte er sich mit farbigen Vulkaniern schwerer tun. Alles war steril und korrekt und er ließ von nun an nichts mehr auf Jean-Luc kommen. Er hatte sich in den Neunzigern eingerichtet. Wer hatte nicht alles das letzte Hoffnungslos gezogen:
Blossom, die Niederlothringerin, Daphne; die Italienerin, Duncan, Dugal, Der Pixler, Moz, Claire, der Briefmann, Jolante, Arnold W. Stakk, Joseph B. Wamann, Der bebrillte Nachtportier, der immer betrunken einschläft, Halbglatze, der gescheiterte Buchbinder, Nietzsche und sein besonderer Freund Clieko Sieömby, Der Gerüstbauer (30 J., Strumpffetischist), Frau von Tane, Bernd Zeitsprung, Der Kohlenschipper mit den animalischen Lauten, Giacomo Nüssezwicker, Hirsch Apfelbaum, Eine Japanerin genannt ‘Haargummi’, Der Mann, den sie ‘Stuttgart’ nannten, Wurmmann, Die Wirtin, Shmuel Majr der Raketentechniker, Das Pigment-Paradoxon, Der Führer in Paris.
Sie alle waren Geschichte, schlechte Geschichte.
Und dann ging es wieder von vorne los, work in progess, niemand konnte es aufhalten.
Und dennoch schmerzt sie noch, die offene Wunde Deutschland. Tanze Walser mit mir, tanze Walser die ganze Macht. Es ist, wie es ist: Die Rückkehr in Ostseeheilbäder. Stetig verfolgt von Hinterlnad-Ghouls in Vampyrumhängen...
Das weiße Pferd, die blonde Lothringerin und der Unterleib, das Ende
Es war mit ein paar Freunden in einem dieser Viertel. Sie konnten dieser Spelunke nicht widerstehen, in der man vorne 'reingeht und hinten wieder 'rauskommt. Sie hatte wieder einiges getrunken. Dann wurden die Freunde wegen ihres hohen Grads der Betrunkenheit herausgeschmissen. Vorne. Der glutäugige Türsteher und ein dunkelhaarige Italienerin ( Connor dachte sie sei Italienerin! Nach dem ersten Clinch sollte sich das als Irrtum herausstellen) eine angeregte Diskussion, ob es rechtens war, die Freunde 'rauszuwerfen. Diese schauen betreten und denken auf der anderen Straßenseite über eine neue Bierquelle nach. Dann grüßt Connor den bebrillten Nachtportier, der immer betrunken einschläft, setzt sich auf ein Mäuerchen, die Dunkelhaarige kommt auch und er genießt die Verhandlungen. Sie radebrecht; er erlaubt sich deftige Scherze. Wer von beiden zu diesem Zeitpunkt ein Wiedersehen vorschlug, konnte Connor nicht mehr ermitteln. Schließlich und endlich hätte es auch regnen können....
So sitzt er dann wieder zu Hause und denkt an die bevorstehende Fete bei Daphne. Connor liegt auf dem Bett und läßt seinen Schneideraum flanieren, als ihn ein Anruf produktiv verwirrt.
"Hallo Mauerkind! Ich werde dich besuchen, auch wenn du nicht damit gerechnet hast. Doch weiß ich, daß der Gedanke mich erregt."
So ist also die erste Schlacht verloren: De Gaulle und Connor gehen duschen, rasieren, renovieren. So wie es das Gesetz befiehlt. Denken an Blossom, er schaut sich seine Sammlung an, ein Stoß langsam vergilbender Papiere und Zeitungsausschnitte - "ich muß das Rauchen reduzieren" - und der aus getrocknetem Rindfleisch und Schaumstoff nachmodellierte Unterleib Blossoms, der so täuschend aussieht, daß Connor ihn loswerden will. Die Chronologie:
Eins: Den Leib wegschaffen
Zwei: Besuch der Italienerin
Drei: Anruf bei Blossom, während die Italienerin bei ihm ist
Es kommt zusammen, der an der Wand hängende Unterleib, die Angst und Panik vor dem wildgewordenen weißen Pferd, die Angst vor Blossom; sie weiß daß sie ihn töten muß und er wird vom roten funkelnden Augen des Zyklopen fixiert.
Nun stand der Entschluß, den Unterleib wegzuschaffen, ihn von den Klippen hinunterzuwerfen oder ihn am Strand zu vergraben, fest. Doch dann mußte es sein, daß sie klingelte. Connor öffnet die Tür, das seltende Gefühl habend, auf keinen Fall etwas angemessenes sagen zu können. Sie tritt mit einer Freundin ein. Störfaktor stürzt sich sofort auf Connors Bibliothek, er denkt an das Pferd, das ihn über zwei Stockwerke verfolgte, er konnte beim ersten Mal entfliehen und fand sich schweißgebadet im riesigen Wohnzimmer wieder, allein; sie nimmt ein Buch, hier eins, liest sich ein, läßt sich ein, will eben kein Störfaktor sein. Er läßt sich auf dem gemachten (!) Bett nieder, die Italienerin (die sie nicht ist) läßt sich neben ihm nieder. Er hat nur Esther Williams, Peter Glotz, Normalisierungsnationalist und Moses, das Handy Jahwes im Kopf, nicht aber schwarze, halblange Haare, hochgeschlagenes Hemd, schwarze figurbetonte Stretchhose, wenig Lidschatten und -strich, sonst ungeschminkt, einladend. Alles an ihr ist lasziv, aber an Blossom denkend, kann er sich beherrschen...noch!
("Ich fasse ihr an die Brust, sie sagt, sie müsse gehen, bringen wir den Unterleib weg, die Freundin bleibt in der Wohnung, nach der Rückkehr versuchen wir den In-Fight, die Italienerin sagt zu ihrer Freundin: 'Freundinnen kann man auch verlassen'. Es ist alles im Kopf drin, ich muß es nur ordnen, zweifellos eine schwierige Aufgabe")
Das Haus ist postmodern eingerichtet, sehr modern. Die Kargheit der Heimatlosen, denen der Big Apple näher ist als Ingolstadt. Er trifft Blossom, versucht mit ihr auf der Treppe zu schlafen (die Augen, die Augen, dort teilt sie ihm mit, daß sie ihn umbringen muß), der zweite Versuch mißlingt ebenfalls, im Arbeitszimmer, unter dem Dach, die Gäste der Party muß man nicht sehen, wenn man dies nicht wünscht. Die Gefahr der Entdeckung besteht im Arbeitszimmer, im Wohnzimmer und im Erdgeschoß. Sie lassen voneinander, er versucht einen Vorsprung vor seiner Partnerin, die ihn nur widerwillig töten will, zu erhaschen, geht ins Erdgeschoß und nimmt einen Campari-Soda. Er ist abgespannt und voller Schuldbewußtsein wegen der Italienerin. Kurze Begrüßungsformeln 5 oder 6 Personen entbietend, darunter die Gastgeberin. Dann das wildgewordene kranke Pferd, er ist der einzige, der es sieht. Seine Flucht nach oben geht über Eisentreppen. Connors Flucht in den ersten Stock, er nimmt die Umgebung nur schemenhaft wahr. Er sieht die bedrohlichen Nüstern zu nah an seinem Rücken, er erreicht den ersten Stock, den zweiten, den dritten Stock und erinnert sich des Verstecks auf dem Dachboden.
Er ging hinaus und setzte sich in den Wagen. Die Italienerin wollte mitkommen und Connor verwehrte es ihr nicht. Den Unterleib hatten sie sorgfältig in eine grüne Decke gehüllt aus Angst vor Entdeckung. Sie fuhren zu den Klippen und es war ein angenehmes Gefühl, dort angekommen nach kurzweiliger Fahrt, war die See grau und aufgewühlt. Er wollte das kostbare Gut nicht wie ein Barbar die Klippen hinabwerfen. So nahmen sie einen halbstündigen Fußmarsch in Kauf, gingen den steilen, schmutzigen Strandweg herunter, bis an das weit zurückgezogene Wasser. Connor warf den Halbleib in die See, nickte kurz und drehte sich um. Sie begriff scheinbar nicht, wie schwer ihm dieser Schritt fiel, denn sie lachte befreit und sah dabei sehr erotisch aus. Ihre ungezügelte Fröhlichkeit ließ Connor die letzten Tage verdrängen. Er hatte immer ein konkretes Bild vor Augen, sie gingen und er wußte, daß er sich immer noch nicht bei Blossom gemeldet hatte, obwohl die Jagd schon eröffnet war. Die Rückfahrt war schwerer als Connor es erwartet hatte. Der Monomann geht von Bord.
Sie erreichten die Wohnung und die Freundin sitzt unbeteiligt in der Ecke, ohne scheinbare Regung. War es nicht so, daß die Italienerin alleine kam und die Freundin erst beim ihrem zweiten Besuch in Connors Wohnung zugegen war? Die Mauerfrau kam zu Connor und er erklärte ihr, daß der Unterleib, obwohl Nachbildung, weggeschafft werden müsse. Sie lagen auf dem Bett und es war alles so klischeebehaftet geil. Connor öffnet ihr Hemd und streichelte ihre Brust. Die schwarze Wäsche ließ Connors schlechtes Gewissen besser ausblenden als er zu hoffen wagte, Erektionsprobleme im Hinterhauptkopf. Sie sagte, akzentfrei, "Ich bin es nicht gewohnt, daß nur meine Brust liebkost wird und sonst nichts geschieht. Eigentlich müßtest du mit mir schlafen..."
Sie wußte um meine Reaktion, die ich genauso wenig verbergen konnte wie Blossom. Doch er war nicht bereit es zu tun, so schlug er vor, das Imitat wegzuschaffen, das er vor der Italienerin eigentlich verbergen wollte. Connor konnte nicht ahnen, daß Blossom, einer Germanistikstudentin gleich, so rote Augen haben könne. So liegen sie auf dem Bett und Connor hatte sich schon im vorherigen Bild des meisten Ballastes entledigt. Die Freundin mimt die Ignorantin, die sie auch ist, sie gehen daran, sich auszuziehen, keiner will einen ordentlichen Skat kloppen, obwohl ich es nicht beschwören kann, da das Bild zu unklar ist und sich die Frage nach der Gewichtigkeit der Lasten Connors nicht stellt. Und dann, nur dann durfte es geschehen: Klingelt das Telephon. Am anderen Ende Blossom, ein Gespräch so belanglos, daß sie alles ahnen müsse.
"Ja, ich lieb' dich auch. Ich beeile mich und komme gleich vorbei."
Connor weiß nichts zu sagen, Wortwechsel zwischen Italienerin und Ignorantin:
"Es war seine Freundin, du wirst ihn nicht wiedersehen."
"Freundinnen kann man auch verlassen."
Connor ist sehr betroffen über diese Skrupellosigkeit, sie imponiert ihm aber auch.
Ankunft am Haus / Bemerken des wildgewordenen Pferdes /
Panikartige Flucht über die eisenbeschlagenen Treppen
Er schaut sich die Räume genau an, um sie später gut beschreiben zu können. Ein billiges Wortgefecht mit Blossom, sie teilt mit, daß sie über die Affäre Bescheid weiß, zeigt aber seltsame Gleichgültigkeit genau wie bei der Mitteilung des Tötungsauftrages. Während Connor darüber sinniert und sich fragt, ob der Unterleib schon für Aufregung bei den Polizeikräften gesorgt hat, weil diese erst später feststellen werden, daß es sich nicht um ein Leichenteil handelt - oder die See ihn auf- und annahm, bemerkt er ein Röcheln, wie es Lord Vader zur Ehre gereichen würde. ängstlicher Schulterblick, hinter ihm ein riesiges Pferd - in einem Weiß, das es nicht geben darf. Eine Stimme ruft angsterfüllt:
"Laufen sie, fliehen sie! Es hat gestern einem Partygänger erst das Schienbein gebrochen und Stücke aus dem Schädel getreten, so daß Gehirn auf den Teppich tropfte, es war sehr, sehr unschön, laufen sie weg!"
Connor ist überzeugt, keine Fragen zu stellen und beginnt zu laufen. Hoffnung auf Treppen, das Pferd steigt hoch und versucht ihn mit den Vorderläufen zu treffen doch Connor ist schon auf der Treppe. Im Eingangsbereich spürte er schon etwas böses, sein Sichtfeld war eingeschränkt, das Röcheln bedeutete auch das Versprühen kleinster Teile saurer Flüssigkeit. Ekelaufzug, die Notizen werden hinfällig, es geht um sein Leben und in dem Moment als ihm klar wurde, das Reden nicht helfen werde, begann die Flucht. Das eiserne Treppengeländer, geschmackvoll wie die Einrichtung eines Jugendgefängnisses, ließ die Schritte wie Paukenschläge klingen, dieses ähnelte Artilleriefeuer. Bumbum, Bumbum, das Treppenhaus schützt zurecht! Hetzen in den dritten oder zweiten Stock, er wagte keinen Blick nach hinten, doch war es unwahrscheinlich, daß ein großes Pferd die Verfolgung aufnahm, doch schiss er auf Wahrscheinlichkeitsrechnung, wenn es um sein Leben ging. Connor sieht die Glastür, springt, sie öffnet sich, gut für den Teint, sehr unheimlich dennoch, er landet in einer handvoll leerer Umzugskartons mit der Aufschrift NYC, das ist Literatur, flach zu Boden gedrückt doch weich gelandet. Nach Jahren des Ausharrens wagt er sich ins Wohnzimmer, die Hitze und der Schweiß dieser Menschenansammlungen sind wie immer unerträglich. Doch auch das Sehen mit nur einem Auge fällt schwer.
So lag Connor also in einem Stapel übelriechender Kartons und wußte nicht, wie lang er warten sollte, bis er sich ins Epizentrum der Feier vorwagen würde; die Angst vor dem Pferd war nicht vorgeschoben sondern real. Das Sitzen auf der Mauer und das Erwischen durch Blossom wäre der ehrlichere Weg gewesen, doch wußte er noch nicht ob er auf seine geliebte Henkerin warten sollte.
Der Raum war leer und mindestens fünf Kilometer entfernt, es erinnerte ihn an das IG-Farben-Gebäude in Frankfurt / Mezzogiorno. Auch die Entweihung seiner, nach einem für Außenstehende nicht erkennbarem Plan angeordneten Bibliothek, nahm er in Kauf, konnte er dies im Moment doch nicht verhindern und ergab sich in sein Schicksal. Würden die Italienerin und deren Freundin noch in seiner Wohnung sein? Wenn er jedoch sein Versteck verläßt und die Nichtexistenz des Pferdes annimmt, so läßt sein Unwohlsein den Schluß zu, daß er sein Versagen bewußt wahrnimmt. Beim Hinabschreiten der Treppe sieht er Blossom, die teilnahmslos an ihm vorbei schaut. Im Dunst des Rauches erkennt er eine Bindehautentzündung, er will etwas zu ihr sagen, sich für das Telephonat entschuldigen, sieht seine fernmündliche Unterlassungssünde im Beisein der Italienerin ein. Das rote Auge ist nicht überrot, sie hält eine Walther PPK in der Hand.
"Diese Stadt war nicht schlecht. Niemals war hier vollkommen Wirklichkeit. Und die Achtziger Geschichte."
So würde die Erzählung beginnen. Oder noch besser: Enden.
"Was ist mit deinem Auge, Blossom?"
"Frage nicht, geh!"